TriathlonDer Traum von Hawaii: Gleich sieben Athleten des Teams X3M Snooze gehen bei der Ironman-WM an den Start

Triathlon / Der Traum von Hawaii: Gleich sieben Athleten des Teams X3M Snooze gehen bei der Ironman-WM an den Start
Vorfreude vor dem Flug nach Hawaii herrschte bei Brice Faucheux, Jérôme Ewen, Anja Dziadek, Thierry Majerus und Georges Reding (v.l.n.r.) vom Team X3M Snooze Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Mit der Ironman-WM auf Hawaii steht in dieser Woche das wohl bekannteste Triathlon-Rennen der Welt auf dem Programm. Sieben Sportler des luxemburgischen Vereins Team X3M Snooze werden am Donnerstag bzw. Samstag mittendrin sein und sich damit einen Traum erfüllen.

Eine gewisse Portion Verrücktheit gehört wohl dazu, wie auch die Mitglieder des Teams X3M Snooze allesamt mit einem Lachen bestätigen: „Nach 3,8 Kilometern Schwimmen und 180 Kilometern auf dem Rad freuen wir uns, dass dann nur noch ein Marathon vor uns liegt“, meint Jérôme Ewen. 42,195 Kilometer Laufen – was für andere als alleinige Disziplin schon eine große Herausforderung darstellen würde, ist für die Triathleten auf der Langdistanz sozusagen nur noch der Schlussspurt. Dieser wird für nicht weniger als sieben Sportler des luxemburgischen Klubs, die am Donnerstag und Samstag bei der Ironman-WM auf Hawaii an den Start gehen werden, der Schlusspunkt eines großen Abenteuers sein. Denn sich einmal für dieses weltbekannte Sportevent auf Hawaii zu qualifizieren, das war für Anja Dziadek, Thierry Majerus, Jérôme Ewen, Georges Reding und Brice Faucheux, die sich vor dem Abflug in die USA mit dem Tageblatt zusammengesetzt haben, ein großer Traum, der 2022 nun endlich in Erfüllung geht.

Dass sich insgesamt neun Athleten seines Vereins für Hawaii qualifizieren konnten – Dany Papi und Danièle Flammang müssen verletzungsbedingt jedoch passen –, das macht den Präsidenten des Klubs X3M Snooze, Pascal Duhautpas, stolz. Denn ein solches Kunststück schaffen auch bei größeren Nationen nicht viele Vereine. 190 Sportler zählt der Klub, der sich seit dem letzten Jahr aus den beiden Vereinen X3M Mersch und dem Team Snooze zusammensetzt, aktuell. „Da das Team Snooze kein Schwimmbad hatte und auch kein richtiges Triathlontraining anbot, weil es sich einfach viel mehr auf das Radtraining konzentrierte, kam die Idee auf, das Know-how zu bündeln“, erklärt Duhautpas, der den Merscher Verein im Jahr 2010 mitgründete. Ziel war es, interessanter für Topathleten zu werden, die so auch die Möglichkeit von gemeinsamen Trainingseinheiten erhalten. Ein Konzept, das auf sportlicher Ebene jedenfalls voll und ganz aufgeht.

Europameisterin ihrer Altersklasse

Eine Chance, die auch Anja Dziadek im letzten Jahr sah, denn genau der Aspekt des Teams liegt ihr besonders am Herzen und so schloss sie sich folglich dem Team X3M Snooze an. „Ich freue mich enorm, als Mannschaft nach Hawaii reisen zu können, ich bin wirklich froh, dass ich hier nicht auf mich allein gestellt bin.“ So teilt sich ein Teil des Teams auf Hawaii dann auch ein Haus, das man gemeinsam gemietet hat. Ressourcen bündeln ist ein großer Vorteil, denn bei 5.000 Startern ist neben dem Flug auch die Unterkunft in und um den 20.000-Einwohner-Ort Kailua-Kona alles andere als geschenkt. Dass sie das Training in der Gruppe braucht, betont Dziadek, die sich im Juni in Frankfurt sogar den Europameistertitel in ihrer Altersklasse (35-39 Jahre) gesichert hat, noch einmal extra: „Das Training ist doch ziemlich zeitintensiv und anstrengend. Dies gemeinsam in der Gruppe tun zu können, ist schon etwas ganz anderes, vor allem bei den langen Ausfahrten mit dem Rad.“ Jérôme Ewen hat vor dem Start auf Hawaii derweil ein Höhentrainingslager absolviert, zu dem ihn ebenfalls weitere Sportler des Klubs begleitet haben. 

Es ist nicht nur der Ironman, sondern DER Ironman

Thierry Majerus

„Ich mache jetzt seit 19 Jahren Triathlon. Als ich damals, mit 17, begonnen habe, sagte ich mir, dass ich einmal zum Ironman nach Hawaii möchte. Da hat mein Trainer mich erst einmal gebremst“, erzählt Ewen, der sich zwischenzeitlich auch einmal stärker auf den Radsport konzentriert hatte, mit einem Schmunzeln. „Seitdem war die Idee im Kopf drin.“ Zwischen 15 und 20 Stunden die Woche trainiert der 36-Jährige normalerweise, vor einem wichtigen Wettkampf dann auch mal 30. Neben der Arbeit somit noch einmal ein Halbzeitjob. „Dein Leben besteht vor allem aus Arbeit, Sport, Schlafen und Essen“, erklärt er lachend. „Da kann man froh sein, wenn der Partner das mitmacht.“ Dem stimmen seine Teamkollegen lachend zu. „Gerade deswegen ist es auch toll, in der Gruppe mit Freunden trainieren zu können, dann sieht man sie wenigstens dann“, führt Dziadek fort. Mit einer Trainingseinheit kommt man im Triathlon mit seinen drei Disziplinen bekanntlich nicht aus: „Da kann es sein, dass man zwei- oder sogar dreimal am Tag dabei ist“, meint Ewen weiter. Ein großer Aufwand und viel Arbeit demnach, um sich den Hawaii-Traum zu erfüllen.

Mythos Ironman Hawaii

Doch warum ist gerade dieses Rennen das große Ziel eines jeden Triathleten, der auf der langen Distanz zu Hause ist? – „Alles hat hier angefangen, es ist ‚the place to be’. Es ist nicht nur der Ironman, sondern DER Ironman“, erklärt Thierry Majerus. „Hier hat auch die Geschichte des Triathlons angefangen“, meint Ewen weiter. 120.000 Athleten probieren pro Jahr einen Startplatz zu ergattern: „Es sind einfach die Besten der Besten, die dort am Start sind“, findet Dziadek. Und auch die Wetterbedingungen mit der Luftfeuchtigkeit dürften für viele eine spezielle Herausforderung sein und den Ironman Hawaii zu einem besonderen Erlebnis machen: „Im Laufe des Tages dreht auch der Wind: Während die Profis auf der Radstrecke noch vom Rückenwind profitieren, haben die langsameren Teilnehmer das Pech, dass sie vielleicht 180 Kilometer auf dem Rad bei Gegenwind bestreiten müssen“, erklärt Reding eine weitere spezielle Herausforderung. Kein Wunder, dass die Profis zum Teil bereits einen Monat im Voraus nach Hawaii kommen, um sich zu akklimatisieren.

Es ist auch die Stimmung bei diesem Event, die den Teilnehmern immer in Erinnerung bleibt. Dass die Langdistanz-Spezialisten im Triathlon eine geschlossene Einheit sind, wird auch deutlich, wenn die Sportler davon berichten, dass sich die Gewinner des Rennens abends noch einmal Richtung Ziellinie aufmachen, um die letzten Finisher zu begrüßen und ihnen die Medaillen im Ziel umzuhängen. Denn auch die Profis wissen, welche Strapazen die Hobbyläufer, die wesentlich länger auf der Strecke unterwegs sind, auf sich nehmen, und zollen damit ihren Respekt, 

Ich freue mich enorm, in einer Mannschaft nach Hawaii reisen zu können

Anja Dziadek

Hiervon dürfen sich auch die X3M-Snooze-Athleten in den nächsten Tagen selbst ein Bild machen. Zu ihnen gehören neben den etwas bekannteren Gesichtern Jérôme Ewen, der 2018 beim Challenge Roth gesehen hat, dass Hawaii kein Traum mehr bleiben muss, und sich im vergangenen Jahr auf Lanzarote schließlich das begehrte Ticket holte, sowie Anja Dziadek, die nach eigenen Aussagen mit Hawaii eigentlich schon abgeschlossen hatte, bevor sie sich den EM-Titel in Frankfurt sicherte, auch noch fünf weitere. Thierry Majerus, der in der Altersklasse 50-54 Jahre startet, ist dabei der Älteste im Bunde. Erfahrung sammelte er bereits bei der Militär-WM, über die Armee erhielt er auch einen Startplatz für Lanzarote, wo er dann die Qualifikation für Hawaii perfekt machte: „Ich wusste selbst nicht, was mich dort erwarten würde, und plötzlich war ich qualifiziert. Es ist wirklich ein Traum, der damit in Erfüllung geht.“ Alles, was jetzt noch kommt, ist für den „Oldie“ im Team dann auch noch Bonus.

Auch Georges Reding kann sein Glück noch immer nicht fassen, dass er es nach Hawaii geschafft hat. „Ich bin sozusagen der Lucky Qualifier hier“, gibt der ehemalige Badmintonspieler mit einem Lachen zu. Denn es war erst sein dritter Ironman überhaupt, bei dem er sich den begehrten Startplatz sicherte. „Ich hatte gar nicht damit gerechnet und bin fast aus allen Wolken gefallen.“ Die Zeit am Samstag ist für ihn dann auch zweitrangig: „Ich möchte ankommen und das Ganze auch genießen.“ Brice Faucheux hat derweil in diesem Jahr erstmals extra mit einem Trainer auf sein Ziel hingearbeitet: „In Nice hat es dann auch geklappt. Auch mein Ziel ist es, alles zu geben und einfach anzukommen.“ Neben dem Quintett sind schließlich auch noch Anja Rehlinger und Christian Weyland dabei.

Hervorragende Werbung

Bereits am Donnerstag werden die beiden Damen des Teams sowie Thierry Majerus in den frühen Morgenstunden ihr Rennen auf Hawaii beginnen. Da aufgrund der Pandemie die WM in den letzten beiden Jahren abgesagt wurde, haben sich viele der sogenannten Altersklassenstarter, die den Hauptteil der Teilnehmer ausmachen und zu denen auch die Luxemburger gehören, ihren Startplatz aufgehoben. Anstatt der üblichen 2.500 sind demnach in diesem Jahr 5.000 Sportler am Start und damit musste das Rennen zum ersten Mal in seiner Geschichte auf zwei Tage aufgeteilt werden. Am Samstag sind dann die weiteren Sportler aus dem Großherzogtum gefordert.

Für den Verein X3M Snooze ist das Saisonhighlight über die Langdistanz mit sieben Athleten jedenfalls jetzt schon eine hervorragende Werbung und vielleicht gleichzeitig auch ein Ansporn für andere luxemburgische Triathleten. Denn in diesem elitären Kreis einen Platz zu ergattern, ist auch für luxemburgische Triathleten nicht unmöglich, wie das X3M Snooze Team gerade beweist. Und vor einer Woche in Barcelona hat sich der Erste aus dem Klub bereits für die Ausgabe 2023 qualifiziert.


Im Überblick

Die Starter des Teams X3M Snooze bei der Ironman-WM auf Hawaii:
Donnerstag, 6. Oktober:
Anja Dziadek (Altersklasse W35-39)
Anja Rehlinger (W35-39)
Thierry Majerus (M50-54)
Samstag, 8. Oktober:
Jérôme Ewen (M35-39)
Brice Faucheux (M45-49)
Georges Reding (M45-49)
Christian Weyland (M40-44)