Das krasse Missverhältnis zwischen diesen beiden Zeiträumen sollte eigentlich zu denken geben, tut es aber für 99% der Menschheit nicht. Die allgemeine Devise lautet: Après nous le déluge.
" class="infobox_img" />Francis Wagner [email protected]
Wir Jetzigen verbraten aus Jux und Dollerei eine chemische Ressource, der – was oft vergessen wird – auch in Chemie und Pharmazie eine wichtige Rolle zukommt und die, wenn sie einmal weg ist, den künftigen Generationen nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Sicher: Erdöl lässt sich auch aus (einstweilen noch) reichlich vorhandener Steinkohle synthetisieren (die Nazis und Südafrikas Apartheid-Regime waren übrigens die prominentesten Spezialisten in dieser Disziplin), doch erfordert diese Generierung von flüssigem Treibstoff ihrerseits etliches an Energie.
Und anstatt sich Gedanken darüber zu machen, wie man mit dem noch vorhandenen Erdöl sparsam umgehen könnte, ziehen es viele Politiker (und natürlich die einschlägige Industrie, die herrlich davon lebt) vor, dem Junkie zu geben, wonach der Junkie gelüstet.
Unkonventionelle Sauerei
Und wenn das Erdöl aus konventionellen Quellen (im Wesentlichen das, was derzeit flüssig aus der Erde quillt) nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung steht, dann muss man sich halt nach „unkonventionellen“ Quellen umsehen.
Und hier gelten die Ölsande als das Öl der Zukunft. Das Problem liegt halt darin, dass dieses Zeug keineswegs in flüssiger Form vorkommt, sondern vielmehr als Bitumen mit anderen Mineralien verquickt ist. Um dieses Öl in raffinierbarer Form zu gewinnen, muss man es unter Einsatz von enormen Mengen an Energie und Chemikalien von den mit ihm vermengten Stoffen separieren. Und dieser Prozess ist – gelinde gesagt – eine zünftige Sauerei.
Vor allem lösen die Ölsande das fundamentale Problem nicht: Was tun in der Tat, nachdem auch noch die kanadischen Ölsand-Reserven erschöpft sind? Dann werden Fauna und Flora im Staat Alberta enormen Schaden genommen haben, und die Industrienationen sind unverändert süchtig nach Öl.
Gerade deswegen ist es unumgänglich, heute schon die Suche nach alternativen (zu den fossilen Trägern) und umweltfreundlichen Energiequellen voranzutreiben und nicht abzuwarten, bis energiehungrige Nationen sich Kriege um die Kontrolle der Energiequellen liefern müssen (Bushs Irakkrieg war ja bereits ein Konflikt, der zum großen Teil in diese Kategorie fällt).
Am Ende des Öls ist nicht aller Tage Abend. Neue Energiequellen (z.B. Öl aus Algen oder Methanol) sind in Entwicklung, aber sie sind halt noch nicht in ausreichender Menge verfügbar und werden es wohl noch sobald nicht sein. Und daher ist die derzeitig vorherrschende Mentalität, derzufolge die Menschheit seelenruhig weiter Energie im Allgemeinen und Erdöl im Besonderen ad libitum verschwenden kann – weil nämlich gewiss irgendwann irgendeine Alternative zur Verfügung stehen wird –, richtiggehend beknackt. Kriminell beknackt.
De Maart
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