EditorialZwischen Coolness und Panik – Luxemburgs Vorbereitungen auf den Blackout

Editorial / Zwischen Coolness und Panik – Luxemburgs Vorbereitungen auf den Blackout
 Symbolfoto: Jessica Lichetzki/dpa

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Die Diskussion über die Versorgungssicherheit bei der Elektrizität wurde in Luxemburg wesentlich leiser geführt als beim Gas. Die Befürchtungen, die bei den deutschen Nachbarn bereits seit einigen Monaten laut werden, scheinen zumindest die öffentliche Debatte hier kaltzulassen.

Das ist etwas verwunderlich. Denn das Großherzogtum ist in Sachen Strom fast genauso wenig autark wie beim Gas. Gerade einmal 18,5 Prozent der in Luxemburg verbrauchten Elektrizität wurde im vergangenen Jahr auch hier produziert. Und damit ist die Geschichte nicht zu Ende, denn die 18,5 Prozent sind natürlich nur ein Durchschnittswert. Ein Beispiel: Am 14. November wurden zwischen 8 und 9 Uhr 667 Megawattstunden in Luxemburg verbraucht. Produziert wurden aber nur 58, also 8,7 Prozent. Wo kam der Rest her?

Der Rest kommt laut ILR „größtenteils aus Deutschland“. Zwar beschafft sich Luxemburg seinen Strom auf dem Papier insbesondere aus Norwegen – die Elektronen, die letztendlich den Föhn in Niederanven antreiben, kommen physisch jedoch vor allem aus der Bundesrepublik. 58 Prozent des importierten Stroms flossen 2021 über die 220-kV-Leitungen bei Moersdorf und Vianden ins Land. Dort ist das Luxemburger Creos-Netz mit dem deutschen Übertragungsnetz Amprion verbunden. Von dort bekommt Luxemburg jenen „Großteil“ seines Stroms.

Und eben in Deutschland ist die Furcht vor längeren Stromausfällen wesentlich größer als hierzulande. Keine Woche vergeht, in der kein Discounter in Deutschland ein Notstromaggregat im Angebot hat. In den Medien wird ausgebreitet, welche Infrastrukturen bei einem längeren Stromausfall zuerst zusammenklappen: Erst Internet und Mobilfunknetz, dann irgendwann die Wasserversorgung, schließlich funktioniert auch das Abwassersystem nicht mehr. 

Trier will in den Stadtteilen im Fall der Fälle Annahmestellen für Notrufe einrichten, die mit Aggregaten und Funkgeräten ausgerüstet sind – notfalls in einem Stadtbus, der dann im Viertel parkt. Da soll es dann auch „die Möglichkeit geben, eine Babyflasche aufzuwärmen“, zitiert der Trierische Volksfreund einen Katastrophenschützer. 

Amprion, das den Strom aus Deutschland nach Luxemburg schickt, erklärt, dass sogenannte „Lastunterdeckungen“ im Winter nicht ausgeschlossen werden könnten. Im „schlimmsten Fall“ könne es dann zu „kontrollierten Lastabschaltungen“ kommen, bei denen Verbraucher „diskriminierungsfrei“ für „kurze Zeit vom Netz“ getrennt werden. Was bedeutet das, wenn niemand „diskriminiert“ werden soll? Dass auch der Stromfluss nach Luxemburg gedrosselt oder abgezwackt werden kann?

Anders als in Deutschland ist das Thema in Luxemburg hier aber nicht wirklich sichtbar. Auf den Webseiten der einschlägigen Akteure herrscht Alltag: Das „Haut-commissariat à la protection nationale“ veröffentlicht Corona-Reports, das Innenministerium berichtet über die Grundsteuerreform, die Polizei gibt Tipps gegen Einbrecher und das CGDIS wirbt für Rauchmelder. Auf infocrise.lu sind im Prinzip die gleichen drögen Informationen zu bekommen wie noch vor einem Jahr – Tipps für einen „Notfall-Kit“ stehen dort neben den Zielen der Luxemburger Energiepolitik – und welche Verwaltungsorgane denn in der Krisenzelle sitzen.

Luxemburg und Deutschland hängen im selben Netz – bereiten sich auf einen Ernstfall aber ganz unterschiedlich vor. Verfallen die Deutschen hier in irrationale Panik? Oder verschläft Luxemburg etwa erneut, seine Bürger auf den Notfall adäquat vorzubereiten? Der Winter wird es zeigen.

Engelhardt Lars
28. November 2022 - 10.59

Ma Creos an dei anner Bedreiwer kennen jo als eischt Elektrobornen vun deenen Pseudo-Ökolgeschen Autoen ofschalten . Do get schon vill gespuert sou das dem Bébé sain Biberon warm ass fir ze iessen.

Engelhardt Lars
28. November 2022 - 10.59

Ma Creos an dei anner Bedreiwer kennen jo als eischt Elektrobornen vun deenen Pseudo-Ökolgeschen Autoen ofschalten . Do get schon vill gespuert sou das dem Bébé sain Biberon warm ass fir ze iessen.

JJ
28. November 2022 - 9.45

Eine Situation die aber schon lange vor Putin akut war. Ausstieg aus Kohle,Gas und AK(da waren wir nur in Cattenom präsent um zu demonstrieren) und paralell dazu E-Auto,E-Bike usw. Das wird in die Hose gehen,selbst wenn wir das ganze Land mit Zellen und Windrädern zupflastern. Aber gut dass Deutschland,wie vorhergesagt,nicht sofort aus der AK aussteigt.Sie haben endlich nachgerechnet. Man hört schon die Generatoren laufen neben den Häusern wenn heuer nachts der Saft wegbleibt. Vielleicht bekommen wir dann einen Anschluss an Cattenom.

dita.lu
28. November 2022 - 8.09

dat ass emol gut gesoot, oder geschriwen .. ët gung och mol Zäit, well, esou ass ët jo hei am Land, do gët jo just nëmmen nach op eng total "Eletrofizéierung" fiir ons Zukunft higewisen .. vum nëmme méi Eletro-Auto'ën - Alles digital, am beschte vun Doheem aus schaffen , wat de Mënsch an eng Isoléierung féiert, wou ons Gesellschaft tëschen "Gänseféissercher" gesaat gët, dat heecht : kee Kontakt méi zu de Matmënschen, also och kee Gedanke-Austauch - a fiir de Recht gët ons iirgend Eppes viirgegaukelt, all Moment, ëmmer dat selwëcht, bis mër ët op eemol gleewen, wéi schéin ët dach hei am Land ass .. Alles Paletti -dëm Auteur ee grousse Merci fiir dësen Artikel-