Lausavage„Les marionnettes sauvages“-Festival: Puppenspiel ist Kunst und Handwerk zugleich

Lausavage / „Les marionnettes sauvages“-Festival: Puppenspiel ist Kunst und Handwerk zugleich
Andrey Schneider, Michael Schneider, Jamice Janz und Bilal Alhaddad sind Mitglieder der „Poppespënnchen Asbl.“ und leidenschaftliche Puppenspieler Foto: Editpress/Tania Feller

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Wenn der Kasperl gegen das Krokodil kämpft und der König den Teufel an der Nase herumführt, dann wissen sogar die Kleinsten Bescheid: Es geht ums Puppenspiel. Fans, ob Jung oder Alt, sollten dieses Wochenende unbedingt in Lasauvage vorbeischauen. Dort findet das Festival „Les marionnettes sauvages“ im Rahmen der Kulturhauptstadt Esch2022 statt.

2017 fand das Festival zum ersten Mal statt und lockte rund 2.000 Besucher in die sonst eher beschaulichen Straßen von Lasauvage. Dieses Jahr rechnen die Veranstalter der „Poppespënnchen Asbl.“ mit einem ähnlichen Besucherandrang. Auf insgesamt sechs Bühnen werden an zwei Tagen mehr als 70 Puppenspiele aufgeführt. „Wir mit der ‚Poppespënnchen’ haben an diesem Wochenende nur zwei Auftritte, doch ich freue mich bereits riesig auf die internationalen Künstler und ihre Puppenspiele“, sagt der Puppenspieler Michael Schneider. „Ich werde versuchen, mir so viel wie nur möglich anzusehen. Außerdem ist es das erste größere Event seit Beginn der Corona-Pandemie.“

Während der Hochphase der Pandemie musste nämlich auch das Puppentheater schließen. Um den Draht zu ihrem Publikum nicht zu verlieren, begannen die Puppenspieler, ihre Stücke online zu streamen. Live ist jedoch viel besser, da sind sich die Veranstalter des Festivals einig. „Es muss real sein“, sagt Schneider. „Wir verschmelzen mit unseren Handpuppen. Vor allem Kinder nehmen die Person hinter der Handpuppe nicht wahr. Sie unterhalten sich deshalb während der Aufführungen auch direkt mit den Figuren.“

Das Line-up kann sich sehen lassen. Manche Künstler wie Praguemarionette aus Tschechien oder die compagnia Art G. Botta aus den Abruzzen in Italien haben einen weiten Weg auf sich genommen, um in Luxemburg auftreten zu können. Auch inhaltlich wird ein weiter Bogen gespannt: Es wird gelacht und gestaunt, aber auch wer sich gruseln möchte, kommt auf seine Kosten. Wer seine Angst überwinden kann, für den ist das Stück „Femme sauvage“ genau das Richtige. Es wird am Samstag und Sonntag in der Mine aufgeführt. Die Zuschauer werden mit der „Minièresbunn“ zur Bühne tief in den Schacht gebracht. Tickets für diese Vorstellungen kosten 19 Euro für Erwachsene und 14 Euro für Kinder. Allerdings raten die Veranstalter davon ab, Kinder, die jünger als zwölf Jahre sind, mit zu diesen Vorstellungen zu bringen.

In den Straßen werden über das ganze Wochenende rund 40 Puppenspiele aufgeführt. „Sie dauern höchstens eine halbe Stunde und sind alle kostenlos“, erklärt Schneider. „Wer hingegen eine der 33 Veranstaltungen in unserem Theater besuchen möchte, der muss Eintritt zahlen. Tickets gibt es auf unserer Homepage und vor Ort.“

Liebevolle Handarbeit

Eröffnet wird das Festival am Freitagabend im „Aalt Stadhaus“ in Differdingen mit einem Stück, das vielen bekannt ist: der Zauberflöte. „Diese Entscheidung haben wir als Platzgründen getroffen“, sagt Georges Liesch, der die „Poppespënnchen Asbl.“ vor etlichen Jahren mitgegründet hat. „Bei dem Stück werden bis zu acht Puppenspieler gleichzeitig auftreten. Das Puppentheater in Lasauvage ist diesen Anforderungen nicht gewachsen.“

Besonders hervorzuheben ist das Stück „Shamama“, das am Samstagmittag aufgeführt wird. Hier haben Menschen, die aus Krisengebieten geflüchtet sind, ihre Erfahrungen verarbeitet und spielen auch mit. Das Drehbuch wurde von dem bekannten Luxemburger Regisseur Guy Geimer geschrieben. 

Vieler dieser Handpuppen wurden in stundenlanger Handarbeit hergestellt. „Das Puppenspiel ist Kunst und Handwerk zugleich. Das soll das Publikum auch sehen“, sagt Puppenspieler Andrey Schneider. Da es sich um Einzelstücke handelt, können einige Handpuppen richtig wertvoll sein. Aus diesem Grund begleitet eine Ausstellung in der örtlichen Kirche das Festival. „Wir haben Puppen von Till de Kock, dem berühmten Puppenbastler, der bereits 2010 verstorben ist. Aber auch Puppen aus Italien, die von der Unesco als Weltkulturerbe klassiert wurden“, berichtet Liesch und verrät. „Zu einem späteren Zeitpunkt wollen wir hier im Puppentheater auch ein kleines permanentes Museum eröffnen.“ 

Weitere Informationen gibt es unter www.marionnettes-sauvages.lu.