Urlaubstipps (3)Auf der Linie von Oostburg wird Geschichtsunterricht im Naturschutzgebiet geboten

Urlaubstipps (3) / Auf der Linie von Oostburg wird Geschichtsunterricht im Naturschutzgebiet geboten
Wandern im Naturschutzgebiet „Groote Gat“ entspannt die Seele Foto: André Feller

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Eine erholsame Abwechslung zum regen Treiben an den Stränden der belgischen Küste ist zweifelsohne eine Wandertour durch Naturschutzgebiete in der Umgebung. Im dritten Teil unserer Serie geht es heute in die Einhornstadt Oostburg in der niederländischen Provinz West-Zeeuws-Vlaanderen.

Das Naturschutzgebiet „Groote Gat“ im Südosten der Stadt Oostburg ist ein stummer Zeitzeuge des 80-jährigen Krieges (1568-1648) und des Spanischen Erbfolgekriegs (1701-1714) im Norden der Grafschaft Flandern.

Das damalige System der militärischen Verteidigungslinien, die sogenannte Staats-Spaanse Linies, ist heute noch teilweise erhalten. Die Linie mit Festungs- und Verteidigungsanlagen zog sich durch die niederländischen Orte Sluis, Aardenburg, Oostburg, Axel und Hulst. Auf belgischer Seite waren es die Städte Oostende, Damme, Middelburg, Gent und Antwerpen.

Entlang der Zufahrtsstraßen wurden Forts, Schanzen und Redouten errichtet, die oft mit den Städten oder durch Deiche verbunden waren. Das Netz der Verteidigungslinien wurde auf mittelalterlichen Wällen entlang von Meereskanälen oder auf den Deichen von Kanälen oder breiten Gewässern angelegt. Durch gezielte Überflutungen kontrollierten die Kriegsparteien strategische Orte in der Frontzone.

Zuvor war das „Groote Gat“ Bestandteil eines ausgedehnten Bachsystems, das mit dem Zwin verbunden war. Das „Groote Gat“ ist ein Überbleibsel des Kanals Brugsche Vaart, der zwischen 1501 und 1505 gegraben wurde. Die Wasserstraße zwischen dem Zwin und dem Braakman durchschnitt einen Teil des alten Städtchens Oostburg, versiegte aber ein Dreivierteljahrhundert später.

Das „Groote Gat“ erlangte als Teil der Linie von Oostburg strategische Bedeutung im 80-jährigen Krieg. Das Gewässer bildete die Grenze zwischen den spanischen und den staatlichen Truppen. Infolge der weiteren Verlandung und Trockenlegung verlor die „Linie van Oostburg“ allmählich ihre Funktion. 1673 wurde sie aufgehoben und abgerissen. Heute verraten nur noch einige Anhöhen in der Landschaft die Lage mancher Forts.

Ein Habitat für seltene Fauna und Flora

Heute ist das „Groote Gat“ ein etwa 83 Hektar großes Salinen-Naturschutzgebiet, umgeben von einem breiten Schilfgürtel und Feuchtgrünland. Auf dem langen Bohlenweg lässt sich das Gebiet leicht durchwandern, wobei man im Schilf seltene Vögel wie das Blaukehlchen, die Wasserralle oder die Bartmeise beobachten kann. Das Brackwasser bietet den „lebenden Steinen“ einen einzigartigen Lebensraum. Dies sind Kolonien von Moostierchen, die zu einer Art Koralle heranwachsen. Das häufige Vorkommen von Eibisch an den Ufern passt ebenfalls zu dem Brackwasser. Auf den Wiesen wächst unter anderem das kriechende Sumpfgras. Das „Groote Gat“ ist der reichste Standort in den Niederlanden für diese sehr seltene Pflanze.

Die Vogelbeobachtungshütte befindet sich nahe an Schlickflächen. Diese sind ein beliebtes Brutgebiet für Säbelschnäbler und Flussregenpfeifer. Mit etwas Glück lassen sich auch das Tüpfelsumpfhuhn oder die Rohrdommel beobachten. Während der Zugzeit trifft man hier auf viele Stelzvögel, wie etwa Kampfläufer, Flussuferläufer, Weißstorch, Rotschenkel, Grünschenkel, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer und Zwergstrandläufer. Viele Graugänse leben das ganze Jahr über in diesem Gebiet und brüten in den ausgedehnten Schilfgebieten. Viele Kiebitze, Uferschnepfen und Rotschenkel sind in den tiefer gelegenen Wiesen zu finden.

Von den angrenzenden Straßen und Deichen aus hat man einen guten Blick auf das „Groote Gat“. Außerdem gibt es eine Vogelbeobachtungshütte. Diese erreicht man leicht vom Nieuveltweg in der Nähe der Hausnummer 54 in Oostburg.