Gemeinderat Esch50 Prozent mehr auf nun 61,5 Millionen Euro: Kosten für Sporthalle und Parkhaus explodieren 

Gemeinderat Esch / 50 Prozent mehr auf nun 61,5 Millionen Euro: Kosten für Sporthalle und Parkhaus explodieren 
Der Ausbau der Lallinger Sporthalle kommt die Stadt Esch wesentlich teurer zu stehen als geplant Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Kostenexplosion beim Bau der neuen Sporthalle einschließlich des Parkhauses in Lallingen stand im Mittelpunkt der ersten Escher Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause. Während die Halle 16,2 Millionen Euro teurer wird als ursprünglich geplant, schlägt das Parkhaus mit einem Plus von 2,35 Millionen zu Buche. 

Stéphane Biwer bezeichnete die Kostenexplosion als „Skandal“ und rechnete zusammen, dass die neue Sporthalle und das Parkhaus zusammen mit den Arbeiten in der Peripherie die Stadt Esch im Endeffekt gut 70 Millionen Euro kosten würden. Damit läge man im Bereich des „Stade de Luxembourg“ (76 Mio.) oder aber des Velodroms (61 Mio.) nebst Schwimmbad in Bad Mondorf. „Das ist nicht allein mit der Inflation, dem Index, Corona oder dem Krieg in der Ukraine zu erklären“, so Biwer, „da ist ganz einfach zu groß geplant worden“.

In die gleiche Kerbe haute Line Wies („déi Lénk“), die den Schöffenrat daran erinnerte, dass auf nationaler Ebene für jede Investition über 40 Millionen Euro ein Gesetz verabschiedet werden müsse. „Für uns ist die Schmerzgrenze erreicht, bei der wir so was mittragen können“, sagte Wies. „déi Lénk“ und die LSAP sollten sich bei der Abstimmung um die Budgetverlängerung enthalten. Bürgermeister Georges Mischo (CSV) erinnerte daran, dass 48 Jahre lang nichts in Sachen zusätzlicher Sporthalle geschehen sei und dass die Investition im Hinblick auf zukünftig 50.000 Einwohner dringend erforderlich sei. „Wir bauen keinen Palast für den Schöffenrat, keinen Prunkbau. Es ist ja auch nicht so, dass wir begeistert wären, doch wir können nicht auf die Preise reagieren, sondern müssen jetzt in den sauren Apfel beißen“, so Mischo, der später immerhin verkünden konnte, dass das Parkhaus am Nachmittag seine Schranken öffnet. 

Im Dezember 2020 hatte der Gemeinderat den Kostenvoranschlag verabschiedet. Demnach sollte der Bau der Sporthalle 34 Millionen Euro kosten und der des Parkhauses 8,95 Millionen. Mit den nun verabschiedeten Zusatzkosten von 16,2 respektive 2,35 Millionen sind daraus 50,2 Millionen für die Halle und 11,3 Millionen für das Parkhaus geworden. Aus 42,95 werden so 61,5 Millionen Euro, eine Steigerung von fast 50 Prozent.       

Rout Lëns: Gemeinde kauft erschwinglichen Wohnraum

In seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause, deren Übertragung im Übrigen erstmals in Gebärdensprache übersetzt wurde, hatte sich der Escher Gemeinderat ein Mammutprogramm von 16 Tagesordnungspunkten auferlegt. Nachdem die neue Gemeinderätin Cathy Pastoret („déi gréng“) vereidigt war, ging es ans Eingemachte.

Gleich zu Beginn stand die Konvention zum Teilbebauungsplan (PAP) des neuen Stadtviertels „Rout Lëns“ auf der Tagesordnung. Dabei hat die Stadt Esch beschlossen, die im neuen „Pacte logement 2.0“ vorgesehen 30 Prozent erschwinglichen Wohnraum zu kaufen. Auf dem Gelände der ehemaligen „Brasseurschmelz“ entwickelt ein privater Bauherr ein neues Stadtviertel für bis zu 3.000 Menschen. Die Gemeinde kostet der Ankauf von 321 Wohnungen rund 210 Millionen Euro, die sukzessive über 13 Jahre investiert werden. Auch baut sie im neuen Viertel eine Schule (veranschlagte Kosten: 11 Mio.). Sämtliche Fraktionen zeigten sich erfreut über die Entscheidung, die Wohnungen zu kaufen. Stéphane Biwer (LSAP) und Line Wies („déi Lénk“) merkten allerdings an, dass es Probleme mit dem Gemeindedienst „Logement“ gibt. Der müsse erst besser aufgestellt werden, sagten sie unisono.

Dass der Bau der Schule nicht in der Schulkommission thematisiert wurde, bedauerte Wies zudem. „Man könne nicht alles kaufen“, antwortete der zuständige Schöffe Martin Kox („déi gréng“) bezüglich des nächsten Tagesordnungspunkts, des „PAP Business Center Esch“. Denn in unmittelbarer Nähe zur neuen Sportarena entstehen ebenfalls Wohnungen, darunter 10 Prozent erschwingliche, die die Gemeinde allerdings nicht erwirbt. 

Außerdem sprach sich der Gemeinderat dafür aus, das Gutachten des Ministeriums zu unterstützen und insgesamt 24 Gebäude und Objekte der Metzeschmelz, wo in den nächsten Jahren ein neues Stadtviertel für bis zu 10.000 Einwohner entsteht, unter Denkmalschutz zu stellen. Des Weiteren wurde die definitive Schulorganisation, gegen die Stimmen der Opposition, verabschiedet. Einen Überblick über die zwölf „Maisons relais“ der Gemeinde gab Schulschöffe Christian Weis (CSV). Die Wartelisten wurden während der Coronazeit analysiert. Nach Abzug der Einschreibungen ohne reelles Bedürfnis stehen laut Weis nun 337 statt 707 Kinder auf der Warteliste. Nach den Herbstferien wird zudem die neue Einrichtung an der „Groussgaass-Schoul“ eröffnet, sodass die Liste um weitere 101 Kinder schmelzen dürfte. Auch bei den städtischen Kinderkrippen, zwei an der Zahl, gibt es eine Warteliste, auf der 167 Namen stehen.

Abschließend gab es Diskussionen über eine außerordentliche Bezuschussung des „Syndicat d’Initiative“ (SI), das sich mit zwei Veranstaltungen verplant hatte. So hatten der „Kölsche Owend“ und das „Culture Forêt Festival“ nicht den erhofften Publikumserfolg, so dass nun rund 150.000 Euro in der Kasse fehlen. Damit sollen drei ausstehende Rechnungen beglichen werden. „Wir lassen sie nicht hängen, aber so etwas darf nicht mehr vorkommen“, sagte Schöffe Pim Knaff (DP). Der SI habe bereits Konsequenzen gezogen und wird sich eine professionelle Buchführung zulegen. Auch wird man in Zukunft nicht mehr den traditionellen „Krëschtmoart“ sowie das LOA-Festival mitorganisieren. Das fällt dann in die Zuständigkeit des Wirtschafts-Dienstes der Gemeinde. Ben Funck (LSAP) machte auf die substanzielle Erhöhung des Zuschusses der letzten Jahre aufmerksam (2022: 400.000 Euro) und monierte, dass in der Sitzung der Finanzkommission vom Montag keine Zahlen auf dem Tisch lagen. „Auch als Asbl. hat man eine Verantwortung“, sagte Funck, der zudem daran erinnerte, dass der SI früher Mitgliedskarten verkauft und somit selbst für Einnahmen gesorgt hätte. Zu viele Fragen seien offen, weshalb die LSAP die Bezuschussung bei der Abstimmung ablehnte.     

Der neue Escher Gemeinderat mit Cathy Pastoret (M.). Auf dem Bild fehlen die LSAP-Räte Vera Spautz, Jean Tonnar und Mike Hansen.
Der neue Escher Gemeinderat mit Cathy Pastoret (M.). Auf dem Bild fehlen die LSAP-Räte Vera Spautz, Jean Tonnar und Mike Hansen. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante
Kosti
3. Oktober 2022 - 17.24

Typesch Luxusburg, bei öffentlichen Auträgen ist und bleibt diese Getue üblich. 50% ist der Hammer.

ruthenau
3. Oktober 2022 - 11.46

@Waldi Für Leute die das interessiert, hier ist der Link zu dem Gesetz und den diversen Hilfen zur Preisberechnung. http://www.crtib.lu/fr/marches-publics-contrats-types/revision-des-prix-materiaux

Waldi
2. Oktober 2022 - 12.35

@Grober "Werden die Aufträge nie an Bedingungen geknüpft?" Doch, das ist ein ganz kompliziertes Reglement. Solche Arbeit dauern Jahre, deshalb ist im Gesetz vorgesehen, dass alle Preisänderungen berücksichtigt werden. Die Baufirma hat ja keinen Einfluss auf die Preise der Rohmaterialien. Wenn ein Kostenvoranschlag eingereicht wurde und die Regierung erhöht den Mindestlohn, dann werden alle Regiestunden ab dem Moment teurer. Genau wie der Spritpreis die Bagger und Lastwagenfahrten verteuert, die Energiepreise den Beton usw. Andernfalls würde niemand für die Öffentlichkeit bauen, da jede Firma bankrott gehen würde.

Grober J-P.
2. Oktober 2022 - 9.35

"Kosten für Sporthalle und Parkhaus explodieren." Nein, kann doch nicht sein. Und wieder hat einer gut verdient. Wir wurden immer angehalten bei Bestellungen "prix fermes et non révisables" zu vereinbaren. Auch wenn die Bestellungen über Monate gelaufen sind. Wer nicht einwilligen wollte oder konnte wurde eben ausgeschlossen.Werden die Aufträge nie an Bedingungen geknüpft?

chwagner
1. Oktober 2022 - 21.36

Oft méi wéi ee Vertrieder hun d‘Parteien. Wann se awer ( deels vun hieren eegenen Parteileit) arbitrairement vun den Chaten a E-Mail-Lëschten rof geheit ginn a vun all Informatioun ofgeschnidden, ass dat wierklech Misswirtschaft an da kann ech nëmme soen Bravo LSAP fir de Nee bei der Ofstëmmunng!

Tola
1. Oktober 2022 - 16.29

Rupp'Esch kriegt nichts hin.

Tony
1. Oktober 2022 - 16.00

Man soll zu Recht die Kostenexplosion bei der Sporthalle kritisieren, nur soll man dann auch Alternativen aufzeigen wo gespart werden muss. LSAP und dei Lénk scheinen sich nicht zu trauen den Bau zu begrenzen und verschiedene Clubs auszuschliessen, deshalb enthalten sie sich wohl statt dagegen zu stimmen. So weit ich weiss hat jede Partei einen Vertreter im Syndicat d‘Initiative sitzen, auch die LSAP. Pedro tut mir echt leid falls man ihm da in den Rücken fällt.