KinderseiteUnser täglich Brot

Kinderseite / Unser täglich Brot
 Illustration: Editpress-Archiv/Didier Sylvestre

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Fast jeden Morgen zum Frühstück essen wir ein Brötchen, ein Stück Baguette oder eine Scheibe Brot. Es ist für uns ein tägliches Ritual, doch woher kommt es eigentlich, wie wird es hergestellt und welche Rolle spielt es in unserem Leben? Das wollte auch Elke Bunge wissen.

Brot, Brout oder Pain – es ist unser tägliches Nahrungsmittel, vom Speisezettel gar nicht wegzudenken. In unseren Breiten ist es meist das Grundnahrungsmittel, das wir zum Frühstück, in der Schulpause oder zum Abendessen verzehren. Auch in anderen Ländern ist Brot – in verschiedensten Formen hergestellt – als tägliches Nahrungsmittel überhaupt nicht wegzudenken

Das Wort „Brot“ kommt vom althochdeutschen Ausdruck „prot“, der wiederum vom germanischen „brauda“. Geschichtlich gesehen ist das Wort noch gar nicht so alt, denn von den Völkern und der Sprache der Germanen spricht man erst seit etwa zweieinhalb Tausend Jahren.

Brot ist aber viel älter. Die Archäologen – so heißen die Wissenschaftler, die sich mit Altertumsforschung beschäftigen – fanden in Gebieten des heutigen Irak Reste von gebackenem Getreide, die schon 40.000 Jahre alt waren. Ähnliches entdeckten Wissenschaftler auch auf dem Gebiet des heutigen Jordaniens, 14.400 Jahre alt. Zu dieser Zeit buken die Menschen jedoch noch Fladenbrot auf ebenen Feuerstellen. Erst die Ägypter erfanden die Backöfen. In den von ihnen entwickelten Öfen konnte das Wasser aus dem Teig leicht verdampfen, das Brot garen und ein größeres Volumen einnehmen. Die Ägypter wurden in der Antike auch die „Brotesser“ genannt, sie waren es auch, die als erste Hefepilze zum Gären des Brotteigs verwandten.

Brot erobert Europa

Wir können also annehmen, dass das Brot seinen Weg von den östlichen Mittelmeerländern nach Europa gefunden hat. Hier war vor etwa 5.000 Jahren schon die Bierherstellung mit Hilfe von Hefe bekannt. Nachdem die Kunde des Brotbackens von Ägypten über Griechenland ins antike Rom gelangt war, wurden die Techniken verfeinert. Gezielter wurden Getreide angebaut und die Römer entwickelten Mühlen, die das reife Korn zu feinem Mehl mahlten. Sie entwickelten auch die ersten Teigknetmaschinen: Über eine Mechanik wurden in einem hölzernen Trog Rührgeräte bewegt, indem Zugtiere oder Sklaven um den Trog herumgingen. Der Teig wurde aus Mehl, Wasser und Hefe hergestellt – diese römische Backweise betrieb man in Europa noch bis ins 19. Jahrhundert. Man buk das Brot salzlos, damit es länger haltbar war. Denn Salz zieht Feuchtigkeit an und damit Schimmelpilze, die das Brot verderben können. Erst als man Brot zum kurzzeitigen Verzehr herstellte, wurde dem Teig auch Salz – und später auch andere Gewürze – beigegeben. Noch heute kann man in vielen Orten Italiens salzloses Brot kaufen, das besonders gut zu den dort hergestellten Schinken-, Wurst- und Käsesorten passt.

Im Verlauf der Jahrhunderte verfeinerten die Bäcker die Techniken. Man erkannte, dass man dem fertigen Teig eine kleine Menge entnehmen konnte, um das Gären eines neuen Teigs anzuregen – solch ein Sauerteig wird in traditionellen Bäckereien über lange Zeit gepflegt und gehegt, um handwerklich gefertigtes Brot herzustellen. In industriellen Großbäckereien verwendet man heute von der Forschung entwickelte neue Backtreibmittel. Mit solchen Verfahren kann man möglichst viele und verschiedenen Brotsorten herstellen. Die Kehrseite einer solchen Vielfalt ist, dass manche Menschen auf diese Zusatzstoffe im Brot allergisch reagieren können.

Brot, Bräuche, Religion und Politik

Brot ist nicht nur eines unserer Grundnahrungsmittel, es ist auch ein hohes Kulturgut. In manchen Ländern wird ein Gast mit Brot und Salz willkommen geheißen. In osteuropäischen Ländern wird Brot und Salz auch zur Hochzeit oder beim Bezug einer neuen Wohnung gereicht – dies soll Glück und Wohlstand im neuen Lebensabschnitt bringen.

In der jüdischen Religion werden zum Pessachfest, das an den Auszug der Israeliten unter Moses aus Ägypten erinnert, ungesalzenes Brot, die Mazze, gereicht.

Christen wiederum lehnen sich an Jesus an, der betete: „Unser täglich Brot gib uns heute.“

Im ersten Jahrhundert prägte der römische Dichter Juvenal den Ausdruck „Brot und Spiele“ – panem et circenses – mit dem er beschrieb, wie die Herrschenden das Volk in Krisenzeiten ruhig hielten.

Mehrere Missernten in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts ließen den Brotpreis 1789 auf das Dreifache steigen – dies war ein Auslöser der Französischen Revolution.

Von Menschen, die in Betrieben arbeiten, sagte man früher auch, sie stehen in „Lohn und Brot“. Und in den Krisenjahren vor 100 Jahren forderten die Menschen auf den Straßen „Arbeit und Brot“.

Und bei „Wasser und Brot“ war, wer wegen einer Straftat im Gefängnis saß.

Wir sehen also, Brot spielt eine wichtige Rolle in unserem Leben. Das drückt sich auch in vielen Sprichwörtern um dieses wichtige Gebäck aus.