Das seit dem 11. April 2011 in der französischen Öffentlichkeit gültige Vollschleierverbot gilt als das erste seiner Art in einem westlichen Staat. Symbol der grausamen Unterdrückung von Frauen und Zeichen eines fundamentalistischen Islams: Mit dieser Argumentation hatte Frankreich den Vollschleier verboten.
" class="infobox_img" />Innerhalb eines Jahres wurden in Frankreich etwa 300 Frauen wegen illegalem „Burka“- oder „Nikab“-Tragens aktenkundig. (dpa)
Nach zwölf Monaten fällt die Bilanz aber durchwachsen aus. Nach Einschätzung von Kritikern hat das Gesetz allenfalls zur weiteren Stigmatisierung der betroffenen Muslime beigetragen. Sie verweisen darauf, dass keine einzige Frau bekannt sei, die wegen des Verbots auf Vollschleier wie Burka oder Nikab verzichte. Vor allem in Pariser Vororten sind jedoch immer wieder Nikab-Trägerinnen zu beobachten, die sich völlig unbehelligt von Streifenbeamten auf der Straße bewegen.
Nicht alle werden zur Kasse gebeten
Bei Verstößen droht Frauen eine Geldstrafe von bis zu 150 Euro. Zudem können sie zum Besuch eines Kurses in Staatsbürgerkunde verurteilt werden.
Insgesamt hätten die Behörden während des letzten Jahres 354 Kontrollen durchgeführt, sagte am Mittwoch eine Sprecherin des Innenministeriums in Paris. 299 Frauen seien wegen Tragens eines Vollschleiers aktenkundig geworden.
Nach Zahlen des Innenministeriums aus dem vergangenen Jahr verbergen etwa 2000 der 65 Millionen Franzosen ihr Gesicht hinter Kleidungsstücken, die nur schmale Sehschlitze für die Augen offen lassen („Nikab“) oder diese mit einem Gitterschleier verdecken („Burka“).
Dass die französische Politik das Gesetz angesichts der umstrittenen Bilanz noch einmal überdenkt, gilt als ausgeschlossen. Bei der Einführung waren sich alle großen Parteien einig gewesen und hatten eine breite Mehrheit der Bevölkerung hinter sich, heißt es.
De Maart

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