„Wir hoffen, Sie ein wenig damit zu inspirieren“, heißt es vonseiten der Forschungsgruppe Risk Frontiers in Sydney. In der E-Mail, die die Wissenschaftler an Forscher und Akademiker in ganz Australien verschickten, haben die Australier gesammelt, welche großen Werke oder wissenschaftlichen Durchbrüche während einer Pandemie entstanden.
Die großen Namen, die dabei herausstechen, sind William Shakespeare und Isaac Newton, die beide zu unterschiedlichen Zeiten einen Ausbruch der gefürchteten Pest durchlebten. Die Pest, eine Infektionskrankheit, die wohl über Kleiderläuse und Flöhe auf den Menschen übertragen wurde, tötete im Mittelalter Millionen Menschen. Die Symptome der Pest waren durchweg grausam: Fieber, rasender Puls und Atemnot, gefolgt von Rücken- und Beinschmerzen. Einige litten auch unter starken Kopfschmerzen, Depressionen und Beulen.
Diese harten Schwellungen einer Lymphdrüse bildeten sich meist an der Leiste, in der Achselhöhle oder im Nacken und verursachten, wenn sie platzten, Schmerzen, die so qualvoll gewesen sein sollen, dass manche Opfer wohl sogar aus dem Fenster sprangen, um dem Schmerz ein Ende zu setzen. Kurz vor dem Tod konnten die Kranken dann kaum mehr sprechen und fielen ins Delirium. Im Gegensatz zu Covid-19 starben vor allem jüngere Menschen an der Pest.
In London mussten Anfang des 17. Jahrhunderts aufgrund der grassierenden Krankheit sämtliche Theater geschlossen werden und Shakespeares Schauspieltruppe, die „King’s Men“, zogen von der Stadt aufs Land, um überhaupt noch auftreten und Geld verdienen zu können.
Physikalische Theorien unterm Apfelbaum
Shakespeare selbst verbrachte 1605 und 1606 wohl weitestgehend in Isolation. Während dieser Zeit soll er aber besonders kreativ gewesen sein und einige seiner wichtigsten Werke geschrieben haben: die berühmten Tragödien „König Lear“, „Macbeth“ sowie „Antonius und Cleopatra“. Ob die Einsamkeit in der Isolation ihn zu den tragischen Stücken anregte oder ob er einfach die Langeweile mit Schreiben füllen wollte, bleibt dahingestellt.
Sechzig Jahre später – um 1665 – fand sich Isaac Newton in einer ähnlichen Situation wieder. Der englische Physiker und Mathematiker war gezwungen, von zu Hause aus zu arbeiten, nachdem eine weitere Pest-Epidemie durchs Land zog. Der junge Newton, der damals am Trinity College in Cambridge studierte, wurde von der Universität nach Hause geschickt, um seine Studien zu seinem eigenen Schutz in der Quarantäne fortzusetzen. In dem Jahr – abseits jeder Ablenkung – arbeitete er zunächst an mathematischen Problemen und entwickelte dabei die Anfänge der Infinitesimalrechnung.
Als nächstes erwarb er ein paar Prismen und experimentierte mit ihnen in seinem Schlafzimmer. Er bohrte sogar ein Loch in seine Fensterläden und beobachte den kleinen Lichtstrahl, der hindurchdrang, um daraus seine Theorien zur Optik zu entwickeln. Auch an der berühmten Geschichte mit dem Apfelbaum im Garten, von dem ihm ein Apfel auf den Kopf gefallen sein soll, ist wohl zumindest ein wenig Wahres dran. Zumindest sollen in besagtem Garten seine Theorien zur Schwerkraft und Bewegung entstanden sein.
„Wenn Sie also in den nächsten Wochen von zu Hause aus arbeiten oder studieren, erinnern Sie sich vielleicht an das Beispiel von Newton“, schrieben die australischen Wissenschaftler in ihrem Newsletter. Denn Zeit zum Nachdenken und Experimentieren habe sich zumindest für Newton als „lebensverändernd“ erwiesen.
De Maart
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