Die katholische Kirche gemeinsam mit jenen CSV-Politikern, denen das C im Parteinamen über alles geht (was in diversen Fällen den gesunden Menschenverstand mit einschließt), haben es tatsächlich geschafft, sich letzten Endes in Sachen Reform des Abtreibungsgesetzes durchzusetzen.
Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Parlament ist nämlich nicht damit zu rechnen, dass der vergangene Woche erstmals im zuständigen Parlamentsausschuss diskutierte Gesetzentwurf noch nennenswert geändert werden wird. Wäre die Sache nicht so ernst, könnte man müde darüber lächeln, wie sowohl die CSV als auch die LSAP bemüht sind, den gefundenen Kompromiss als ihren ganz eigenen Erfolg zu preisen. Wobei, wie bereits oben bemerkt, wohl nur die Christlich-Sozialen eine diesbezügliche Berechtigung haben.
" class="infobox_img" />Tom Wenandy
[email protected]
Denn ganz nüchtern betrachtet, konnte sich die LSAP nicht durchsetzen. Schwangerschaftsabbrüche werden mit der „Reform“ nicht entkriminalisiert und Frauen werden sich – ob sie dies wollen oder nicht – zwei Beratungsgesprächen unterziehen müssen.
Aber richtig überraschend ist dieser Ausgang der Diskussionen nicht. Viel könnte man nun über das Profil der LSAP diskutieren, darüber, ob die Sozialisten noch immer, wie sie es vorgeben, links oder nur noch am linken Rand der rechten Parteien stehen. Was, liebe Sozialisten, eben nicht genau das Gleiche ist.
Aus objektiver, weil arithmetischer Sicht ist es aber ganz klar, dass im Zweifelsfall (sprich: wenn die CSV es so will) die LSAP innerhalb der Regierung und entsprechend den Luxemburger Gepflogenheiten damit auch nicht viel im Parlament zu melden hat.
Das Tragische an der Sache ist aber nicht, dass sich die Roten mit 13 Abgeordneten bzw. sechs Ministern nicht gegen die Schwarz-Orangen mit 26 Abgeordneten und neun Ministern durchsetzen konnten, sondern dass sie nach außen hin so tun, als würde es ihnen trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit immer wieder gelingen. Manchmal scheint es sogar so, als glaubte die LSAP selbst, die tonangebende Partei in der Regierungskoalition zu sein.
Parallelen zur Euthanasie-Debatte
Irgendwie erinnert die ganze Debatte an jene im Vorfeld der Euthanasie. Auch in diesem Zusammenhang hat die Kirche zusammen mit ihrer Zeitung versucht, ganz plakativ, die eine Meinung (die eigene) als gut und richtig, die andere als schlecht und falsch darzustellen.
So wurde zum Beispiel bewusst mit den Ängsten älterer Menschen gespielt (diese würden einfach „weggespritzt“, hieß es wiederholt) und versucht, diese mit zum Teil grober Desinformation auf die Seite der Euthanasiegegner zu ziehen.
In der Abtreibungsfrage setzt die Kirche tendenziell auf die gleiche Strategie – obwohl sie dies eigentlich nicht mehr müsste, schließlich hat sie, anders als in der Frage der Sterbehilfe, die LSAP an ihrer Seite.
Aber sicher ist eben sicher, und so wird die Situation munter so dargestellt, als ob ohne die obligatorischen Beratungsgespräche die betroffenen Frauen ihren Ängsten und Zweifeln selbst überlassen würden.
Gegen diese Darstellung müssten neben den Frauen vor allem die Frauenärzte auf die Barrikaden gehen, werden sie durch diese Aussage als menschlich unfähige Ausführer eines rein medizinisch-technischen Eingriffs dargestellt. Aber ob man es hören will oder nicht: Obwohl die Praxis illegal ist, werden auch in Luxemburg Abtreibungen durchgeführt und obwohl es noch keine „obligatorischen“ Beratungen gibt, werden die Frauen nicht von ihren Ärzten im Regen stehen gelassen. Ja, sie werden, so überraschend es in christlichen Ohren klingen mag, sogar über Alternativen informiert.
Und was ist mit dem von der Kirche gepredigten bedingungslosen Schutz des (ungeborenen) Lebens? Dr. Michel Clees, Gynäkologe und Mitglied der Ethikkommission des Escher CHEM, meinte kürzlich auf einer Konferenz an der Uni Luxemburg zu diesem Thema, dass Gesellschaften, die Kriege führten, nicht für sich in Anspruch nehmen könnten, die Heiligkeit des Lebens (die es übrigens nicht gebe) zu respektieren.
Diese Aussage kann man ohne Weiteres auf die Kirche übertragen. Eine Kirche, die nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch noch heute zum Beispiel durch die Ablehnung von Verhütungsmitteln zumindest mitverantwortlich für den Tod Tausender ist und – auch hierzulande – pädophile Gewalttäter in ihren Reihen gedeckt hat und vielleicht immer noch deckt.
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können