UmweltNicht einfach zuschlagen: Wespen stehen in Luxemburg unter Naturschutz – und sind nützliche Bestäuber

Umwelt / Nicht einfach zuschlagen: Wespen stehen in Luxemburg unter Naturschutz – und sind nützliche Bestäuber
Eine Wespe sitzt auf einem alten Apfel Foto: dpa/Bernd Weißbrod

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Bei so mancher Grillparty kippt die Stimmung am Tisch, wenn die Insekten im gelb-schwarzen Gewand auftauchen, angelockt von den leckeren Gerüchen. Viele Menschen haben Angst vor den Wespen und greifen auch mal zu drastischen Methoden. Dabei sind Wespen alles andere als die heimtückischen Plagegeister, für die sie viele halten – und stehen in Luxemburg unter rechtlichem Schutz. 

Wer bei dem Anblick einer Wespe gleich zur Fliegenklatsche greift, der sollte beim nächsten Mal lieber umdenken. Denn tatsächlich stehen die Wespen auch in Luxemburg unter Naturschutz. Sie sind, wie alle wildlebenden Tierarten, über den Artikel 19 des Naturschutzgesetzes geschützt und dürfen nicht grundlos getötet werden. Dazu zählen, laut Simone Dengler, Pressesprecherin des Umweltministerium, auch Insekten- und Wespenfallen. 

24 -1000 Euro Strafe sind angesetzt, wenn eine Person „ungerechtfertigt wild lebende Tierarten ausbeutet, nutzt, verstümmelt oder zerstört“. Es gibt aber auch Ausnahmen: Ein direktes Gesundheitsrisiko, insbesondere wegen einer Allergie, gilt etwa als Rechtfertigung für das Töten der Wespen. 

Auch die Nester der Insekten sind geschützt, dürfen aber ebenfalls entfernt werden, wenn zum Beispiel ein direktes Gesundheitsrisiko oder eine Gefahr für Säuglinge besteht und wenn sich das Nest über der Eingangstür oder auf der Terrasse befindet – die Tiere und Menschen also in einer direkten Konfrontation stehen. 

Nicht selbst Hand anlegen

Sollten sich die Wespen in direkter, störender Nähe zu einem ein Zuhause gebaut haben, sollte man das Nest nicht selbst entfernen. Denn den Nestbereich verteidigen die Tiere aggressiver als andere. Die Nester sollten nicht in Schwingung versetzt werden: Also nicht daran rütteln oder dagegen klopfen bzw. schlagen, sonst aktiviert man den Verteidigungsmodus der Tierchen. Ist die Entfernung eines Nestes unumgänglich, sollte man auf professionelle Hilfe zurückgreifen (Kammerjäger/Schädlingsbekämpfer), um sich nicht in Gefahr zu bringen. 

Wer Köderfallen aufstellt, sollte sich bewusst sein, dass er damit keinesfalls gegen ein ganzes Wespenvolk ankommt – dafür sind sie zu zahlreich. Außerdem führen die Fallen laut Umweltministerium zu einem qualvollen Tot für die Insekten und können weitere Insektenarten anlocken – auf die es der Fallensteller vielleicht gar nicht abgesehen hat. 

Doch bevor man gleich mit dem Kammerjäger oder mit Insektenfallen anrückt, kann man versuchen, das Konfliktpotenzial zwischen Natur und Mensch zu minimieren. Also zum Beispiel auf Fliegengitter für Fenstern und Türen zurückgreifen, wenn sich Wespen öfter in die Wohnung verirren. 

Ähnlich wie Bienen haben Wespen einen festen Landeanflug in ihr Nest. Führt die Bahn über die Terrasse oder den Spielplatz, ist das natürlich ärgerlich. Denn kreuzt ein Mensch die Flugbahn, kann dies die Wespe zu einem Angriff provozieren, um das Nest zu verteidigen. In verschiedenen Fällen können einfache Lenkungsmaßnahmen ungünstige Flugrichtungen der Wespen von und zum Nest umleiten. 

Helfen die beiden soften Maßnahmen nicht, dann kann man auch ein Umzug für die Wespen in Frage kommen. Ob und wie ein Nest umsetzbar ist, sollte aber von einem Fachmann überprüft werden. 

Verschiedene Wespenarten

„Meist ist ein Zusammenleben möglich, hierfür müssen die Nester beobachtet, die Wespen bestimmt und dann gegebenenfalls gehandelt werden“, sagt Simone Dengler. Die Bestimmung der Wespen ist wichtig, weil nicht jede Unterart gleich „problematisch“ für den Menschen ist. Von den neun Wespenarten, die man in Luxemburg finden kann, können lediglich zwei dem Menschen Probleme bereiten, informiert der Verein natur&ëmwelt. 

Allgemein wird zwischen Langkopf- und Kurzkopf-Wespen unterschieden. Die beiden Gruppen haben verschiedene Arten und Weisen, ihre Nester zu bauen. Nicht so bekannt ist, dass die Hornisse auch zu den Wespen zählt. Sie ist allein schon aufgrund ihrer Größe einfacher von den anderen zu unterscheiden – was aber nicht bedeutet, dass sie deswegen auch gefährlicher ist. Im Volksmund heißt es zwar gerne, dass sieben Hornissenstiche ein Pferd töten und drei einen Menschen. Doch das sind „Fake-News“. Das Gift der Hornisse ist nicht potenter als das anderer Wespenarten. Nur ihr Stachel ist größer – weshalb ein Stich eventuell schmerzhafter sein kann. 

Wie genau es den Luxemburger Wespen geht, kann das Umweltministerium nicht sagen. Aber „wir erleben momentan ein Insektensterben, von dem auch die Wespen nicht verschont bleiben.“ Insbesondere solitäre Arten oder Völker, deren Nester frei hängen, dürften unter Druck stehen. „Jede Art hat ihre Rolle im Ökosystem. Wespen sind wichtige Aasfresser und fleißige Bestäuber“, sagt Dengler. „Von denen gibt es kaum zu viele, selbst wenn einige Arten uns Menschen im Hochsommer lästig werden können.“ 

Kontakt

Für weitere Informationen zu Wespen, den verschiedenen Arten und ihren Lebensweisen sowie Ratschläge beim Umgang mit den Tieren kann man sich an den Verein „natur&ëmwelt“ wenden. Sie sind unter der Nummer 29 04 04 344 (Wespenhotline) oder per E-Mail an berodung@naturemwelt.lu erreichbar. 

raymond
16. August 2022 - 22.37

Komisch, in gefühlt 95% der Lokale mit Terrassen sind Fallen aufgestellt.

pit
16. August 2022 - 19.13

Die zur Zeit am häufigsten auftretenden Wespen sind die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Diese haben mit Bestäubung nichts am Hut. Im Frühjahr und Frühsommer ernähren sie sich von Larven und Raupen. Jetzt sind sie Aasfresser, meist leben sie von toten Insekten.

Leila
16. August 2022 - 14.55

Seit ein paar Jahren nisten sich jedes Jahr Wespen auf meinem Balkon ein. Anfangs etwas Panik und Ratlosigkeit meinerseits, mittlerweile daran gewöhnt, Agreement - ich esse und trinke nicht draußen, sie lassen mich in Ruhe, mein Dank: täglich frisches Wasser für sie und die Hoffnung, dass es so bleibt.

JJ
16. August 2022 - 13.13

Wer schon einmal von den Viehchern attackiert wurde oder sich nicht mehr an den Tisch traut weil sie über alles herfallen was sich anknabbern läßt,denkt sicher anders. Tip für Kinder: Trinkt eure Limo aus einer Fahrradflasche oder deckt Gläser ab.Damit ihr die Mundhöhle nicht " bestäubt" kriegt.