Sie hätten sich in zwei verschiedenen Häusern im Nordwesten des Landes versteckt, meldete CNN am Montag unter Berufung auf einen ranghohen NATO-Vertreter. „Keiner von Al-Kaida lebt in einer Höhle“, zitierte der Sender den Gewährsmann. Vielmehr lebe die Al-Kaida-Führung relativ komfortabel und werde von Einheimischen und Mitgliedern des pakistanischen Geheimdienstes geschützt. Dies hat die pakistanische Regierung jedoch wiederholt bestritten.
Bin Laden und Al Sawahiri halten sich laut CNN an getrennten Orten auf, die allerdings nicht weit voneinander entfernt liegen. Der anonymen Quelle zufolge sollen sie sich in den vergangenen Jahren in einem Gebiet von mehreren hundert Quadratkilometern bewegt haben – von den Bergen um Chitral im äußersten Nordwesten Pakistans bis hin zum Kurram-Tal, das an die afghanische Region Tora Bora grenzt. Dort hatte sich Bin Laden vermutlich bis Ende 2001 aufgehalten.
Woher diese Informationen stammen, wollte der NATO-Vertreter nicht sagen. Laut CNN ist der Gewährsmann direkt mit dem Afghanistan-Einsatz befasst.
Ein Phantom
Seit Jahren ist er ein Phantom: Osama bin Laden. Einst gefürchteter Kopf des Terrornetzwerkes Al-Kaida, taucht er in unregelmäßigen Abständen immer wieder in Video-Botschaften akustisch auf, meist unterlegt mit dem Bild mit Turban, langem Bart und Maschinenpistole vor der Brust.
Bin Laden gilt als Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001. Unmittelbar nach dem Einmarsch der US-Truppen in Afghanistan begann die Jagd auf den „Terrorfürsten“. Und die bis heute andauernde „Pannen-Serie“, wie in Sicherheitskreisen die immer wieder erfolglosen Versuche bezeichnet werden, Bin Ladens letztlich habhaft zu werden. „Jagen ja, fangen Nein“, das sei die Devise gewesen, heißt es in Geheimdienstkreisen.
Bereits im Dezember 2001 – noch vor dem regulären Beginn des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan – sollen deutsche Elitesoldaten des Kommandos Spezialkräfte KSK bei der Erstürmung der afghanischen Bergfeste Tora Bora von Bin Laden dabei gewesen sein. Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass der Zugriff in letzter Minute abgeblasen wurde. Fakt ist, Bin Laden konnte über die nahegelegenen Weißen Berge ins benachbarte Pakistan entkommen.
Vermutungen
Seitdem ranken sich um seinen Aufenthaltsort und seinen Gesundheitszustand Vermutungen. In Militärkreisen wird davon ausgegangen, dass die USA selbst mit Blick auf den Irak-Krieg „den Druck aus dem Kessel“ genommen haben. Noch vor Kriegsbeginn im März 2003 lautete die nüchtern-frustierte Einschätzung: „Die USA interessieren sich für Bin Laden überhaupt nicht mehr, nur noch für Saddam Hussein.“
Auch nach dem Irak-Krieg wurde dieser Zustand nicht besser. „Was sollen wir mit einem gefangenen Bin Laden? Und vor welches Gericht sollen wir ihn stellen?“, sagten US-Militärs zu Zweifeln an der Ernsthaftigkeit ihrer Jagd. Da sei es doch besser, Bin Laden – der zumal gesundheitlich schwer angeschlagen sei und ständig Dialyse brauche – nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Doch die Hoffnung auf eine „biologische Lösung“, sprich: einen natürlichen Tod des heute 53-Jährigen, haben sich nicht erfüllt.
Belohnung von 25 Millionen Dollar
Für die Ergreifung des „meistgesuchten Mannes“ haben die USA ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetzt. Über den jeweiligen Aufenthaltsort am besten informiert sei der pakistanische Geheimdienst ISI, hieß es immer wieder. Doch auch, dass gerade der ISI „aus innenpolitischen Gründen“ nicht zugreifen könne. Übrig blieben die USA zum „aufräumen“, letztlich also zur gezielten Tötung Bin Ladens. Doch wollten die Vereinigten Staaten nach den Worten eines US-Militärs „keinen neuen Märtyrer schaffen“.
So hat sich jahrelang sich dieses „Hinschauen-Jagen-Weglaufenlassen“ gehalten. Fragen zu Bin Laden wurden in Washington mit der Standardantwort beschieden: „Wir sind ihm auf den Fersen“. Doch ein greifbarer Erfolg blieb aus. Erst mit dem Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama scheint sich die Haltung der USA geändert zu haben. Denn auch wenn Bin Laden selbst die Terroranschläge nicht mehr leitet, gilt er doch als Symbolfigur des islamistischen Terrors. Im Rahmen einer neuen Strategie wolle Obama nun Osama bin Laden „zur Strecke bringen“.
tageblatt.lu/dapd
De Maart

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