In Remich wird geräumt. „In der Nacht wird Remich zulaufen“, sagt ein gehetzter Jacques Sitz (DP), Bürgermeister von Remich. Den ganzen Tag schon ist er unterwegs, um in seiner Gemeinde am Moselufer nach dem Rechten zu sehen – vor allem am Nachmittag. Er hatte allen Grund dazu. Um 16.00 Uhr wurde ein Moselstand in Remich von 4,84 Metern gemeldet, der gegen 17.30 Uhr schon Makulatur war.
Da war ein Pegel von 6,05 Metern erreicht. Das heißt auch: Eisbahn und die noch nicht fertig gebaute „Gare routière“ stehen kurz davor, geflutet zu werden. Bei der Eisbahn wurde alles, was Elektrik betrifft, höher gestellt, die Eisfläche selbst wird komplett überflutet werden. „Die Piste selbst können wir nicht abbauen“, sagt Sitz, „das dauert immer ein paar Tage, bis das Eis abgetaut ist“. Zwar werden die Seitenwände hochgeklappt, damit sich die Mosel ihren Weg bahnen kann, aber die Eisbahn selbst bleibt im Wasser.
Höchststand für Sonntag erwartet
Beim Busbahnhof ist die Situation noch extremer. „Das Gebäude ist funkelnagelneu“, sagt Sitz, „es sollte in zwei Monaten fertig werden, jetzt wird es erst einmal überflutet“. Auch die Nationalstraße 10 lief gestern gegen 18.30 Uhr zu und wurde gesperrt. Der Bürgermeister schätzt: „Ab spätestens Mitternacht ist sie komplett unter Wasser.“ Er ist zwar kein Experte in Sachen Hochwasser, aber die Remicher kennen das. Die Pumpen laufen schon den ganzen Nachmittag.
„Deswegen sind auch viele Plätze nicht geflutet“, sagt Sitz. Aber: Ab einem Pegelstand von 5,20 Metern schalten nach seinen Angaben die Pumpen ab, dann kommen die Wassermassen. Vor zwei Tagen sei das Szenario nicht absehbar gewesen. „Wir wussten zwar, dass die Mosel steigt, aber kein Mensch hat gedacht, dass sie so hoch steigt“, kommentiert er die Vorhersagen der letzten Tage. „Die Mosel ist eben ein unberechenbares Wesen“, sagt Sitz, „während der Nacht wird das Wasser wohl auch die ‚Maachergaass‘ erreichen“.
Bis Sonntag steigt das Wasser
Den Voraussagen nach soll das Wasser bis Sonntag steigen, wie der „Service de la navigation“ mitteilt. „Das hatten wir vor sechs Jahren zum letzten Mal in dem Ausmaß“, sagt Sitz, der schnell weiter muss. Auf den Pegelstand habe er keinen Einfluss, aber auf die Laune seiner Einwohner. Denen spricht er Mut zu. Auch bei den Nachbarn sieht es nicht besser aus: Epinal, Remiremont, Arches, Bussang, Le Thillot oder Gérardmer in den Vogesen, wo der See über die Ufer getreten ist, leiden unter den starken Niederschlägen der letzten Tage. Zahlreiche Zuflüsse sowie die Meurthe und die Mosel selbst sind über die Ufer getreten. Das berichtet France Info auf seiner Seite. 500 Feuerwehrleute sind im Einsatz, 210 Einsätze haben sie schon hinter sich, wie der Sender weiter berichtet.
In Saarbrücken ist die Stadtautobahn A620 wegen des Hochwassers in beiden Richtungen zwischen Luisenbrücke und Bismarckbrücke seit gestern gesperrt, wie der Saarländische Rundfunk mitteilt. Die Saar war in der Mittagszeit über die Ufer getreten. Auf der Hochwasserumfahrung über die Franz-Josef-Röder-Straße und Saaruferstraße besteht ein Park- und Halteverbot. Auch in Trier hat der Moselpegel am Freitagmorgen die kritische Marke von 8,50 Metern erreicht. Das sind 5,50 Meter über normal. Die Schifffahrt wurde bereits eingestellt, wie der Trierische Volksfreund mitteilt.
De Maart

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