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Das grüne Erdbeben

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Mit vielem hatte man gerechnet, mit diesem grünen Erdbeben jedoch nicht: Satte 20 Prozent konnten die Grünen im Vergleich zu 2011 zulegen. Die DP musste wiederum kräftig Federn lassen: Für sie geht es über 20 Prozent in die andere Richtung. Roberto Traversini führt dies auf die kontinuierlich gut funktionierende Mitarbeit in Differdingen zurück. Er meinte gestern Abend gegenüber dem Tageblatt: „Ich glaube, dass die Stadt Differdingen bemerkt hat, dass ‚déi gréng‘ seit 15 Jahren versucht haben, die Stadt Differdingen nach vorne zu bringen. Die letzten vier Jahre konnte ich persönlich noch mehr Akzente als Bürgermeister setzen als als Schöffe. Für mich ist das eine Bestätigung dafür, dass, wenn man arbeitet, die Menschen einem auch dafür Anerkennung schenken.“

Traversini zeigte sich jedoch auch bescheiden und hob hervor, dass der Fortschritt der drittgrößten Gemeinde des Landes keine One-Man-Show sei. Man habe stets als Team gearbeitet, wenn auch in variierenden Koalitionen. „Ich betone immer, dass wir im Zusammenspiel mit anderen Parteien gute Ideen hatten. Es ist ja auch ein Zeichen von Intelligenz, wenn man verschiedene gute Dinge, die begonnen wurden, weiterführt.“

Kritik an Meisch

Allerdings kann der eigentlich meist gut gelaunte und auch am Wahlabend zufrieden klingende Bürgermeister sich nur schwer zurückhalten, wenn er die Methoden der DP im Wahlkampf beschreibt. „Ich glaube, dass wir politisch immer über der Gürtellinie gespielt haben. Wir haben mit Argumenten und einem Programm Wahlkampf betrieben. Wir haben uns daran gehalten. Wir haben nie auf den Mann gezielt. Das hatte die DP zuletzt versucht, vor allem was mich persönlich betrifft. So etwas mag ich nicht. Ich glaube, dass die DP dafür teilweise bestraft wurde.“

Traversini hatte DP-Herausforderer Fränz Meisch dafür kritisiert, eine Schmutzkampagne gegen ihn gefahren zu haben. Aber auch inhaltlich gibt es eine Breitseite für die Liberalen: „Mit der DP hätten wir viele Projekte nicht erreicht, die aber jetzt durch ihre Abwesenheit möglich waren. So etwas sehen die Menschen. Wenn die DP von fünf auf zwei Sitze runterfällt, soll sie nicht den Menschen die Schuld an dem Wahlergebnis geben. Die DP muss parteiintern analysieren, weshalb sie implodiert ist. Sie muss sich um ihre internen Probleme kümmern.“

„Absolut erstaunt“

Bei der DP schwankt man zwischen Selbstkritik und purem Entsetzen. „Wir sind absolut über das Ergebnis erstaunt. Dass die Grünen in dem Ausmaß siegen würden, war für uns unvorstellbar. Die Grünen sind wirklich explodiert. Wir müssen uns jetzt anschauen, was bei uns schiefgelaufen ist“, reagierte François „Fränz“ Meisch gestern im Gespräch mit dem Tageblatt. „Am Montagabend haben wir ein internes Treffen, um intern zu diskutieren, was schiefgelaufen ist. Das Resultat ist extrem schwierig für die Differdinger DP. Wir kümmern uns jetzt um unsere Partei und blicken nach vorne.“

Allerdings glaubt Fränz Meisch, dass die Fehler nicht nur bei den Inhalten zu suchen seien. Die Bürger hätten die DP vielleicht missverstanden oder die Liberalen wiederum nicht klar genug kommuniziert. „Je nachdem müssen wir uns Gedanken machen, wie wir die Bürger näher an unsere Politik bringen, die wir in den letzten 20 Jahren gemacht haben. Das war wahrscheinlich das große Problem, dass wir die Kommunikation nicht so rübergebracht haben, wie andere Leute das getan haben – die aber auch andere Möglichkeiten hatten als wir.“ Dennoch macht Meisch kein Geheimnis daraus, dass er und seine Familie über das Ergebnis enttäuscht sind. „Wir sind wie die meisten Leute in Differdingen enttäuscht. Die Entwicklung der Stadt Differdingen hat sich auch unter Mitarbeit der DP ergeben.“

Zweiter Sieger: CSV 

Freuen kann sich wiederum die CSV. Sie gehört neben „déi gréng“ zu den Wahlsiegern in Differdingen. „Wir müssen anerkennen, dass Herrn Traversini bei diesen Wahlen ein ganz großer Coup gelungen ist“, so CSV-Spitzenkandidat Tom Ulveling gegenüber dem Tageblatt. Auch Ulveling hielt diese Dimension des Wahlergebnisses für unmöglich: „Ich hätte das Wahlresultat in solch einer Form nicht für möglich gehalten. Das muss ich ganz ehrlich sagen.“

Ulveling erklärt sich Traversinis Erfolg dadurch, dass der Bürgermeister meistens stärker polarisiere als die restlichen Politiker. „Er hat sich exzellent ins Rampenlicht gestellt.“ Der CSV-Politiker bedauert, dass dadurch die gute Arbeit der anderen Parteien ein wenig übersehen worden sei. „Wir haben auch viel gearbeitet. Das gilt auch für unseren anderen Koalitionspartner LSAP. Wir haben gut und viel gearbeitet, allerdings wurde die LSAP abgestraft.“

LSAP-Spitzenkandidat Erny Muller teilt diese Ansicht. „Wir hatten geglaubt, stimmenmäßig zuzulegen. Wir haben unsere vier Sitze behalten, haben aber prozentual verloren. Die Grünen haben massiv gewonnen. Sie haben eigentlich alle Stimmen, die die DP verloren hat, gewonnen.“ Muller ist enttäuscht, weil seine Mannschaft viel gearbeitet habe: „Es spielt natürlich der Bürgermeister-Bonus. Ich bin der Meinung, dass ich persönlich und auch die Partei sehr viel Arbeit geleistet haben.“ Traversini bestätigte dem Tageblatt gestern, dass heute Abend die Koalitionsgespräche mit der CSV beginnen.

Marius
9. Oktober 2017 - 17.22

Mir scheint so als gehe den meisten unser Brüder, die Gemeindewahlen am Dingsbums vorbei. Erstaunt bin ich allemal wieviel Deppen, Armleuchter und politische Blindgänger im klitzekleinen Grossherzogtum umherwandeln. Man fragt sich welche Erfolge die grüne Plebspartei "déi Greng" hierzulande vorzuzeigen hat um 20 % der Wählerstimmen einzufangen. An den Radarfallen kann es nicht liegen, genauso wenig an der verpesteten Luft die ich tagtäglich genötigt bin einzuatmen, verursacht durch hunderttausend Fahrzeuge von Grenzgänger aus der nahen Ausland. Haben die Bewohnern des Schlaraffenlandes immer noch nicht gemerkt, dass diese Grünen Spinner bisher wenig reale Erfolge vorzuzeigen haben und daher längst schon überholt sein müssten? Eines muss man ihnen zugestehen. Sie sind Meister im Gelaber, das keiner so recht nachprüfen kann, wie z.B., die alternative Energiegewinnung, Abschalten der AKWs, der geringere CO2 Ausstoss und nicht zu vergessen die ökologische Nachhaltigkeit, das Steckenpferd par excellence der Grünen. Über dieses Wahlresultat brauchen die Luxemburger in der Tat nicht stolz zu sein.

Tom
9. Oktober 2017 - 15.10

so sehe ich das auch, leider wurde mein Kommentar zensiert obwohl ich nicht mal übertrieben habe.

super biker
9. Oktober 2017 - 15.02

Seit die LSAP für den CETA -Vertrag gestimmt hat , stimme ich gegen die LSAP. Bitte LSAP rettet doch den Sozialstaat und macht wieder eine Sozialpolitik für die kleinen Leute die diesen Namen auch verdient.
DP oder déi Gréng das ist , meiner Meinung nach, doch Sozialpolitisch fast das Selbe.

johnny 44
9. Oktober 2017 - 13.34

Dir hutt vollkomme Recht-Iwerall wou Meisch dran ass hu mär Chaos.

Apocalypse
9. Oktober 2017 - 8.17

Wann ech schonn nëmme «Meisch» héieren, do denken ech direkt un dee Chaos an di Katastroph am Schoulwiesen, an dat wäerte vill anerer och esou gesinn hunn,