Mittwoch12. November 2025

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KlimawandelBesorgte Reaktionen in Südosteuropa auf neuen Klimareport

Klimawandel / Besorgte Reaktionen in Südosteuropa auf neuen Klimareport
Hitzewelle an der Adria: Eine Touristin kühlt sich in der Altstadt von Dubrovnik an einem Springbrunnen ab Foto: Pixsell via XinHua/dpa/Grgo Jelavic

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Brände, Hitzewellen und Dürren – Südosteuropa bekommt die Folgen der Erderwärmung schmerzhaft zu spüren. Wissenschaftler und Umweltschützer reagieren besorgt auf den neuen Klimareport und fordern Kurskorrekturen. Die Politik schweigt sich aus – oder beschränkt sich aufs Krisenmanagement.

Zumindest bei den Medien in Südosteuropa lässt die jüngste Analyse des Weltklimarats (IPCC) die Alarmglocken schrillen. „Das Mittelmeer ist der Brennpunkt der Erhitzung“, titelt besorgt das kroatische Webportal „index.hr“: „Die Sahara kann sich auf Kroatien ausweiten.“ Von der „letzten Warnung an die Menschheit“ spricht düster das Portal „balkans.aljazeera.net“ im bosnischen Sarajevo: „Sind die Regierungen zu Sofortmaßnahmen zum Aufhalten der globalen Erwärmung bereit?“

Waldbrände, Hitzewellen und Dürren – Südosteuropa bekommt die Folgen der Erderwärmung bereits jetzt schmerzhaft zu spüren. In der Türkei, Sizilien oder im Süden Griechenlands nähern sich die Temperaturen in diesem Hitzesommer immer näher der 50-Grad-Grenze an. „Die Klima-Krise klopft an die Tür des gesamten Planeten“, konstatiert Griechenlands sorgengeplagter Premier Kyriakos Mitsotakis resigniert.

Doch fast ausschließlich sind es im Südosten Europas Wissenschaftler und Umweltschützer, die besorgt auf den neuen Klimareport des IPCC reagieren und Kurskorrekturen fordern. Die vor allem auf ihre Wiederwahl bedachten Politfürsten auf dem Balkan schweigen sich zu den schlechten Nachrichten weitgehend aus – oder beschränken sich auf kurzfristiges Krisenmanagement.

Heimische Klimatologen nehmen bei der Warnung vor den Folgen der Erderwärmung für die Region hingegen kein Blatt vor den Mund. Vermehrte Hitzewellen dürften sich auf die Wasserreserven in den Küstenregionen auswirken, so der kroatische Klimatologe Kreso Pandzic. Neben dem steigenden Verbrauch könnte auch der steigende Meeresspiegel zu einer zunehmenden Versalzung von Trinkwasserquellen führen. Sollte das westarktische Eisschild kollabieren, könnten ganze Inseln und Küstenlandstriche im Meer verschwinden, warnt sein Kollege Ivan Guettler.

Südlich gelegene Regionen der europäischen Mittelmeeranrainer könnten zu einer Wüstenlandschaft mutieren, so der Atmosphären-Physiker Branko Gisognono von der Universität Zagreb gegenüber „index.hr“: „Die Sahara ist schon an das Südufer des Mittelmeers gelangt. Es ist die große Frage, ob sie sich weiter ausdehnt und über Italien und Griechenland bis Kroatien und Spanien gelangt.“

Löschflugzeuge statt Kampfflugzeuge

Das Mittelmeer verwandle sich zunehmend in ein „tropisches Meer“, warnt Giuseppe Di Carlo, Direktor der Mittelmeer-Initiative des World Wildlife Fond (WWF): „Die Klimaveränderungen sind keine Bedrohung der Zukunft, sondern von heute.“

Über die stark gestiegene Anzahl von extremen Dürreperioden und Überflutungen in den vergangenen Jahren berichten auch Klimatologen in Binnenländern wie Serbien oder Bosnien und Herzegowina. Doch engagierte Umweltschützer und Wissenschaftler in Südosteuropa warten nicht nur mit düsteren Szenarien, sondern auch mit konkreten Handlungsempfehlungen auf.

Der WWF empfiehlt beispielsweise die „Verminderung des touristischen Drucks“ auf die Küste: Eine intakte Biodiversität sei die „beste natürliche Verteidigung gegen die Folgen des Klimawandels“. Kroatien müsse zur Bewältigung der Folgen der Erderwärmung viel mehr Mittel in die Forschung investieren, fordert Grisogono: „Wir können nicht dieselben Lösungen anwenden wie Belgien oder die Niederlande.“ Statt in die Anschaffung neuer Kampfflugzeuge sollte Zagreb zudem in Löschflugzeuge investieren: „Statt uns mit Kampfjägern wichtig zu machen, könnten wir bei der Löschung von Waldbränden führend werden. So könnten wir uns selbst und anderen helfen.“

Lucilinburhuc
15. August 2021 - 10.47

"Löschflugzeuge statt Kampfflugzeuge" ist auch zu kurz gedacht. Dieser Schlag von Politikern werden nicht die Wende bringen. Eher Typen wie Elon.