Wobei man sich aber auch die Frage stellen muss, ob die angesprochenen, mehr oder weniger heftigen Auseinandersetzungen zwischen Schülern und Lehrern einerseits und der zuständigen Ministerin andererseits der Sache dienlich waren. Und wenn ja, inwiefern?
" class="infobox_img" />Tom Wenandy [email protected]
Kein Zweifel besteht daran, zumindest nach den unterschiedlichsten Kritiken, dass die Kommunikation des Bildungsministeriums – um es im Schülerjargon zu sagen – „suboptimal“ war. Das hat, wie aufgrund der beiden Informationsversammlungen für Lehrer und Schüler unschwer zu erkennen war, wohl auch Mady Delvaux-Stehres (mittlerweile) erkannt.
Warum dies nicht früher geschah, wird wahrscheinlich ihr Geheimnis bleiben. Vielleicht hat die Ministerin (und damit meinen wir auch die ihr zur Seite stehenden Beamten) das Ganze, will heißen das Engagement von Lehrern und Schülern und den damit einhergehenden kritischen Widerstand, schlicht und ergreifend unterschätzt. Dann könnte man der Ministerin schlimmstenfalls Naivität vorwerfen.
Vielleicht haben die „Bürokraten“ aus der rue Aldringen aber, wie einige radikale Reformgegner vermuten, auch versucht, die Reform klammheimlich und ohne Rücksicht auf Verluste durchzuboxen. Aber aufgrund der Abenteuerlichkeit dieser Theorie und der augenscheinlichen praktischen Unrealisierbarkeit wollen wir letztgenannte Möglichkeit an dieser Stelle und bis auf Weiteres ausschließen.
Was ist schiefgelaufen?
Der Fairness halber (die in der ganzen Diskussion manchmal etwas zu kurz kommt) sollte man aber nicht vergessen, zu erwähnen, dass die jetzt öffentlich diskutierten Punkte das Ergebnis von in den Programmkommissionen und in diversen Arbeitsgruppen geleisteten Vorarbeiten sind. Arbeitsgruppen, die sich zum Teil jedenfalls auch aus Lehrern der verschiedenen Fachrichtungen zusammengesetzt haben. Warum das erzielte Ergebnis letzten Endes auf derart heftige Kritik trifft, ist derzeit und vor allem von außen betrachtet nur schwer zu sagen. Eine Überarbeitung dieser Arbeitsmethodik erscheint allerdings ratsam.
Ein anderer Grund ist aber auch vielleicht die Tatsache (die anlässlich der ominösen Informationsversammlung, aber auch durch diverse Stellungnahmen ersichtlich wurde), dass vor allem die Lehrer alles andere als eine homogene „Masse“ darstellen. Sicherlich liegen der Reaktion der meisten Lehrer die Liebe zu ihrem Beruf und ihre Hingabe für die Schüler zugrunde. Wie sie aber deren Bildung bestmöglich garantieren können oder wollen, daran scheiden sich (zum Beispiel zwischen Sprach- und Wissenschaftslehrern) die Geister. In anderen Worten: Viele Lehrer sind gegen die Reform, aber aus vielen unterschiedlichen Gründen.
Hinzu kommt, dass noch etliche Punkte der Reform nicht geklärt, nicht genau definiert sind. Der entsprechende Vorentwurf (und zwischen Vorentwurf und Entwurf bzw. fertigem Gesetz liegen zuweilen Welten!) soll den Schulpartnern erst am 5. Dezember vorgelegt werden.
Der ganzen Kompromissfindung nicht unbedingt förderlich ist schließlich, dass einige Parteien die derzeit etwas konfuse Situation aus ideologisch-politisch-opportunistischen Gründen nutzen, um eine gewisse Zahl an Unwahrheiten oder Falschinformationen zu streuen.
Das, was Luxemburg jetzt braucht, ist keine pauschale prinzipielle und ideologisch gefärbte Hetzjagd auf eine Reform (oder eine Ministerin) bzw. keine übereilte, den Anforderungen und Bedürfnissen des „Terrain“ nicht gerecht werdende Reform. Sondern wie auch gestern in einer Pressemitteilung von SEW und Apess gefordert eine ruhige, sachliche, faire, alle Parteien einbindende Diskussion über zentrale Punkte wie zum Beispiel die Gewichtung der Sprachen, über das Verhältnis von Wissen und Kompetenzen oder über die Definition des angestrebten „Allgemeinwissens“.
Die Diskussionsrunden der vergangenen Wochen jedenfalls könnten der ideale Ausgangspunkt für einen neuen konstruktiven Anlauf in Sachen Schulreform sein.
De Maart
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