AusbruchGesundheitsministerin Paulette Lenert über die Affenpocken: „Keine rein sexuell übertragbare Krankheit“

Ausbruch / Gesundheitsministerin Paulette Lenert über die Affenpocken: „Keine rein sexuell übertragbare Krankheit“
Gesundheitsministerin Paulette Lenert und „Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit auf der Pressekonferenz am Freitag Foto: Editpress/Alain Rischard

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46 Personen haben sich in Luxemburg mit dem Affenpocken-Erreger angesteckt – 100 Prozent der Infizierten sind Männer. Das haben Gesundheitsministerin Paulette Lenert und „Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit auf einer Pressekonferenz am Freitag bekannt gegeben. „Die Affenpocken sind keine rein sexuelle Krankheit“, betont Gesundheitsministerin Lenert.

Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) und „Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit haben am Freitag auf einer Pressekonferenz eine Bestandsaufnahme zum Affenpockenvirus in Luxemburg gemacht. „Die Affenpocken sind keine rein sexuell übertragbare Krankheit“, sagt Gesundheitsministerin Paulette Lenert. Das sei umso wichtiger zu betonen, als vor kurzem sich ein Kind in Luxemburg infiziert habe. „Es darf kein stigmatisierender Diskurs entstehen, der dazu führen könnte, dass verschiedene Menschen den Arzt nicht mehr aufsuchen.“ Bei der Risikobewertung habe das European Center for Disease Control bestimmte Bevölkerungsgruppen als besonders gefährdet eingestuft – das bedeute jedoch nicht, dass sich das Virus auf diese beschränke. In der allgemeinen Bevölkerung sei das Risiko einer Übertragung aber eher gering. „Jeder, der Symptome hat, soll sich an die Gesundheitsinspektion oder aber ans CHL wenden“, sagt Lenert. „Jeder soll Verantwortung übernehmen, damit das Virus sich nicht weiterverbreitet.“

46 Personen haben sich in Luxemburg mit dem Virus infiziert – noch musste keine Person mit den Affenpocken im Krankenhaus behandelt werden. „133 Impfungen wurden seit Beginn der Woche verabreicht“, sagt Lenert, die das als Zeichen dafür ansieht, dass die Informationen die Zielgruppen erreicht haben. „Ich danke der LGBTIQ+-Gemeinschaft für die Sensibilisierung.“ Auch sei das Gesundheitspersonal mit den nötigen Informationen versorgt worden. 48 Verdachtsfälle seien aufgedeckt worden, die letztendlich aber negativ auf das Affenpockenvirus getestet wurden.

15.659 Affenpocken-Fälle seien bis zum 15. August in der EU bekannt gewesen. Der erste Affenpocken-Fall sei demnach am 7. Mai in Spanien aufgetaucht. Laut „Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit bestehe aufgrund erster Zahlen jedoch kein Grund zur Panik. „Wir erkennen derzeit einen Trend zur Stabilisation bis hin zu weniger Fällen“, sagt Schmit, der aber einräumt, dass es international auch etwas länger dauern kann, bis aktuelle Zahlen bekannt sind. „Es kommt zu Verspätungen beim Reporting.“

Luxemburger Ärzte im Mai informiert

„Ich habe am 20. Mai einen Brief mit allen nötigen Informationen an alle Ärzte verschickt“, sagt der Direktor der Gesundheitsdirektion auf der Pressekonferenz. Der „Conseil supérieur des maladies infectieuses“ (CSMI) habe mittlerweile zwei Gutachten vorgelegt und am 10. August habe man eine Konferenz mit Gesundheitsberuflern veranstaltet, auf denen über die Krankheit informiert wurde. Inzwischen seien die Affenpocken auch meldepflichtig – das entsprechende großherzogliche Reglement sei angepasst worden. Das Virus betreffe weltweit zu 98 Prozent die männliche Bevölkerung, 5,8 Prozent der Infektionen müssten stationär behandelt werden. „Momentan gibt es zwei Sterbefälle in Spanien zu verzeichnen – das sind 0,01 der bekannten Fälle.“ In Luxemburg sind die Affenpocken ein derzeit rein männliches Phänomen. „Alle 46 Fälle wurden bei männlichen Personen festgestellt.“ Das bedeute jedoch nicht, dass sich Frauen nicht infizieren können.

Wie im Gutachten des CSMI bereits festgehalten, sind es deshalb auch Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex mit mehreren Partnern haben, und vor allem Sexarbeiter, die sich für eine Impfung im CHL melden sollen, meint Schmit. Gerade bei den Sexarbeitern gestalte sich die Aufklärungsarbeit aber schwierig. „Das sind oft Grenzpendler, die nicht hier im Großherzogtum angemeldet sind, keine Krankenversicherung hier haben und nach der Arbeit morgens wieder nach Hause fahren“, sagt Schmit. Man versuche, diese unter anderem über die Anlaufstelle für Sexarbeiter des Luxemburger Roten Kreuzes, das DropIn, zu erreichen.

Corona-Impfpflicht

Der Staatsrat hat sich laut Medienberichten geweigert, ein Gutachten für den Gesetzestext zur Impfpflicht vorzulegen, da dieser sich nicht auf dem offiziellen Instanzenweg befinde. Die Regierung wollte einen entsprechenden Text bereits vom Staatsrat informell begutachten lassen, um im Fall einer für nötig erachteten Einführung einer Impfpflicht Zeit sparen zu können. Gesundheitsministerin Paulette Lenert hat sich am Freitag dennoch zuversichtlich gezeigt: „Ich gehe davon aus, dass wir in nächster Zeit ein Gutachten haben werden.“


Impfdosen

„Luxemburg verfügt derzeit über 1.400 Impfdosen“, sagt „Santé“-Direktor Jean-Claude Schmit. Für eine komplette Impfung müssen zwei Dosen im Abstand von 28 Tagen verabreicht werden, sodass insgesamt 700 Personen in Luxemburg eine Impfdosis erhalten können. Luxemburg habe ursprünglich 1.500 Dosen angefragt, stehe mit der nun erhaltenen Menge aber „relativ gut“ da. Deutschland habe etwa nur 21.000 Dosen erhalten. Man rechne zudem mit einer zweiten Lieferung von 700 Dosen im Dezember. „Luxemburg steht zudem in Kontakt mit anderen Ländern, falls die erhaltene Menge nicht ausreichen sollte – eines davon hat sich bereit erklärt, aushelfen zu wollen, wenn nötig.“

In Luxemburg wurden seit Anfang der Woche 133 Personen gegen die Affenpocken geimpft. „Am Freitag müssten noch einmal 50 Personen eine Impfdosis erhalten haben“, sagt Schmit. Der Andrang sei derzeit recht groß – man rechne jedoch damit, dass dieser im Laufe der Zeit wieder abflache. Die Impfung werde derzeit aus logistischen Gründen nur im CHL durchgeführt, meint der „Santé“-Direktor. „Wir wollen keine Dosis verlieren.“ Die Impfdosen werden gefroren gelagert und nur kurz vor der Verabreichung aufgetaut. Auch seien im CHL Spezialisten des „Service national des maladies infectieuses“ vor Ort, die sich um die Patienten kümmern können. „Der Impfstoff, der gegen die Affenpocken verabreicht wird, ist ein Impfstoff gegen die Pocken, die 1976 ausgerottet wurden“, sagt Jean-Claude Schmit. Diesen Impfstoff aber hätten nur die wenigsten Länder noch auf Lager. „Wir hatten wegen der Bioterrorismus-Gefahr um das Jahr 2001 ebenfalls eine kleine Menge gelagert.“


Symptomatik und Verbreitung

„Die Affenpocken treten derzeit ‚diskreter‘ auf als bei den Ausbrüchen, die wir derzeit vornehmlich aus Afrika kennen“, sagt Schmit. Meist würde eher ein Dutzend – und keine hunderte Pusteln, wie auf zahlreichen Fotos im Internet zu finden seien – bei einer infizierten Person auftreten. Diese würden dann auch vor allem im Genital- und Analbereich auftreten. Weitere Symptome seien Fieber, Müdigkeit und Muskelschmerzen, „wie bei allen viralen Infektionen.“ Rund um die Pusteln und Läsionen sind die Lymphdrüsen geschwollen und in rund elf Prozent der Fälle würden auch Pusteln im Mundbereich entstehen. „Wir stellen aber auch zahlreiche asymptomatische Fälle fest“, sagt Schmit.

Die Übertragung würde vor allem durch engen körperlichen Kontakt stattfinden. „Das kann sexueller Kontakt sein, muss es aber nicht“, erklärt Schmit. „In den auftretenden Pusteln befinden sich extrem viele Viren, die über kleine Hautläsionen eindringen können.“ Eine Infektion, die nicht über einen engen Körperkontakt zustande kommt, sei extrem selten. „Das ist also komplett anders als bei Covid, Vergleiche damit also nicht adäquat.“


Behandlung

„Wir haben nur begrenzte Mittel, um die Affenpocken zu behandeln, weil wir kein antivirales Mittel dagegen haben“, erklärt Schmit. Das einzige Mittel sei noch in einer experimentellen Phase und wurde bisher nur an Tieren getestet. „Das würde nur in Extremfällen zum Einsatz kommen.“ Die Ärzte würden sich daher auf eine symptomatische Behandlung der Affenpocken konzentrieren. „Die Patienten erhalten vor allem Schmerzmittel, da die Pusteln und Läsionen, die während der Krankheit auftreten können, sehr schmerzhaft sind.“ Es gelte, vor allem eine weitere Infektion der Pusteln zu vermeiden, indem die Patienten diese etwa aufkratzen. „Das Aufkratzen der Pusteln kann auch zu Narben führen.“

Kurz nach einem Kontakt kann die Infektion auch mit der Verabreichung einer Impfung noch abgewehrt werden. „Das ist ähnlich wie bei den Masern oder verschiedenen Formen von Hepatitis“, sagt „Santé“-Direktor Schmit.

Risikopatient
20. August 2022 - 10.15

mussen déi dann och a 40taine? a wéi laang? test positiv dono...? kee wuert doriwwer! ma hu keng loscht sech unzestiechen, zb.an salle d'attente...!!!

Frank Goebel
19. August 2022 - 23.01

Ja, danke für den Hinweis. Die Macht der Gewohnheit ... Beste Grüße aus der Redaktion!

Myriam
19. August 2022 - 20.25

Am 1. Satz Afepouken net Coronavirus?