KonjunkturDie Lage am Arbeitsmarkt bleibt stabil

Konjunktur / Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt stabil
Im Juli war die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche erstmals seit Monaten wieder gestiegen, im August ging sie nun wieder leicht zurück Foto: Editpress/Alain Rischard

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Mit der Erholung von den Corona-Lockdowns hatte sich der luxemburgische Arbeitsmarkt während einiger Monate überaus positiv entwickelt. Die Arbeitslosenquote ist auf ein Rekordtief gefallen – die Zahl aller Jobs auf ein Rekordhoch gestiegen. Seit Juni verbessert sich die Lage jedoch nicht mehr weiter.

„Die Zahl der Arbeitssuchenden stabilisiert sich“, schreibt das Arbeitsamt ADEM am Dienstag in seiner monatlichen Pressemeldung zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Sie lag nun zum Ende des Monats August bei 14.153 Personen. Das sind etwa 100 Personen weniger als vor einem Monat, jedoch fast 500 mehr als vor zwei Monaten, im Juni. Das war der Monat mit den besten Zahlen seit vielen Jahren.

Luxemburgs Arbeitsmarkt hat sich somit auch im August weder von den Unsicherheiten durch den russischen Krieg in der Ukraine noch durch die anhaltend hohe Preissteigerungsrate beeindrucken lassen. Seit April 2020 ist die Zahl der bei der ADEM eingeschriebenen Menschen auf Arbeitssuche um beeindruckende 6.100 geschrumpft.

Die Corona-Krise hat der luxemburgische Arbeitsmarkt bereits vor vielen Monaten hinter sich gelassen: Als Folge des Corona-Stillstands war die Zahl der Arbeitssuchenden im März und April 2020 schlagartig um 3.600 in die Höhe geschnellt. Die Zahl der bei der ADEM eingeschriebenen Menschen stieg auf 20.253. Seit Anfang 2021 hat sich die Lage auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt dann nach und nach wieder spürbar verbessert. Im Sommer 2021 war die Zahl der Arbeitssuchenden erstmals seit Krisenbeginn wieder unter das Niveau von vor dem Corona-Stillstand (16.652) gefallen.

Die Zahl der Arbeitssuchenden ging im August (im Jahresvergleich) in fast allen Kategorien zurück, berichtet die ADEM weiter. Vor allem bei den Menschen, die seit mehr als sechs Monaten bei dem Amt eingeschrieben sind. Bei den Personen beispielsweise, die seit mehr als zwölf Monaten bei der Arbeitsagentur eingeschrieben sind, wurde ein Rückgang von 20,7 Prozent verbucht. Angestiegen ist die Quote hingegen bei den Menschen, die seit weniger als einem halben Jahr bei dem Amt eingeschrieben sind.

Arbeitslosenquote legt leicht zu

Auch die Zahl der Neuanmeldungen ist im August erneut gestiegen. Insgesamt hatten sich 2.354 Menschen (277 mehr als im Vorjahreszeitraum) neu bei der ADEM gemeldet. Dabei sei jedoch Folgendes zu beachten, hebt das Amt hervor: „Die Neuanmeldungen in diesem Monat haben 123 Anmeldungen von Personen mit vorübergehendem Schutz beinhaltet (Flüchtlinge aus der Ukraine)“, so die Arbeitsagentur. Eine ähnliche Entwicklung war bereits in den Monaten zuvor verzeichnet worden.

Zusammen mit den seit Juli wieder leicht steigenden Zahlen der Menschen auf Arbeitsuche ist nun im August auch die von Statec errechnete Arbeitslosenquote wieder etwas angehoben worden. Sie liegt nun, nach 4,7 Prozent in den Vormonaten, bei 4,8 Prozent. Damit ist sie jedoch weiterhin spürbar unter dem Niveau von vor den Corona-Lockdowns. Im Zeitraum Mai/Juni 2020 hatte sie mit sieben Prozent ihren „Corona-Höchststand“ erreicht. Im Oktober 2021 war sie unter 5,4 Prozent gefallen und lag somit wieder unter dem Niveau von vor dem Corona-Stillstand. Seitdem ist die Quote weiter zurückgegangen. Ende Januar lag sie bei 4,9 Prozent und seit März bei 4,7 Prozent. Das letzte Mal, als es in Luxemburg eine niedrigere Arbeitslosenquote gab, war im Dezember 2008.

Die rezente Entwicklung der Arbeitslosenquote in Luxemburg
Die rezente Entwicklung der Arbeitslosenquote in Luxemburg Screenshot: Adem

Von den eigenen Traumzahlen aus der Vergangenheit bleibt Luxemburg immer noch weit entfernt. Bis vor 1990 zählte das Land weniger als zwei Prozent Arbeitssuchende. Danach begann ein langsamer Anstieg. 2005 wurde die Vier-Prozent-Marke überschritten. Nach der Finanz- und Schuldenkrise beschleunigte sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit. 2009 wurden fünf Prozent gemessen – 2012 lag die Quote bei über sechs Prozent. Ein Rekord wurde im Mai 2014 erreicht: Die Arbeitslosenquote war auf 7,2 Prozent geklettert. Danach besserten sich die Zahlen wieder, wenn auch nur sehr langsam. Erst rund 14 Jahre nach der Finanzkrise darf sich Luxemburg wieder über ähnlich gute Zahlen wie damals freuen.

Auch in Europa ist der Arbeitsmarkt derzeit in einer historisch guten Verfassung: Im Mai war die Arbeitslosenquote im Währungsraum auf ein neues Rekordtief von 6,6 Prozent gefallen. Bereits seit Dezember 2021 ist die Quote stetig so niedrig wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen von Eurostat zu den Arbeitslosenzahlen im Jahr 1998.

Hintergrund der sich nunmehr nicht mehr weiter verbessernden Lage auf dem Arbeitsmarkt dürfte die Konjunktur sein, die mittlerweile etwas langsamer läuft als noch zu Jahresbeginn. Während sich das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal weiter stark entwickelte, ist die nationale Wirtschaft im zweiten Quartal 2022 langsamer gewachsen als bisher. Für das Gesamtjahr 2022 prognostiziert Statec eine Wachstumsrate von 2,5 Prozent. 2021 war die nationale Wirtschaft um stolze 6,9 Prozent gewachsen.

Weiter viele offene Stellen

Auch die Zahl der unbesetzten Stellen, die Arbeitgeber der ADEM gemeldet haben, ist im letzten Monat überaus hoch geblieben, hat jedoch kein neues Rekordhoch mehr erreicht. Im August 2022 wurden dem Amt so 4.038 neue offene Stellen gemeldet, 7,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der verfügbaren Stellen belief sich zum Monatsende auf 13.473, immer noch deutlich mehr als vor einem Jahr. Im September 2021 hatte die Zahl der bei der ADEM gemeldeten offenen Stellen erstmals die Marke von 10.000 überschritten.

Zu den am meisten gesuchten Qualifikationen/Berufen zählten im August Buchhalter und Finanzexperten, Spezialisten aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie, Küchenpersonal und Juristen wie auch Mitarbeiter für Sekretariatsarbeit.

Die (nicht saisonbereinigte) Zahl der Arbeitsplätze insgesamt in Luxemburg ist derweil auch im August weiter gestiegen, und zwar auf (saisonbereinigt) 503.775 Stellen. Das Land zählt somit heute rund 700 Arbeitsplätze mehr als vor einem Monat und etwa 16.500 mehr als vor einem Jahr. Seit Ende Januar 2020 (also vor der Corona-Krise) sind im Großherzogtum über 32.000 neue Stellen entstanden. Im Mai war hierzulande erstmals die Marke von (saisonbereinigt) einer halben Million Arbeitsplätze überschritten worden.