ExtremwetterIn Algerien sterben zahlreiche Tierparkbesucher bei Waldbrand – fünf Gewitter-Opfer auf Korsika

Extremwetter / In Algerien sterben zahlreiche Tierparkbesucher bei Waldbrand – fünf Gewitter-Opfer auf Korsika
Ein ausgebranntes Fahrgeschäft im Zoo von el-Kala in Algerien Foto: AFP

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Schwere Waldbrände und lebensgefährliche Gewitter – das Extremwetter dieses Sommers macht Südeuropa und anderen Mittelmeer-Anrainern weiter zu schaffen.

Auf der französischen Ferieninsel Korsika starben nach Behördenangaben vom Donnerstag mindestens fünf Menschen in schweren Gewittern. In Spanien half der Regen derweil bei der Eindämmung zweier großer Waldbrände. Auch das Feuer im portugiesischen Naturschutzgebiet Serra da Estrela wurde vorerst unter Kontrolle gebracht. In Algerien starben bei Waldbränden jedoch fast 40 Menschen.

Bei den Gewittern auf Korsika starb unter anderem eine 13-Jährige, als ein Baum auf ihren Bungalow auf dem Campingplatz Le Sagone im Westen der Insel stürzte. Weiter hieß es in der vorläufigen Bilanz der Behörden, eine 72-jährige Frau sei umgekommen, als das fortgewehte Dach einer Hütte auf ihr Fahrzeug fiel. Auch ein Fischer und eine Kayak-Fahrerin kamen ums Leben.

Angeschwemmte Boote an einem Strand nahe Coggia in Korsika – eine 13-Jährige kam ums Leben
Angeschwemmte Boote an einem Strand nahe Coggia in Korsika – eine 13-Jährige kam ums Leben Foto: AFP/Pascal Pochard-Casabianca

In Calvi starb ein 46-jähriger französischer Tourist, als ein Baum auf einen Bungalow stürzte. Im selben Pinienwald verletzte ein umgestürzter Baum eine 23-jährige Italienerin lebensgefährlich.

Feuerwehreinheiten und Rettungskräfte mussten auf Korsika zu dutzenden Einsätzen ausrücken. Auch die Küstenwache absolvierte nach Angaben der Präfektur „zwischen 60 und 70 Einsätze“ auf dem Meer und an den Küsten, etwa weil Boote in Seenot gerieten oder kenterten. In 45.000 Haushalten auf der Insel fiel der Strom aus.

In Österreich sterben zwei Kinder

Bei einem schweren Unwetter in der Toskana in Italien sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Rund hundert weitere Menschen mussten am Donnerstag vor den Stürmen in Sicherheit gebracht werden, wie die regionalen Behörden in der bei Urlaubern beliebten italienischen Region mitteilten. Die heftigen Winde und starken Regenfälle suchten Gebiete von der Mittelmeerküste bis nach Florenz heim.

Die beiden Todesfälle wurden laut örtlichen Medien von umstürzenden Bäumen in den Städten Lucca und Carrara verursacht. Vier weitere Menschen wurden den Berichten zufolge auf einem Campingplatz in Marina di Massa von stürzenden Bäumen verletzt.

Am St. Andräer See in Österreich sind zwei Kinder gestorben
Am St. Andräer See in Österreich sind zwei Kinder gestorben Foto: dpa/Georg Bachhiesl

Im südösterreichischen Bundesland Kärnten sind wegen bei Unwettern umgestürzten laut Angaben des örtlichen Roten Kreuzes un der Polizei zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren ums Leben gekommen. Zudem habe es mehrere Schwerverletzte gegeben. Eine Person wurde noch vermisst.

Regen lässt Spanien und Portugal aufatmen

In Spanien halfen die Regenfälle hingegen bei der Eindämmung zweier großer Waldbrände in der südöstlichen Region Valencia. „Endlich eine gute Nachricht: Der Regen und das Sinken der Temperaturen haben es ermöglicht, den Brand im Vall d’Ebo einzudämmen“, schrieb Regionalpräsident Ximo Puig am Mittwochabend im Onlinedienst Twitter.

Am Donnerstagmorgen sagte Puig dem Radiosender Cadena Ser, dank des Regens habe sich auch der Waldbrand in Bejis „positiv entwickelt“. Es seien dort nur noch „wenige Flammen sichtbar“. Die beiden Feuer zerstörten zusammen fast 25.000 Hektar Land, etwa 3.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Die portugiesische Feuerwehr brachte den Waldbrand im Naturschutzgebiet Serra da Estrela vorerst unter Kontrolle. Miguel Oliveira vom Zivilschutz mahnte am Mittwochabend im Radiosender TSF jedoch, es sei „immer möglich und sehr wahrscheinlich, dass es ein Wiederaufflammen gibt, aber wir hoffen, dass das keine besorgniserregenden Ausmaße annimmt“. Der Einsatz im Zentrum Portugals müsse daher noch mehrere Tage fortgesetzt werden.

700.000 Hektar Wald in der EU verbrannt

Dieses Jahr sind bereits rund 700.000 Hektar Wald in der EU verbrannt – nahezu dreimal die Fläche Luxemburgs. Dies sei der höchste Wert zu dieser Jahreszeit seit der gemeinsamen Datenerfassung im Jahr 2006, teilte die EU-Kommission am Donnerstag mit. „Wir sind noch lange nicht am Ende“, sagte ein Sprecher der Brüsseler Behörde mit Blick auf die Waldbrandsaison. Bisher sei angesichts der Feuer das Katastrophenschutzverfahren der EU neunmal von fünf Ländern aktiviert worden.

Laut Zivilschutzbehörde standen dafür am Donnerstag noch fast tausend Feuerwehrleute bereit. Am Samstag soll in Portugal eine neue Hitzewelle beginnen. Die Feuerwehr hatte das Feuer am Samstag ein erstes Mal unter Kontrolle gebracht, am Montag breitete es sich aber wieder aus. Der Waldbrand in der Serra da Estrela ist der bislang größte dieses Sommers in Portugal. Nach vorläufigen Angaben wurden in der Bergregion bereits etwa 25.000 Hektar Wald zerstört.

Seit Jahresbeginn gingen in Portugal bereits etwa 92.000 Hektar Land in Flammen auf, in Spanien waren es bislang 283.000 Hektar. Die beiden Urlaubsländer leiden in diesem Sommer ebenso wie Frankreich und Italien unter extremer Trockenheit.

Dutzende sterben bei Tierpark-Besuch

Bei den Waldbränden in Algerien sind nach neuen Angaben 38 Menschen ums Leben gekommen. Wie die Zivilschutzbehörde und örtliche Medien am Donnerstag mitteilten, starben 30 Menschen allein in der Umgebung der Stadt El Tarf im äußersten Osten des Landes nahe der Grenze zu Tunesien. Zudem gebe es mehr als 200 Verletzte, berichteten örtliche Medien. Auch im Norden des Landes wüteten mehrere Waldbrände.

In der Nähe der 100.000-Einwohner-Stadt El Tarf habe „ein Feuer-Tornado in wenigen Sekunden alles mit sich genommen“, sagte ein Lokaljournalist der Nachrichtenagentur AFP. Bei den meisten Todesopfern handele es sich um Menschen, die während ihres Besuchs in einem Tierpark von Flammen eingeschlossen wurden. Fernsehberichten zufolge besuchte Regierungschef Ayman Benabderrahmane am Donnerstagmorgen das Katastrophengebiet.

Nach Angaben der Behörden waren 39 Waldbrände in 14 Regierungsbezirken im Norden Algeriens ausgebrochen. Am Donnerstag waren einige davon noch nicht gelöscht und wurden von heftigem Wind angefacht. An den Löscharbeiten beteiligten sich Löschhubschrauber des Zivilschutzes und der Armee. Ein angemietetes russisches Löschflugzeug kann wegen einer Panne voraussichtlich erst am Samstag wieder eingesetzt werden, wie Innenminister Kamel Beldjoud am Mittwochabend mitteilte.

Die Brände wecken Erinnerungen an den Sommer vergangenen Jahres. Damals waren bei den tödlichsten Waldbränden in der jüngeren Geschichte des nordafrikanischen Staates mindestens 90 Menschen ums Leben gekommen.

Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel rund um den Globus zu häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen. Damit wächst auch die Waldbrandgefahr. In Portugal und Spanien wüten derzeit ebenfalls schwere Waldbrände. (AFP, dpa)