Nachbau im AtelierStolzemburger Glocke hat nun ihre Krone

Nachbau im Atelier / Stolzemburger Glocke hat nun ihre Krone
Der Präsident des S.I. Stolzemburg, Fernand Zanter (rechts) konnte sich vor Ort vom positiven Resultat überzeugen Foto: SI Stolzemburg

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Am 16. und 18. August dieses Jahres hatten wir ausführlich über den Guss einer Glocke nach einer Anleitung des Benediktinermönchs Theophilus aus dem 12. Jahrhundert berichtet. Der Glockenguss, der in Stolzemburg stattfand, scheiterte aber sowohl im ersten als auch im zweiten Versuch. Vor wenigen Tagen konnte das Vorhaben aber nun erfolgreich beendet werden.

Auf einer Wiese nahe des Grenzflusses Our waren Spezialisten Mitte dieses Jahres mit den Vorbereitungen für den Guss einer Glocke beschäftigt. Auf Initiative des „Syndicat d’initiative Stolzebuerg“ und nach einer Anleitung aus dem 12. Jahrhundert sollte vor Ort eine 52 Zentimeter hohe und etwa 60 kg schwere Bienenkorbglocke hergestellt werden. Es war vorgesehen, dass diese Glocke Mitte November in dem verwaisten Glockenturm, dem ältesten Bauwerk (1671) Stolzemburgs, aufgehängt wird.

Das Metallgemisch, bestehend aus 20 Prozent Zinn und 80 Prozent Kupfer, musste für den Guss auf mindestens 1.100 Grad in dem eigens angefertigten Lehmofen erhitzt werden. Aufgrund einer mangelhaften Qualität der dafür verwendeten Holzkohle konnte man diese Temperatur beim ersten Versuch am 14. August trotz vieler Bemühungen nicht erreichen, was zum Abbruch des Unterfangens führte.

Dr. Bastian Asmus bei der Anfertigung der Gussform für die Glockenkrone in seinem Atelier in Kenzingen (D)
Dr. Bastian Asmus bei der Anfertigung der Gussform für die Glockenkrone in seinem Atelier in Kenzingen (D) Foto: S.I. Stolzemburg

Nur zwei Tage später startete Dr. Bastian Asmus, ein ausgebildeter Kunstgießer und Gründer des Labors für Archäometallurgie im deutschen Kenzingen, zusammen mit seinem Team einen zweiten Versuch. Dieses Mal klappte es mit der Temperatur und die Gussform füllte sich anschließend bis zum oberen Rand … doch plötzlich sackte das Metallgemisch ein. Dem Spezialisten war sofort klar: Dieser zweite Versuch war ebenfalls missglückt.

Gussform gab nach

Es stellte sich später heraus, dass der Glockenkörper den Erwartungen entsprach, jedoch fehlte die Glockenkrone, da in dieser Höhe die Gussform nachgegeben hatte und das für die Krone gebrauchte Metallgemisch aus der Gussform herausgelaufen war.

Der überaus enttäuschte Dr. Asmus gab damals sofort zu verstehen, dass er eine neue Glocke anfertigen werde, dieses Mal jedoch in seinem Atelier in Deutschland. Auf Drängen der Mitglieder des organisierenden Interessenvereins und der Gemeinde entschied man sich jedoch dazu, dass nur die Krone im Atelier angefertigt werden solle, die dann anschließend an den Glockenkörper geschweißt werden müsste.

Dies passierte nun dieser Tage in der Werkstatt von Dr. Asmus. Die Krone konnte so einwandfrei gegossen und auf den Glockenkörper geschweißt werden. Der Präsident des Interessenvereins aus Stolzemburg, Fernand Zanter, konnte sich vor Ort vom gelungenen Ergebnis überzeugen. Somit steht dem Vorhaben, diese Bienenkorbglocke Mitte November an ihren definitiven Platz zu hieven, nichts mehr im Wege.