Marc Biwer
Nach seinem am Dienstag „freien“ Tag war das FLNS-Doppel am Mittwoch wieder komplett im Einsatz. Für Jean-François Schneiders sollte sich die Geschichte allerdings wiederholen. Der Wiltzer konnte sich am Mittwoch nicht steigern. Auf Bahn 7 des dritten von sechs Vorläufen im Rückensprint angetreten, schlug der 20-Jährige in 26″80 an. Mit diesem Chrono konnte er den zweiten Platz in diesem Vorlauf belegen. Im Schlussklassement brachte ihm das Rang 29 ein: die gleiche Platzierung wie bei der EM vor zwei Jahren in Eindhoven (NL), allerdings bei mehr Teilnehmern (40 gegenüber 35). Dennoch dürfte Fränz Schneiders nicht zufrieden gewesen sein, da er sein primäres Ziel – Landesrekord – um satte 68/100 verpasste.
Zuvor hatte es im Luxemburger Lager aber schon reichlich Grund zum Jubeln gegeben. Laurent Carnol konnte sich über 200 m Brust wie schon über 100 m Brust erneut für das Halbfinale qualifizieren. Hielt am Montag ein sensationeller Landesrekord (88/100) dafür her, so konnte er auch auf seiner Paradestrecke (200 m) eine riesige Rekordverbesserung (61/100) verbuchen. Das Ganze unter den Augen der vor Freude strahlenden FLNS-Präsidentin Nancy Kemp-Arendt: „Ich war auch bei der Junioren-EM dabei. Ich glaube, ich bin ein richtiger Glücksbringer.“
Nach dem unerwarteten Halbfinale über 100 m Brust war der Druck für die 200 m ein bisschen kleiner, auf der anderen Seite die Motivation größer. Dass am Ende aber der zweite Platz in den Vorläufen herausspringen würde, darauf hatte niemand zu hoffen gewagt.
Wie schon vor wenigen Wochen in Paris konnte er den dreifachen Olympia-Bronzegewinner Hugues Duboscq hinter sich lassen. Und dabei schien es, als habe sich der „englische Student“ sogar noch Luft nach oben gelassen: „Als ich gesehen habe, dass es gut ausreicht, habe ich auf den letzten Metern noch einmal zurückgesteckt und Kraft gespart. Ich wusste, dass Duboscq über genügend Erfahrung verfügt, um die Zeiten zu kontrollieren. Allzu viel Spielraum darf man sich aber nicht lassen.“
Die eingesparte Kraft sollte sich dann am Abend auszahlen. Kam Laurent Carnol am Montag nach einem Katastrophenstart nicht über den (immer noch exzellenten) 13. Platz hinaus, so wollte er es diesmal auf jeden Fall besser machen. Als Vorlaufzweiter durfte der Luxemburger auf der günstigen Bahn 4 starten, im ersten Halbfinale. Und Carnol legte los wie die Feuerwehr, führte das Feld sofort mit an und schlug am Ende als Erster an: „Ich hatte gesehen, dass am Ende noch etwas geht. Auf den letzten 50 m konnte ich mich dann nach vorne schieben“.
Mit diesem Sieg war der Luxemburger automatisch fürs Finale qualifiziert. Die beiden Erstplatzierten jedes Halbfinales sowie die vier schnellsten Zeiten sind für das Finale startberechtigt, das heute Abend (fünftes Rennen nach 17.00 Uhr live auf Eurosport, France2 und ZDF) in Budapest geschwommen wird. Auch wenn der Lokalmatador Gyurta unantastbar scheint, so durfte Laurent Carnol mit einem solchen Ergebnis in der Nacht vom Podium träumen. Auf der Strecke blieben u.a. der ukrainische Topschwimmer Valeriy Dymo und auch der Isländer Jakob Sveinsson. Um dieses unfassbare Ziel zu erreichen, musste Carnol allerdings einen weiteren Kraftakt aufbieten und seinen Rekord vom Morgen um weitere 79/100 unterbieten.
Insgesamt verbesserte der Schwimmer des SCD Ettelbrück die Bestzeit damit um fantastische 1″40, also fast anderthalb Sekunden. „Es ist ein unglaubliches Gefühl und ich werde wohl eine Nacht darüber schlafen müssen, um es richtig zu begreifen. Ich habe überhaupt nicht mit einem Finale gerechnet, das Halbfinale war für mich ein realistisches Ziel.“
Eigentlich sollte Jean-François Schneiders die Luxemburger Farben heute über 100 m Freistil alleine in Budapest vertreten. Ein Rennen für den Wiltzer ohne große Ambitionen.
Aber nun sind sie zu zweit, denn Laurent Carnol wird am Abend seinen Finaleinsatz bestreiten: „Meine Konzentration gehört dem Finale. Ich werde mich aber nicht verrückt machen. Ich habe schon mehr erreicht, als ich erwarten konnte, deshalb ist der Rest Bonus. Ich werde mein Rennen schwimmen, ich werde versuchen, schnell zu schwimmen. Vielleicht sogar noch schneller, da ich im Halbfinale die letzten fünf Meter nicht voll geschwommen bin. Dann werden wir sehen, was dabei rauskommt“.
Die Ergebnisse
Herren, 50 m Rücken, Vorlauf (40 Teilnehmer): 1. Guy Barnea (ISR) 25.11, 17. J. Miguel Rando Galvez (ESP) 25.63, 29. Jean-François Schneiders (LUX) 26.80
200 m Brust, Vorlauf (35): 1. Daniel Gyurta (HUN) 2.10.70, 2. Laurent Carnol (LUX) 2.12.29, 17. Valeriy Dymo (UKR) 2.14.78
200 m Brust, Halbfinale: Zeiten siehe Kasten (Tageblatt Seite 28)
De Maart

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