EngagementVon Überschwemmungen schwer getroffen: Escher „Marchigiani“ helfen italienischer Gemeinde 

Engagement / Von Überschwemmungen schwer getroffen: Escher „Marchigiani“ helfen italienischer Gemeinde 
15. September 2022: Die Straßen und Plätze im Zentrum von Cantiano werden überflutet Foto: Privat

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Von den Überschwemmungen am 15. September in Mittelitalien ist besonders auch die kleine Gemeinde Cantiano in der Region Marken betroffen. Fabio Bernardini, ein in Esch lebender „Marchigiano“, sein Sohn und Freunde haben beschlossen, zu helfen.

„Viva l’Italia“ heißt ein Lied von Francesco de Gregori. Der italienische „Cantautore“ beschreibt darin die Sonnen- und Schattenseiten seines Landes. Naturkatastrophen kommen nicht vor, dabei gehören sie, leider, fast zum Alltag im Belpaese.

Eine solche Katastrophe ereignete sich am 15. September dieses Jahres, als binnen Stunden eine Menge an Regen fiel, wie sonst nur in einem halben Jahr zusammen. Betroffen ist auch Cantiano, eine kleine Gemeinde mit rund 2.000 Einwohnern in der Region Marken.

Fabio Bernardini ist entsetzt, als er die Bilder sieht, im Fernsehen oder in den sozialen Netzwerken. In Cantiano hat er ein Haus, seine Eltern wurden dort geboren. „Et ass mäin Doheem“, sagt Fabio, der in Esch lebt und arbeitet. Er beschließt, zu helfen.

Hilferuf

„SOS Cantiano-Luxembourg“ heißt die Facebook-Gruppe, die Fabio Bernardini gemeinsam mit Sohn Luigi und den Freunden Salva und Saro Pica sowie Nico Zago gegründet hat. Es ist ein Hilferuf, versehen mit dem Zusatz: „Forza Cantiano“.

Alle Beteiligten sind eng verbunden mit Cantiano. Wo sie jeden kennen, den Barista, den Restaurantbetreiber, den Pfarrer und die Zeitungsfrau. Das erklärt, warum die Katastrophe in „ihrer Stadt“ ihnen so nahe geht, auch wenn es längst nicht die schlimmste aus rezenter Vergangenheit in Italien ist. Sie starten mit ihrer Facebook-Seite einen Spendenaufruf. 5.500 Euro sammeln sie in der ersten Woche und überweisen das Geld direkt und integral auf das Konto der Gemeinde Cantiano.

Zwölf Menschen kommen insgesamt im Überschwemmungsgebiet ums Leben. Erst vor einer Woche ist die Leiche eines kleinen Jungen geborgen worden. Der Materialschaden in der ganzen Gegend ist enorm – auch in Cantiano. Die Ortschaft wird überflutet, in einer Straße klafft ein riesiges Loch, ganze Fassadenteile werden weggerissen, Inneneinrichtungen zerstört und Autos wie Spielzeug mitgerissen und übereinandergestapelt.

Cantiano ist kein Ort, wo sich Touristen oft verirren oder gar länger bleiben. Es ist ein friedlicher Ort in einem grünen Tal am Fuße des 1.700 Meter hohen Catria-Gebirges. Solche Orte werden schnell mal vergessen, wenn es um nationale oder regionale Hilfe geht, sagt Fabio. Er zitiert den Bürgermeister, der befürchtet, dass Menschen aus dem Ort wegziehen, weil ihre Häuser unbewohnbar geworden sind.

Unzureichende Warnung

Wie schnell mit vor allem finanzieller Hilfe für den Wiederaufbau zu rechnen ist, weiß man in Italien nie so genau. Ein gutes – oder eher ein schlechtes – Beispiel dafür ist die Gemeinde Aquila in den Abruzzen. 2009 wurde sie von einem Erdbeben verwüstet. Jahrelang hat es gedauert, jahrelang lebten die Menschen in Containern, und noch heute sind nicht alle Spuren beseitigt, wie man jüngst beim Papstbesuch sehen konnte.

In Cantiano wird immer noch aufgeräumt. Menschen und Bürgermeister der betroffenen Gebiete beklagen, dass sie von den zuständigen Behörden nicht ausreichend vor den Unwettern gewarnt worden seien. „Mittlere bis geringe Gefahr“, lautete die Warnung am Tag vor dem Regen.

In der Zeitung La Repubblica kam am Tag nach der Katastrophe einer für die Warnmeldungen verantwortlichen Wetterexperten zu Wort. „Ein unvorhersehbares Phänomen“, nannte er das, was passiert war. Der Mann gab zu verstehen, dass eigentlich das Gegenteil von dem eingetroffen war, was die Meteorologen nach Vergleich zweier Modelle angenommen hatten. Niemand sei auf die Tragödie vorbereitet gewesen: „Die Bürgermeister in den Gemeinden haben einen Spätsommerregen erwartet, mehr nicht.“

„Viva l’Italia, l’Italia che resiste“, singt De Gregori in seinem Lied. Menschen wie Fabio, sein Sohn, seine Freunde, tragen mit dazu bei, dass Italien kämpft und lebt.

Spendenkonto:

BCEE LU50 0019 4155 6494 7000 – Luigi Bernardini – Vermerk: SOS Cantiano.

Grober J-P.
3. Oktober 2022 - 9.47

"Aquila in den Abruzzen. 2009 wurde sie von einem Erdbeben verwüstet." Hatte doch damals der Bungamann den Leuten den Himmel auf Erden versprochen, und immer noch nicht alles "bereinigt"? Meloni macht das schon, wetten.