Wehende Rastamähne, schnelle Antritte, Dribblings auf engstem Raum. Dieumerci Ndongala spielte sich im Sommer 2011 rasend schnell in die Herzen der Jeunesse-Anhänger. Über den luxemburgischen Rekordmeister schaffte er den Sprung in den Profibereich und trifft am Donnerstag in der zweiten Qualifikationsrunde mit dem KRC Genk auf seinen ehemaligen Erzrivalen Fola (in der Luminus Arena).
Am 7. August 2011 begann die Erfolgsgeschichte des flinken Kongolesen aus Belgien in Luxemburg. Beim ersten Saisonspiel der Jeunesse Esch stand der damals 20-Jährige beim 2:0-Erfolg gegen den CS Petingen auf dem Platz und feierte laut Tageblatt „einen tollen Einstand“. Es sollte der Start in eine erfolgreiche Karriere werden.
In seinem ersten Jahr in Luxemburg bildete er mit Yassine Benajiba und Daniel Gomez das magische Dreieck der Jeunesse. Das Trio wurde vom damaligen Escher Trainer Sébastien Grandjean an die „Grenz“ gelotst und verzückte die verwöhnten Jeunesse-Zuschauer mit attraktivem Offensivfußball. Am Ende stand die Mannschaft nach einem verlorenen Pokalfinale gegen Düdelingen und Platz zwei in der Meisterschaft jedoch mit leeren Händen da.
Immer einen Platz in meinem Herzen
Die 18 Monate in Luxemburg waren aber auch auf persönlicher Ebene eine neue Erfahrung für den Flügelflitzer. „Die meisten Leute aus meinem Umfeld haben nicht verstanden, warum ich von Standard Liège zur Jeunesse gewechselt bin. Zu diesem Zeitpunkt war es jedoch besser für mich, nach Luxemburg zu wechseln als am Ende ohne Verein dazustehen. Ich habe mir gedacht: Wenn ich Leistung bringe, dann werde ich meine Chance im Profifußball irgendwann erhalten“, erklärt Ndongala seine Beweggründe.
Die ersten Wochen waren jedoch eine Ernüchterung für den Mann, der in Kinshasa zur Welt kam und in Belgien aufwuchs. „Ich war enttäuscht vom Niveau der Liga und habe im Training und auf dem Platz nicht alles aus mir herausgeholt. Ich habe mich regelrecht hängen gelassen. Irgendwann hat mir der Verein eine Arbeit als Parkwächter angeboten, damit ich etwas mit meiner freien Zeit anfangen kann. Dort habe ich realisiert, dass es eine einzigartige Chance ist, Talent im Fußball zu haben und dass ich noch sehr viel an mir arbeiten muss, um Profi zu werden.“
Aber es gab nicht nur negative Seiten in Luxemburg für Ndongala. „Mit 20 Jahren habe ich gelernt, wie ein Mann zu spielen, in die Zweikämpfe zu gehen. Diese Erfahrung hat mir sehr viel gebracht. Außerdem wird die Jeunesse immer einen Platz in meinem Herzen haben.“
Back to the roots
Im Januar 2013 verließ Ndongala den Rekordmeister nach zähen Verhandlungen in Richtung La Louvière. Der Sprung zum belgischen Drittligisten wurde damals kritisch beäugt, weil er auf den ersten Blick keine sportliche Verbesserung darstellte. „Ich sah in diesem Wechsel eine Möglichkeit, mich zu verbessern. Die dritte belgische Liga ist einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich als die BGL Ligue.“ Der Plan ging auf. Nach sechs Monaten Eingewöhnungszeit stieg Ndongala innerhalb einer Hinrunde zum Topspieler bei La Louvière auf, schoss neun Tore, lieferte genauso viele Vorlagen und wurde anschließend vom belgischen Traditionsverein Sporting Charleroi verpflichtet. Auch beim Erstligisten war seine Anlaufzeit nur kurz und er etablierte sich als Stammspieler.
Neben dem Platz ließ er seiner kreativen Ader freien Lauf. 2015 gründete er die Modemarke „Ndongalife“ und zog zwei Jahre später mit einem eigenen Musiklabel nach. „Seit Kindesbeinen werde ich von Musik begleitet. Am liebsten höre ich Afrobeats, R’n’B oder Rap. Ich bin eine Art Produzent, der unbekannten Musikern die Chance ermöglicht, eine Platte aufzunehmen. Allerdings mache ich das nur zum Spaß und auch nur ab und zu, denn ich will mich vor allem auf meine Karriere als Fußballer konzentrieren“, erklärt Ndongala, dessen Künstler Carlton Djouffel auf dem besten Weg ist, in Zukunft einen Hit zu landen.
Nach zweieinhalb Jahren in Charleroi folgte ein Wechsel zu La Gantoise und später zu seinem Jugendverein Standard Liège. Wie bereits beim ersten Mal wurde Ndongala auch diesmal in der wallonischen Großstadt nicht glücklich. „Ich hatte Probleme mit Verletzungen und auf dem Trainer (Sa Pinto, Anm. der Redaktion) lastete viel Druck und er hatte einfach nicht genügend Zeit, mir das Vertrauen zu schenken.“ Im vergangenen Winter folgte dann der Wechsel nach Genk. Trainer Philippe Clement wollte den kleinen Techniker unbedingt verpflichten. Ndongala bedankte sich für das Vertrauen mit starken Leistungen und fünf Toren in der Rückrunde. Im Februar wurde er zum Genker Spieler des Monats gewählt. Dafür gab es eine Flasche Champagner von Laurent Perrier. „Der Trainer und der Verein geben mir das Vertrauen und das System passt besser zu mir. Bisher läuft es sehr gut für mich in Genk und ich hoffe, es geht so weiter.“
Eine Voraussetzung dafür ist ein Sieg gegen die Fola morgen in der heimischen Luminus Arena. „Es wird mit Sicherheit ein interessantes Duell. Wir dürfen die Fola auf keinen Fall unterschätzen, denn sie können Fußball spielen, das hat die Vergangenheit gezeigt“, sagt der 27-jährige, der jedoch noch nicht weiß, ob er sein viertes „Derby“ gegen die Fola erleben wird. „Ich bin derzeit krank, aber ich hoffe, am Donnerstag wieder fit zu sein“, so Ndongala am Dienstag gegenüber dem Tageblatt.
De Maart

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