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(Symbolfoto Leserbrief) Foto: Pixabay

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„Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken, nach bestem Vermögen und Urteil; ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht.“ (Auszug aus dem Eid des Hippokrates)

Eigentlich auch ein Must einer gerechten Gesundheitspolitik. Der kranke Mensch, die absolute Priorität der medizinischen Behandlung, unabhängig vom jeweiligen Krankheitsbild. Ist dem allerdings so? Beispiel ALS, die Charcot-Krankheit. Wie werden diese Menschen – die absolut im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind – jedoch „behandelt“? Hat ein Staat das Recht, eine Vogel-Strauß-Politik zu betreiben und gewisse Patienten einfach ihrem fatalen Schicksal zu überlassen? Wie steht es um die qua Verfassung garantierte Gleichheit der Luxemburger vor dem Gesetz? Jede Krankheit ist als gleichwertig anzusehen, der Staat muss – auch im Krankheitsfall – ethischer Garant dieser Gleichheit sein, was im Falle von ALS-Kranken (so direkt Betroffene) leider nicht der Fall zu sein scheint.

Sind diese Menschen „die Vergessenen“ unseres Gesundheitssystems und werden auch nicht mehr würdig „behandelt“? Wissend, dass diese Patienten unter spezifischen Voraussetzungen absolut leben können! Hat ein Gesundheitssystem das Recht, Prioritäten der Behandlung nach Krankheitsbildern zu setzen? Wessen Wille geschehe? Derjenige einer Pharmaindustrie, die definiert, was für diese „interessant“ ist und was nicht? Eine nach neoliberalen Vorgaben funktionierende „Gesundheitspolitik“, faktisch jedoch eine unmenschliche „Krankheits-Geschäftspolitik“ – Zitat des VKD*-Präsidenten Dr. Josef Düllings: „Ich glaube, wir sind so weit, dass wir das Ende des Kapitalismus im Gesundheitswesen fordern müssen.“ Eine richtungsweisende Aussage …

Alle kranken Menschen müssen als gleichwertig angesehen und behandelt werden. Es ist ethisch total unverantwortlich, eine Krankheit gegen eine andere „auszuspielen“, die Kranken und ihre Angehörigen, die mitleiden, im Regen stehen zu lassen. Ist es nicht schlimm, dass man so etwas überhaupt thematisieren muss? Das in leider zurückgekehrten Kriegszeiten, wo der Mensch seine Armseligkeit wieder einmal unter Beweis stellt und die finanziellen Mittel für Waffenkäufe problemlos fließen? Ist das eine verantwortungsvolle Politik?

Besonders bedauerlich im vorliegenden Falle von ALS-Kranken ist die Tatsache, dass ein bestehendes Modell der ALS-Krankenversorgung in der eigenen Wohnung (cf. Asbl. „Wäertvollt Liewen“) eingerichtet und sämtlichen politischen Parteien sowie vielen Organisationen im Detail vorgestellt wurde, einfach nicht allgemein umgesetzt wird. Zusammengefasst gefragt: Was konkret tun, wenn einem Menschen eine derartige Diagnose mitgeteilt wird?

„Zu einem vollkommenen Menschen gehört die Kraft des Denkens, die Kraft des Willens, die Kraft des Herzens.“ (Ludwig Feuerbach) Die Kraft des Herzens …

Wo schlägt das Herz der Politik?

* VKD = Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands

Grober J-P.
6. Oktober 2022 - 20.55

"Entwicklung und dem Vertrieb von Medikamenten interessiert die nur für eine Handvoll Patienten in Frage kommen? Nein. Doch schon aber die kosten Unsummen. Noch bisschen erträglich wenn die Krankenkassen übernehmen, leider nicht bei allen Medikamenten.

JJ
6. Oktober 2022 - 16.10

Wenn's ums Geld geht,Sparkasse?? Nein. Wenn's ums Geld geht- Pharmaindustrie. Ist die Pharmaindustrie an der Entwicklung und dem Vertrieb von Medikamenten interessiert die nur für eine Handvoll Patienten in Frage kommen? Nein. Die sind so uninteressant wie Gesunde. Hippokrates hatte damals noch keine Ahnung von einer Lobby die so mächtig ist. Sonst hätte er seinen Text vielleicht anders formuliert.Und er war auch noch von Ehre und Integrität des Eidleisters überzeugt. Und man weiß ja auch was ein Eid noch wert ist sobald "the big money" mit ins Spiel kommt.