Sonntag2. November 2025

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Abschied mit Knalleffekt?

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RADSPORT - Andy Schleck (Startnummer 241) will am Samstag bei der „Giro di Lombardia“ zu einem großen Schlag ausholen. Die Favoriten aber kommen aus Belgien, Holland, Italien, Spanien und Australien. Sie heißen Philippe Gilbert, Robert Gesink, Vincenzo Nibali, Samuel Sanchez und Cadel Evans.

Petz Lahure aus Mailand

In über hundert Jahren nach François Fabers Sieg (1908) hat es bei der Lombardei-Rundfahrt nie mehr einen Luxemburger Erfolg gegeben.
Eigentlich wollte Frank Schleck als Erster die Nachfolge von Faber antreten. „Ja, ich möchte in Como gewinnen“, bekannte er in den letzten Jahren immer wieder: „Die Lombardeirundfahrt ist mein Lieblingsrennen. Ich habe sie schon als junger Fahrer ins Herz geschlossen.“

Gleich zweimal aber wurde Frank Schleck bei der „classica delle foglie morte“ („Classique der fallenden Blätter“) Opfer eines persönlichen Missgeschicks. 2006 verhielt er sich bei Paolo Bettinis entscheidender Attacke zu unachtsam, und vor drei Jahren wollte er aus der Führungsgruppe heraus abschätzen, was sich in seinem Rücken tat.
Ein leichter Schlenker von Gusev, und schon kam es zum Räderkontakt. Schleck stürzte auf dem flachen Teilstück, das die Fahrer in die letzte Entscheidung am „San Fermo“ bringen sollte. Für ihn sprang Bruder Andy in die Bresche. Er klassierte sich auf dem vierten Rang.

„Distanz verkraften“

Von den beiden Schlecks ist diesmal nur einer am Start. Frank schloss seine Saison bei der Weltmeisterschaft in Geelong ab, während Andy wegen der „Giro di Lombardia“ auf die lange Hin- und Rückreise nach Australien verzichtete. Er zog es vor, sich in heimischen Gefilden auf das Rennen um den Comer See vorzubereiten.

Vor über einer Woche verlegte er die Vorbereitung nach Norditalien, wo er am letzten Wochenende zwei Rennen (Giro dell’Emilia, G.P. Beghelli) bestritt, beide Male aber vorzeitig vom Rad stieg.
Für den Kapitän im Saxo-Bank-Team ist die „Giro di Lombardia“ ein ganz besonderes Rennen, denn er trägt zum letzten Mal das Trikot seines dänischen Arbeitgebers. Danach wechselt er zur Luxemburger Mannschaft, die einstweilen bei der UCI noch als „Luxembourg Pro Cycling Project“ eingetragen ist. An Schlecks Seite (Startnummer 241) fahren am Samstag André Steensen (242), Chris Sörensen (243), Gustav Erik Larsson (244), Jakob Fuglsang (245), Matti Breschel (246) und Richie Porte (247).

„Ein bewegender Moment“

„Für mich ist es ein bewegender Moment“, meint Andy, „denn bei CSC und später bei Saxo Bank habe ich viele schöne Stunden erlebt und auch eine Reihe wunderbarer Erfolge gefeiert. In meinem Abschiedsrennen will ich denn auch alles tun, um dem Team in bester Erinnerung zu bleiben. Ich verzichtete auf die Piemont-Rundfahrt vom Donnerstag (Sieger Philippe Gilbert, d.Red.), um mich ganz auf die schwere Prüfung vom Samstag zu konzentrieren. Mal abwarten, wie ich die Distanz in der Lombardei verkrafte.“

Die „Giro di Lombardia“, die neben Milano-San Remo, der „Ronde van Vlaanderen“, Paris-Roubaix und Liège-Bastogne-Liège zu den fünf Monumenten des Radsports zählt, wurde 1905 erstmals ausgetragen. 1934 und 1944 fiel der Wettbewerb dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer, so dass es am Samstag zur 104. Auflage kommt.

Rund um den Comer See

Die Strecke der Lombardei-Rundfahrt führt traditionsgemäß im Uhrzeigersinn rund um den Comer See. Der Startort wechselt allerdings erstmals seit 26 Jahren wieder nach Mailand. Dadurch wird die Anfahrt zum „Lago di Como“ etwas länger, so dass die Strecke von 242 auf 260 Kilometer anwächst.

Wichtiger für den Rennverlauf dürfte jedoch das veränderte Finale sein. Zwischen der Steigung zur „Madonna del Ghisallo“ und dem Anstieg nach „San Fermo della Battaglia“ steht statt des „Civiglio“ diesmal der deutlich schwierigere „Sormano“ auf dem Menü der Fahrer.

Vom „San Fermo della Battaglia“, wo wahrscheinlich die Entscheidung fallen wird, sind es nur noch 5,1 Kilometer bis zum Zielstrich. Demnach ist kaum mit einem Massenspurt zu rechnen.

Gilbert zum zweiten?

Im vorigen Jahr feierte der Belgier Philippe Gilbert seinen ersten Erfolg bei der „Lombardia“. Er setzte sich kurz vor dem Gipfel der letzten Steigung aus der Spitzengruppe ab. Lediglich Olympiasieger Samuel Sanchez vermochte ihn einzufangen.

In dem vom Belgier taktisch geschickt hinausgezögerten Spurt verfügte der Spanier dann aber nicht mehr über die nötige Endschnelligkeit, um seinen einzigen Widersacher zu gefährden. So blieb Sanchez wie schon 2006 nur der zweite Platz. Vor drei Jahren stieg er als Dritter aufs Podium.

Für Philippe Gilbert war es letztes Jahr der vierte Sieg innerhalb von nur zehn Tagen. Diesmal kann er immerhin noch eine „doppietta“ schaffen, denn am Donnerstag gewann er mit der Piemont-Rundfahrt den letzten Test vor dem heutigen Saisonfinale.