CyclocrossJempy Drucker: „Wir hinken im Mittelfeld hinterher“

Cyclocross / Jempy Drucker: „Wir hinken im Mittelfeld hinterher“
Jempy Drucker ist seit August Cyclocross-Nationaltrainer und möchte mehr Breite im luxemburgischen Querfeldein schaffen Archivbild: Luis Mangorrinha/Le Quotidien

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Wenn die Cyclocross-Europameisterschaft an diesem Wochenende in Namur (B) stattfindet, hat die FSCL mit Marie Schreiber eine ambitionierte Fahrerin am Start, die ganz nach vorne fahren kann. Nationaltrainer Jempy Drucker traut der 19-Jährigen viel zu. Der ehemalige Radprofi blickt jedoch etwas besorgt auf die aktuelle Situation im luxemburgischen Cyclocross: Die Basis sei nicht so stark wie auf der Straße, erklärt der 36-Jährige im Gespräch mit dem Tageblatt.

Tageblatt: Jempy Drucker, Marie Schreiber gehört in ihrer Altersklasse zu den besten Crosserinnen. Fährt die FSCL mit der Ambition, eine Medaille mit nach Hause zu bringen, nach Namur?

Jempy Drucker: Träumen darf man. Marie hat sicherlich das Zeug dazu, doch am Ende wird das Rennen entscheiden. Wenn Marie Sechste wird und sie sagt, dass sie das perfekte Rennen gefahren ist, dann müssen wir und das ganze Land zufrieden sein. Sie kann aber genauso gut Vierte werden und sagen, dass sie eine Medaille liegengelassen hat. Es ist schwer, eine Vorhersage zu treffen.

Die Favoritenrolle beim Rennen von Schreiber wird sicherlich den Niederländerinnen gehören, oder?

Das sind Überfliegerinnen, ganz klar. Da Fem Van Empel (die Holländerin gewann in dieser Saison alle vier Weltcup-Rennen, Anm. d. Red.), die bei den Espoires noch startberechtigt wäre, aber bei der Elite startet, rücken wir normalerweise einen Platz nach vorne. Dann sind aber immer noch Puck Pieterse und Shirin van Anroij da. Sie fahren auf einem ähnlichen Niveau wie Van Empel. 

Offiziell sind Sie seit dem 1. August auch als Cyclcross-Nationaltrainer für die FSCL tätig. Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Marie Schreiber bis dahin wahrgenommen?

Ich kenne sie noch nicht so gut. Natürlich habe ich sie in den letzten Jahren aber schon verfolgt. Sie war und ist neben Christine Majerus eine der Frauen, die im Cyclocross internationale Erfolge hatten. Ich habe sie nebenbei verfolgt und in diesem Jahr etwas mehr Kontakt aufgebaut. Ich probiere ihr immer Tipps zu geben und ein guter Ratgeber zu sein – aber alles, was sie bis jetzt erreicht hat, hat sie ohne mich erreicht. 

In diesem Jahr hat Schreiber einen großen Schritt in ihrer Entwicklung gemacht. Kommt das für Sie überraschend?

Eine Entwicklung kann man nie vorhersagen, das ist schwierig. Es ist aber unübersehbar, dass sie einen großen Sprung gemacht hat. Zum einen bin ich überrascht, ja. Sie konnte im Sommer immerhin sehr wenig trainieren. Auf der anderen Seite kommt es aber auch nicht überraschend – weil sie keine Schule mehr hat und sich voll auf den Sport konzentrieren kann. 

Neben Schreiber starten drei weitere FSCL-Fahrer. Erwartungsgemäß dürften sie einen deutlich schwereren Stand als Schreiber haben …

Ohne Frage. Isabelle Klein genießt, glaube ich, einen großen Respekt im Feld und vor allem in Luxemburg. Sie schafft es, ordentliche Ergebnisse zu fahren, obwohl sie unter der Woche normal arbeiten geht. Sie fährt gegen die Weltelite und schlägt sich sehr gut. Rick Meylender fährt sein erstes Jahr bei den Junioren. Ich glaube, es wird eine gute Erfahrung für ihn werden. Noa Berton hat letzte Woche mit dem 17. Platz beim Koppenbergcross ein sehr respektables Ergebnis eingefahren. Der Parcours von Namur ähnelt dem vom Koppenberg. Es wird eine gute Möglichkeit für ihn, ein gutes Rennen zu fahren. 

Vermisst wird Christine Majerus, die immer noch eine Verletzung auskuriert und damit nicht in Namur starten kann. 

Christine wird wohl über die ganze Saison fehlen. Ich glaube nicht, dass sie darüber nachdenkt, dieses Jahr Cyclocross zu fahren – was auch verständlich ist. Sie hat eine wichtige Straßensaison vor sich. Die Verletzung, die sie hat, sollte nicht zu unterschätzen sein. Cyclocross zu fahren, ist da wirklich nicht ratsam. Die Sturzgefahr ist hoch, außerdem muss man das Rad häufig schultern. Die Schulter wird also doch sehr beansprucht. 

Wie sehen Sie Luxemburg im Vergleich zu den anderen Ländern?

Wir hinken im Mittelfeld hinterher. Wir schaffen es zwar, vereinzelt Fahrer nach vorne zu bringen, die international für Furore sorgen – aber die Basis ist nicht so stark wie auf der Straße. Daran müssen wir arbeiten, damit wir in Zukunft mehr Fahrer zur Elite und zu den Espoirs auf internationale Rennen schicken können. 

Durch den SkodaCross Cup finden fast wöchentlich Rennen in Luxemburg statt. Das trägt zu einer positiven Entwicklung bei, oder?

Es ist auf jeden Fall eine tolle Sache. Allerdings bleiben wir bei diesem Wettbewerb im eigenen Land und fahren immer gegen die gleichen Gegner. Es ist besser, ins Ausland zu gehen. Wenn man nach Belgien fährt, fährt man gegen die Weltspitze, in jeder Alterskategorie. Das ist eine Investition, die jeder Fahrer aber selbst machen muss. Wenn ein Cyclocrosser schlagkräftig sein möchte, dann muss er selbst im Ausland Rennen fahren wollen. Marie ist diesen Weg gegangen – und erntet nun die Früchte. Wenn unser Niveau in Luxemburg besser wird, dann spricht gar nichts dagegen, Rennen hier zu fahren. Es geht aber erst mal darum, das allgemeine Niveau zu heben. Da führt der Weg nur übers Ausland. 

Das Programm

Cyclocross-Europameisterschaft in Namur (B):
Samstag, 5. November:

11.00-11.40: Juniorinnen
13.15-14.05: Espoirs Männer
15.00-15.50: Elite Frauen mit Isabelle Klein
Sonntag, 6. November:
11.00-11.45: Junioren mit Noa Berton und Rick Meylender
13.15-14.00: Espoirs Frauen mit Marie Schreiber
15.00-16.00: Elite Männer