TraubenleseBorn to be wine: Der Weinjahrgang 2022 verspricht ausgezeichnete Erzeugnisse

Traubenlese / Born to be wine: Der Weinjahrgang 2022 verspricht ausgezeichnete Erzeugnisse
Fantastisches Panorama des Moseltals hier vom Stadtbredimuser Dieffert aus Foto: Herbert Becker

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Zu warm, zu kalt, zu nass: Oftmals spielt die Natur den Winzern an der Luxemburger Mosel üble Streiche mit Spätfrost, Sonnenbrand oder Schädlingsbefall. Dem Erntejahrgang 2022 blieben diese Wetterkapriolen erspart. Die Blüte verlief reibungslos und der trocken-heiße Jahrhundertsommer mit zum Teil tropischen Temperaturen haben mit dazu beigetragen, dass man mit qualitativ ausgezeichneten Erzeugnissen rechnen darf.

Donnerstagmorgen, 5 Uhr. Wir ziehen uns noch einmal die wärmende Decke über die Ohren und schlafen den Schlaf der Gerechten. Zur gleichen Zeit steht Rita Kox vom Domaine Laurent & Rita Kox in Remich bereits in der Küche und setzt einen großen Topf mit Kartoffeln auf den Herd, putzt allerlei Gemüse und bereitet einen Teig für Kuchen vor. Sie kocht Tag für Tag das Mittagessen für rund ein Dutzend Erntehelfer, die seit dem 24. August das Lesegut aus den Rebenhängen einbringen. Die Arbeit der Frauen und Männer aus Polen und Frankreich beginnt bereits um 7.00 Uhr. 6° C am frühen Morgen bedeuten nicht gerade die angenehmste Arbeitstemperatur, aber die Sonne steht bereits am wolkenlosen Himmel und verspricht bessere Bedingungen bei der mühevollen und anstrengenden Arbeit in der Parzelle, in der heute der Pinot Noir geerntet wird.

Willkommene Stärkung nach einem arbeitsreichen Morgen für die Erntehelfer im Domaine Laurent und Rita Kox
Willkommene Stärkung nach einem arbeitsreichen Morgen für die Erntehelfer im Domaine Laurent und Rita Kox Foto: Herbert Becker

Frühe Ernte für die Crémant-Produktion

Wir sind derweil im Domaine eingetroffen. Laurent Kox und seine Mitarbeiter entrappen das Lesegut des Vortages. Welche Rebsorten hat er denn schon eingebracht, möchten wir wissen. „Wir haben vor rund 4 Wochen mit der Lese begonnen und als erstes Auxerrois, Pinot Blanc, Rivaner und Chardonnay zur Crémant-Produktion geerntet. Aktuell lesen wir den Pinot Noir und zum Abschluss dann nächste Woche noch den Riesling“, erklärt uns der Weinmacher und ergänzt: „Ein paar Parzellen Pinot Gris und Pinot Blanc lasse ich noch hängen für eine ‚Vendange tardive’.“

Da die Natur während der Reifezeit keine Schäden hervorgerufen hat, ist Kox guter Dinge und macht Hoffnung auf überdurchschnittlich gute Qualitäten. Rita Kox und Betriebsleiterin Corinne Kox decken zwischenzeitlich die lange Tafel im Garten. „Heute mal fleischlos“, meint Rita. „Aber dennoch deftig und nahrhaft.“ Die Kartoffeln kommen aus dem „Schäffchen“, mit Olivenöl und Zwiebeln verfeinert. In der Auflaufform mit dem Gemüse dampfen Chicorée und Karotten. Dazu gibt’s einen Salat mit Chinakohl, Paprika und Käse. Die Erntehelfer treffen ein und stärken sich ausgiebig für den Nachmittag. Es geht nach Stadtbredimus in die Lage Dieffert. Hier ist noch eine Parzelle Pinotin einzuholen, ein sogenannter Piwi, eine pilzwiderstandsfähige rote Rebsorte. Der Blick von hier oben ins Moseltal ist unbezahlbar. Die „Princesse Marie-Astrid“ schlängelt sich gerade durch die Windungen des Flusses in Richtung Remich. Die Erntehelfer halten für einen Moment inne und genießen das Szenario.

Das Lesegut in den Luxemburger Rebenhängen besticht ausnahmslos durch erstklassige Reife
Das Lesegut in den Luxemburger Rebenhängen besticht ausnahmslos durch erstklassige Reife Foto: Herbert Becker

Winzer Robert Max vom Domaine Max Lahr & Fils in Ahn, Haus der aktuellen Rieslingkönigin Céline Max, betreibt eine andere Philosophie der Traubenernte. „Ich fange erst am Montag mit der Lese an“, hat er uns noch am vergangenen Sonntag verraten. „Ich möchte der Natur nicht vorgreifen und bin der Überzeugung, dass ein späterer Lesebeginn wesentlich zur Qualitätssteigerung beiträgt.“

Auf unserem Weg entlang der Mosel sieht man überall fleißige Hände und gut gefüllte Bütten. In den Stationen der Genossenschaftskellerei stehen die Traktoren der Mitgliedswinzer Schlange, um ihr Lesegut abzuliefern. Am Ortseingang von Ehnen treffen wir auf das Team von Erny Schumacher, Präsident der Privatwinzervereinigung und Betreiber des Domaine Schumacher-Lethal in Wormeldingen. Wir vernehmen allüberall engelsgleiche Choräle der Winzer: gesundes und reifes Lesegut, stattliche Erntemenge und alle in Erwartung von ausgezeichneten Qualitäten. Der geneigte Weinfreund muss sich jetzt aber noch eine geraume Zeit gedulden, um in den Genuss des Jahrgangs 2022 zu kommen.

„Hunnefeier“ in Schengen

Den Abschluss eines jeden Erntejahres bildet traditionell die „Hunnefeier“ am Dreiländereck in Schengen. In diesem Jahr findet das Event am Moselufer am Sonntag, dem 16. Oktober, statt. Neben „Fiederwäissen“ und „Fiederrouden“ aus der aktuellen Ernte erwartet den Besucher auch wieder eine neue Edition des „Schengener Hinnchen“, eine alljährlich neu kreierte und von einem Künstler gefertigte Tonfigur. Flanieren kann man entlang rund 100 Ständen mit Kunsthandwerk und für musikalische Animation ist ebenfalls vorgesorgt.

Das traditionsreiche Getränk „Fiederwäissen“ hingegen scheint immer mehr an Bedeutung zu verlieren. Der süßliche, milchig trübe Most, dessen Gärung gerade erst im Gange ist – also noch kein Wein – und für Zeitgenossen mit empfindlicher Darmflora eher nicht geeignet, verschwindet immer mehr von den Weinfesten, in den Supermärkten wird er zumeist verramscht und gärt weiter vor sich hin, bis er nicht mehr genießbar ist. Freunde und Liebhaber des leicht berauschenden Getränks können sich hier in Schengen aber noch mannigfaltig daran ergötzen.

Rivaner
24. September 2022 - 18.24

Daat ass jo een goud Noricht,een goude Joergang, zefridde Wënzer,trotz engem super waarme Summer sin mir frouh vir den Wënzer.