„Knorpelschaden im linken Knie“ lautete die ärztliche Diagnose im Juli. Es blieben Claudine Schaul zu diesem Zeitpunkt zwei Optionen: entweder eine Operation mittels kleinerer Frakturen des Knorpels oder eine Implantation, die sich über zwei Jahre hinziehen würde. Dies wäre das Ende ihrer Karriere gewesen.
Claudine Schaul Steckbrief
o Geboren am 20. August 1983
o Rechtshänderin, beidhändige Rückhand
o Top-Platzierung: Platz 41 der Weltrangliste am 24. Mai 2004
o Größte Erfolge:– WTA-Turniersieg in Straßburg (F) 2004, Schaul bezwang u.a. im Finale Lindsay Davenport
– ITF-Turniersiege (Einzel) in Vaihingen (D) und Luxemburg 2004; in Koksijde (B) 2008; in Wrexham (GB) 2009
– Im Doppel (WTA): Turniersieg an der Seite von Jelena Kostanic in Canberra (AUS) 2004
So hat sich die Spielerin der „Schéiss“ am 15. Juli der ersten Variante gestellt. Es sollte sich später herausstellen, dass ein zwei Zentimeter großes Loch im Knorpel es ihr unmöglich gemacht hatte, ihr Knie weiter zu belasten. Die Versuche, den Schmerz durch Spritzen und Pausen zu lindern, wären früher oder später deswegen auch komplett gescheitert.
Heute ist Schaul froh darüber, diese Entscheidung getroffen zu haben. Denn nach einer doch anstrengenden und langen Reha konnte sie Anfang Dezember schon wieder die ersten Bälle schlagen. Ihr aktueller Tagesablauf beinhaltet sowohl etwas Tennis- als auch Fitnesstraining.
„Ich habe keine Schmerzen, besser gehts eigentlich nicht“, so die 27-Jährige. Man merkt, dass sie ihren Kampfgeist nicht verloren hat. Nach der „langweiligen Reha“ ist sie froh über Abwechslung und jeden Ballkontakt.
Abitur als zusätzliche Ablenkung
Doch es gab auch Momente, in denen es nicht so gut um ihre mentale Verfassung stand. Nachdenklichkeit und Kraftlosigkeit machten sich nach ihrer zweiten großen Verletzung (nach einem Kreuzbandriss 2006) breit: „Klar habe ich mir Gedanken gemacht. Doch nach dem Okay des Arztes sind diese Zweifel verschwunden.“ Zudem hatte sie während der Verletzungspause das Nachholen ihres Abiturs als zusätzliche Ablenkung.
Trotzdem bremst sie ihren Eifer auch selbst. Eine Überbelastung des Knies zu diesem Zeitpunkt könnte das Ende ihrer Profikarriere bedeuten. So ist ihr momentanes Ziel, einfach „fit zu werden“. Dies ist auch der Grund, warum Claudine Schaul noch keine konkreten (Spiel)-Pläne für das kommende Jahr aufgestellt hat. Sie möchte auf keinen Fall zu viel riskieren.
Eine zusätzliche Motivationshilfe während ihrer Abwesenheit von den Courts hatte Schaul ebenfalls: Die Erfolge ihrer Kollegin und Freundin Mandy Minella haben sie an ihre eigene Vergangenheit erinnert: „Ich bin stolz und froh. Anne Kremer und ich hatten das auch schon. Für Mandy ist noch viel mehr drin.“ Der Antrieb, den sie durch Minellas Siege bei den US Open bekommen hat, zeigte ihr, dass sie auch wieder auf ein solches Level kommen möchte. Im Augenblick hat sie allerdings noch nicht die Form, um an vergangene Resultate anzuknüpfen: „Im Moment ist es noch zu früh zum Planen.“
Im Gespräch mit der „Schéiss“-Spielerin merkt man auch recht schnell, dass sie ihre Gesundheit keinesfalls aufs Spiel setzen wird: „Es ist gut so, wie es ist.“ Für 2011 wünscht sich Claudine Schaul deshalb auch nur eins: keine Verletzung!
De Maart
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