EditorialFür und Wider einer bargeldlosen Gesellschaft

Editorial / Für und Wider einer bargeldlosen Gesellschaft
 Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

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1.442 Bürger haben bisher (Stand 7.11., 17.00 Uhr) die öffentliche Petition Nummer 2470 unterzeichnet, die fordert, das Recht des unbegrenzten Bargeldbezahlens in die Verfassung einzuschreiben. Es würden aktuell zwar noch 3.058 Stimmen fehlen, damit das Thema von der Chamber in einer öffentlichen Debatte aufgegriffen wird, doch die Ängste der Unterzeichner sind durchaus berechtigt.

Die Diskussion um die Abschaffung des Bargelds ist nicht neu. „Cashless“ hat sicherlich etliche Vorteile, doch müssen deshalb gleich Geldscheine und Münzen ganz abgeschafft werden?

Kredit- und Debitkarten sowie „Smart Money“ vereinfachen z.B. Geschäftsleuten ihre Arbeit; ohne Cash im Umlauf käme es in Krisensituationen auch nicht zu den gefürchteten „Runs“ auf die Bankschalter und zu einer Panikstimmung in der Bevölkerung, und es ist definitiv einfacher, ein Haus oder Auto per elektronische Überweisung zu bezahlen als mit einem Koffer voller Geld. Da Geldwäsche zudem einfacher ist, wenn man größere Summen bar ausgeben kann, erhofft man sich mit einer Abschaffung des Bargeldes auch, die organisierte Kriminalität effizienter bekämpfen zu können.

Schweden ist das Beispiel eines Landes, welches das Prinzip „cashless“ in Europa bisher am weitesten getrieben hat. Das sprichwörtliche nötige Kleingeld in der Tasche wird Ihnen dort in den meisten Fällen nicht weiterhelfen. So können Sie z.B. Tickets zum ABBA-Museum in Stockholm nur mit Kreditkarte bezahlen: „Money, money“ gibt’s nicht gegen Cash.

Gegen Bargeld spricht, dass es einfach gestohlen werden kann. Was aber nicht heißt, dass digitales Geld sicher wäre. „If it’s smart, it’s vulnerable“ (ist es intelligent, so ist es angreifbar) lautet der Titel eines rezenten Buches vom finnischen Cybersicherheits-Experten Mikko Hyppönen. Er zeigt darin, dass es die so oft gepriesene Sicherheit im elektronischen Geldverkehr – wie bei allem im Leben, sei es im realen oder im digitalen – nicht gibt.

Aber nicht nur böswillige Absichten können uns von unserem Geld trennen; technische Probleme können das ebenso.

Das wohl wichtigste Argument gegen die Abschaffung des Bargeldes ist der gewaltige Verlust an Privatsphäre, der damit einherginge. Existierte unser Geld nur digital, wäre die Kontrolle darüber und damit die unserer Lebensgewohnheiten wesentlich einfacher. Nicht nur könnte jedes noch so kleine Finanzgeschäft auf Knopfdruck von einem Beamten kontrolliert werden, sondern der gesamte Geldbesitz wäre nicht mehr unter direkter Kontrolle der legitimen Besitzer. Und ob das Ziel, die organisierte Kriminalität auf diese Art besser bekämpfen zu können, so erreicht würde, bleibt fraglich.

Die etlichen Vorteile des digitalen Geldes sind also noch lange keine Argumente gegen das Bargeld an sich. Jeder Bürger soll selbst entscheiden können, ob er lieber cash oder per Karte bezahlt. 

Ob Petition oder nicht: Auch wenn die Abschaffung des Bargelds nicht auf der politischen Tagesordnung steht, wäre es mehr als sonderbar, wenn das Thema in der Politik keine Beachtung fände.

Peter Geier
9. November 2022 - 16.16

Der Kreislauf. Ich hebe bei meiner Bank Geld ab und gebe es beim Einkaufen u.s.w. wieder ab. Die Empfänger tragen es dann wieder zur Bank. Was für ein Blödsinn!

Romain
8. November 2022 - 15.33

Kartenzahlung ist schön und gut. Leider gibt es noch immer Geschäfte und Ärzte die keine Karten akzeptieren (nicht eingerichtet) oder Marktstand nur mit Barzahlung. Hatte mal ein Stromausfall erlebt im Shoppingcenter, nichts mit Kartenzahlung

JJ
8. November 2022 - 10.42

@Leila, richtig.Das ist ein psychologischer Effekt.Wie bei der Ampel die nur bei MIR IMMER rot ist.Aber es geht ja hier um Bargeld oder Kartenzahlung.

Leila
8. November 2022 - 9.51

An der Kasse Schlange stehen liegt nicht immer nur an "unbebrillten Oma's/Opa's", sondern auch an manchen schlafmützigen Kassierer/innen, die in Zeitlupe die Artikel scannen, Kassenrollen austauschen oder Kassierer-Wechsel statt findet. Zumindest bin ich eine von denen, die meistens trotz Abschätzens der Menge in den Einkaufswägen vor mir an der falschen Kasse ansteht!

JJ
8. November 2022 - 9.00

Spätestens seit Corona hat sich der Vorteil von Kartenbezahlung gezeigt.Und es ist doch immer wieder erfrischend wenn die Oma/Opa an der Kasse,ohne Brille,Minuten lang im Port-Monnaie wühlt um auf den richtigen Betrag zu kommen. Denn so ein Cent-Stück ist nicht leicht zu finden,vom Wert ganz zu schweigen. Auch die Geschäfte ziehen die Kartenzahlung vor.So kann man oft Schlange stehen an der einzigen Bargeldkasse,während die anderen sechs "CB"-Kassen einen flüssigen Ablauf garantieren. Ja sogar die Parkuhren brauchen keinen "Cash" mehr. Times they are changing.