Mittwoch12. November 2025

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Hohn und Spott für flügellahme Adler

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Ausgerechnet eine Ex-jugoslawische Brudernation hat Serbiens flügellahme Adler aus dem EM-Rennen gekegelt. Nach der 0:1-Schlappe in Slowenien steht Serbien ein Generationen-Wechsel bevor.

Selbstbewusst ziehen zwei bisherige Fußballzwerge in die Play-off-Spiele: Montenegro und Bosnien-Herzegowina wollen sich die erste Turnier-Teilnahme sichern.

Play-off: Gesetzte Teams bekannt

Kroatien, Portugal, Irland und die Tschechische Republik sind vor der Play-off-Auslosung heute in Krakau gesetzt, das gab der europäische Fußballverband gestern bekannt. Die UEFA basierte sich dabei auf den UEFA-Koeffizienten. Diese vier Teams können nun auf die Türkei, Bosnien-Herzegowina, Montenegro oder Estland treffen. Die Hinspiele finden am 11./12. November statt und die Rückspiele am 15. November.

Die Auslosung findet am Donnerstag (13.10.) ab 13.00 Uhr in Krakau statt (live auf Eurosport zu verfolgen).

Wer sich den Schaden einbrockt, kann sich über Häme und Spott nicht beklagen. „Weder Herz noch Flügel“ titelte die Belgrader Zeitung Blic nach der fatalen 0:1-Schlappe von Serbiens millionenschweren Fußball-Legionären in Slowenien über die „armen Adler“. Statt der serbischen Dauer-Gladiatoren in der Champions League können sich nun die Nobodys aus Estland für die Play-off-Spiele rüsten. „Blamage! Unsere Fußballer sind nun dort, wo ihr Platz ist“, konstatierte am Mittwoch verbittert die Politika.

Tatsächlich ließ der einstige Mitfavorit auf den Gruppensieg in Maribor gegen hochmotivierte Gastgeber sowohl kämpferische wie spielerische Tugenden vermissen. Zum Unvermögen gesellte sich das Pech. Erst ließ der indisponierte Keeper Bojan Jorgacevic (La Gantoise) praktisch mit dem Pausenpfiff einen von Dare Vrsic (Olimpija Ljubljana) getretenen Bogenfreistoß aus 40 m zur slowenischen Führung unter die Latte rutschen. Dann versiebte ManU-Star Nemanja Vidic in der 64. Minute auch noch einen viel zu schwach geschossenen Strafstoß.

„Schande“

„Adler, Schande über Euch!“, schimpfte das Boulevard-Blatt Press nach deren schmählichem Absturz. Nicht nur der blasse Nationalcoach Vladimir Petrovic Pizon, der sich in seiner kurzen Amtszeit viel zu sehr von den Einflüsterungen von Verbandsfunktionären und Spieler-Beratern leiten ließ, kündigte nach Abpfiff das Ende seiner glücklosen Ära an. Sowohl Kapitän und Rekord-Nationalspieler Dejan Stankovic (Inter Mailand) als auch Elfmeter-Tod Vidic erklärten nach der Pleite ihren Abtritt aus der Nationalelf. Einen Generationenwechsel forderte derweil Zoran Tosic (ZSKA Moskau): „Wir brauchen frisches Blut.“

Auch im benachbarten Kroatien hängt der Haussegen nach der verpassten Direkt-Qualifikation im Fernduell gegen Griechenland schief. Doch obwohl Medien, Fußball-Prominenz und selbst Verbandsfunktionäre schon seit Tagen die sofortige Ablösung von Nationalcoach Slaven Bilic noch vor den Play-off-Spielen fordern, scheint der einstige KSC- und Everton-Kicker mit dem 2:0-Arbeitssieg gegen Lettland seinen erwarteten Rauswurf vorläufig noch einmal abgewendet zu haben. Nach der 0:2-Pleite in Griechenland sei er auch für einen Wechsel gewesen, so Zdravko Mamic, der Chef des Fußballverbands HNS. Doch Bilic bleibe Nationaltrainer, weil kein Besserer zur Verfügung stehe: „Ich garantiere Euch mit meinem Leben, dass wir mit unseren Mega-Spielern in Polen und der Ukraine dabei sein werden.“

Überzeugende Gruppenspiele

Mehr Grund zur Zuversicht in den Play-off-Spielen haben derweil zwei andere Ex-jugoslawische Bruderstaaten. Nach überzeugenden Gruppenspielen hoffen Bosnien-Herzegowina und Montenegro auf ihre erstmalige Qualifikation. Die bedeutungslose 0:2-Niederlage gegen die Schweiz hat der montenegrinische Favoritenschreck schnell abgehakt. „Auf wen auch immer wir in den Play-offs treffen, wir haben eine Chance“, ist Stürmer Fatos Beciraj (Dinamo Zagreb) überzeugt.

Bosniens Nationalcoach Safet Susic fühlte sich derweil nach dem 1:1-Unentschieden in Paris gegen Frankreich vom Schiedsrichter und einem „zweifelhaften Elfmeter“ der direkten Qualifikation beraubt. Den Play-off-Spielen blickt er dennoch optimistisch entgegen: „Dies ist noch nicht das Ende. Unsere Spieler haben vor niemandem Angst.“