StaatsfinanzenSteuern auf Löhne und Gehälter spülen fast 500 Millionen Euro mehr in die Kasse als im Vorjahr

Staatsfinanzen / Steuern auf Löhne und Gehälter spülen fast 500 Millionen Euro mehr in die Kasse als im Vorjahr
Auch in den ersten neun Monaten 2022 haben die Steuereinnahmen deutlich zugelegt Foto: AFP/Ozan Kose

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Für die Regierung bedeutet eine hohe Inflationsrate mehr als nur steigende Preise und steigende Ausgaben. Auch die Einnahmen des Staates legen automatisch zu.

Die Zeiten sind hart. Das Verbrauchervertrauen ist auf einem Tiefpunkt angekommen. Die Unternehmen haben mit einer schwächeren Nachfrage und einem allgemein widrigen Umfeld zu kämpfen. Die Steuereinnahmen des Staates jedoch sprudeln überaus munter weiter. Zumindest in einigen Bereichen.

Fast 497,7 Millionen Euro mehr als im Vorjahr haben allein die direkten Abgaben auf Löhne und Gehälter in den Monaten Januar bis September in die Staatskasse gespült. Ein stolzer Zuwachs von 14,1 Prozent. Das geht aus neuen Zahlen des Finanzministeriums hervor.

Die Einnahmen aus diesem Bereich sind bereits seit vielen Jahren am Wachsen: Seit dem Jahr 2010 war die Marke von zwei Milliarden Euro jährlich ständig überschritten worden. Seit 2014 lagen die diesbezüglichen Einnahmen jedes Jahr bei mehr als drei Milliarden. Im Jahr 2019 war die Schwelle von vier Milliarden erstmals überschritten worden.

Mehrere Gründe für das Wachstum

Gründe für diesen schnellen Anstieg gibt es mehrere: So ist die Zahl der Arbeitsplätze insgesamt in Luxemburg weiter deutlich gestiegen. Ende Oktober zählte das Land (saisonbereinigt) 506.809 Stellen. Das sind rund 1.550 Arbeitsplätze mehr als vor einem Monat und etwa 16.300 mehr als vor einem Jahr. Seit Ende Januar 2020 (also vor der Corona-Krise) sind im Großherzogtum über 35.300 neue Stellen entstanden. Im Mai war hierzulande erstmals die Marke von einer halben Million Arbeitsplätze überschritten worden.

Neben dem Besteuern von mehr Lohnempfängern sind die Einnahmen des Staates zeitgleich auch dadurch gestiegen, dass die einzelnen Löhne zugelegt haben. Dies war unter anderem wegen der Fälligkeit von zwei Indextranchen in diesem Zeitraum der Fall. Die progressive Besteuerung (und die Nichtanpassung der Steuerstufen an die Preisentwicklung) hat zur Folge, dass die Steuereinnahmen auf Löhne und Gehälter so jedes Jahr schneller wachsen als das eigentliche Volumen der Gehälter.

Die Entwicklung bedeutet, dass die Steuern auf Löhne und Gehälter zwischen Januar und September dieses Jahres stolze 4 Milliarden Euro in die Kassen des Staates gespült haben. Im Vorjahreszeitraum waren es erst 3,5 Milliarden.

Auch Mehrwertsteuer legt stark zu

Sehr deutlich zugelegt hat in den letzten neun Monaten neben den erwähnten Steuern auf Gehälter auch die Mehrwertsteuer (TVA). Sie hat der Staatskasse insgesamt 3,79 Milliarden Euro eingebracht. Das sind 339 Millionen Euro (oder 9,9 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Dieser Anstieg dürfte größtenteils der hohen Preissteigerungsrate zu verdanken sein: Steigen nämlich die Preise, steigt die als Prozentsatz zu zahlende TVA automatisch mit.

Eine weitere Einnahmequelle, die in den letzten Monaten besonders ergiebig gesprudelt hat, sind die „Droits d’accises sur les tabacs manufacturés“. In diesem Bereich wurde ein Anstieg um 85,7 Millionen (oder 15,7 Prozent) auf 632 Millionen Euro gemessen.

Ein deutlicher Rückgang der Steuereinnahmen wurde derweil beim Verkauf von Diesel festgestellt. Insgesamt lagen diese, bis Ende September 2022, deutliche 65,4 Millionen Euro (oder 12,9 Prozent) niedriger als im Vorjahreszeitraum. Sie brachten der Staatskasse so nur noch 443 Millionen Euro ein. Leicht zugelegt (ein Plus von 10 Millionen auf insgesamt 173 Millionen Euro) haben derweil die „Droits d’accises“ auf Benzin.

Zum Vergleich: Insgesamt haben sich die von den drei Steuerverwaltungen erzielten Einnahmen im Zeitraum 2022 auf 15,1 Milliarden Euro belaufen – in Anstieg von 1,2 Milliarden Euro (oder 8 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr.


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