Wir konsumieren zu viel. Zu viel und zu sehr zulasten des Planeten, auf dem wir leben. Die Einsicht ist nicht neu und nutzt bislang meist die Kraft der Worte. In Luxemburg gibt es jetzt auch ein Bild dazu. Eines, das begehbar ist und sich jeder beim „Haus vun der Natur“ auf Kockelscheuer anschauen kann.
Viel ist außer dem weiß-roten Absperrband, das sich über die begehbare Fläche zieht, noch nicht zu sehen. Das liegt in der Natur der Natur, die nicht nach dem Prinzip der Schnelllebigkeit funktioniert. Sie braucht Zeit, um etwas wachsen zu lassen. Und man muss ihr entgegenkommen. Der Boden will urbar gemacht werden. Da, wo später Nahrungsmittel wachsen sollen, ist es grün. Eine Pflanzenmischung sorgt momentan ohne Chemie für „Humus“, fruchtbaren Boden. Im Frühjahr wird ausgesät: Obst, Gemüse, Getreide, Futtermittel und vieles mehr. 2.000 Quadratmeter sind es insgesamt und sie reichen aus, um einen Menschen zu ernähren – wenn er seine Lebensweise umstellt. Weniger Fleisch, weniger Zucker und weniger Milchprodukte muss das Ziel sein. Regional, ökologisch und nachhaltig steht stattdessen am Ende der Zielgeraden. Sagt sich so leicht, denn wir alle sind anderes gewohnt.
„Wir haben einen hohen Konsum von Fleisch und Milchprodukten, die hier im Land hergestellt, aber auch exportiert werden“, sagt Raymond Aendekerk, der derzeitige Direktor von Greenpeace Luxemburg und geistige Vater des Projektes. „Andererseits importieren wir das Futter für die Tiere, die Fleisch und Milch liefern“, erklärt er eine der Schizophrenien des „Systems“. Das heißt plakativ: Damit es in Luxemburg beispielsweise überhaupt Milch gibt, muss von woanders das Futter herbeigekarrt werden.
Zum Nachdenken anregen
Eine gesunde Ökobilanz sieht anders aus. „Kein Mensch fragt nach den Konsequenzen, wenn die Milchkühe mit Soja gefüttert werden“, sagt Aendekerk, „und solange ein Markt dafür da war und der Milchpreis gut, ging das ja auch.“ Der Preis ist allerdings nicht mehr gut und es wird auch zu viel produziert. Dasselbe gilt für den Fleischkonsum. „Mit diesem Projekt wollen wir den Leuten eine Idee geben, was für eine Fläche man braucht, um sich regional zu ernähren“, sagt Aendekerk. Und: „Wir wollen die Leute dazu ermutigen, darüber nachzudenken, ob man überhaupt mehr als 100 Kilo Fleisch pro Kopf pro Jahr verzehren muss“, sagt er.
„Teilt man die hierzulande verfügbare landwirtschaftliche Fläche durch unsere Einwohnerzahl, stehen jedem 2.000 Quadratmeter Ackerland zur Verfügung“, steht auf dem Schild vor dem Feld. Das entspricht fünf Basketballfeldern oder 200 dicht nebeneinander geparkten Autos. „Die Fläche ist so berechnet, dass die Menschen sich ernähren können, aber klimagerecht, ohne Schaden für die Biodiversität und gesünder“, sagt Aendekerk, „im Moment betreiben wir Raubbau.“ Mit dem begehbaren Feld am „Haus vun der Natur“ gibt es jetzt ein Bild für Überlegungen, wie der Raubbau gestoppt werden könnte. Dass das Projekt indirekt auch eine Kritik an der aktuellen Landwirtschaft ist, verhehlt er nicht. Andererseits soll es den Konsumenten wachrütteln. „Eigentlich müssten wir noch ein viel größeres Feld abstecken und sagen, diese Fläche braucht ihr aktuell für eure Ernährung“, sagt er. Das lässt aufhorchen – vor allem, wenn das zur Verfügung stehende Land begrenzt ist.
Eine Schwäche hat das Ganze. Die 2.000 Quadratmeter für jeden Einwohner orientieren sich an rund 130.000 Quadratmetern landwirtschaftlicher Fläche in Luxemburg und rund 600.000 Menschen im Land. Bei der Einwohnerzahl wird es aber wohl nicht bleiben.
De Maart

bei Mais wird die ganze Pflanze gebraucht.
Gülle wird garantiert nicht sinnlos ausgebracht sondern ist ein wertvoller Dünger
,600.000 X 2.000= 1.200.000m2 net 130.000??! Dat wären 13 Hektar Akerbaufläch am Land,??? setzen..schummen
Es ist ja nicht angedacht mit dem Projekt, dass jeder wieder Eigenversorger werden soll. Die Produktion der Lebensmittel soll wieder bodengebunden werden, d.h. dass die natürlichen Ressourcen optimal genutzt werden. Das ist heute nicht der Fall. Fleisch- und Milchproduktion sind in einem nachhaltigen Kreislaufsystem in Luxemburg sogar erwünscht. Wenn sich jemand vegetarisch oder vegan ernähren möchte, ist das auf jeden Fall begrüssenswert.
Ich wundere mich sowieso dass fürs Füttern noch meistens Mais angesetzt wird, soweit ich weiß bleiben die Kolben eh zu klein, damit sie einen kommerziellen Wert erzeugen könnten.
Dieses Jahr war eh besch...n, aber ich denke mit Mammutgras könnte man auch in Mitteleuropa 2 Ernten im Jahr einfahren. Dann müsste man auch die Gülle nicht sinnlos auf Wiesen austragen. Wahrscheinlich fehlt es momentan einfach an der geeigneten Maschienerie, dass kein Umdenken stattfindet, oder jetzt sagt mir ein Bauer ich hab den totalen Knall.
Vor 15 Jahren haben wir in Thailand auf 15 hektar Palmbäume gepflanzt, damals haben sie auch gesagt ich hab den Knall, heute leben drei Famielien sehr sehr gut davon.
Das Prinzip, dass eine fleischärmere Ernährung weniger Landverbrauch mit sich bringt, ist schon länger bekannt.
Insofern ist die Initiative nicht schlecht.
Allerdings erinnert mich das Ganze aber auch ein bisschen an frühere Jahrhunderte, wo Menschen tatsächlich für den Eigenbedarf Obst und Gemüse auf hausnahen Feldern angebaut haben - wie oft es damals witterungsbedingte Hungersnöte gab, ist ja aber auch bekannt.