„Fête de la musique“, Feiern am Vorabend des Nationalfeiertags, Parade am Tag selbst, Empfang beim Großherzog, die Liste ließe sich noch fortsetzen. Die Sicherheit des nächsten Wochenendes zu garantieren, nimmt sich wie Sisyphusarbeit aus. Zu- und Abfahrtswege müssen freigehalten werden, Beamte postiert, Rettungsdienste zugewiesen, Toiletten installiert und nachts Betrunkene beruhigt werden. Auch das ist nur ein Auszug aus einer langen Liste von Aufgaben. Allein am 21. Juni zur „Fête de la musique“ verzeichnet der vom Kulturministerium herausgegebene Programmkalender zwischen Esch, Düdelingen und der Hauptstadt sage und schreibe 120 kulturelle Programmpunkte.
" class="infobox_img" />René Lindenlaub. (Bidl: Tageblatt/Fabrizio Pizzolante)
Nahverkehr
Zufrieden zeigten sich Reuter und Lindenlaub über die zunehmende Akzeptanz der Besucher, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. „Von Anbietern wissen wir, dass die Navetten auch spät nachts immer mehr angenommen werden“, sagt Lindenlaub. Ein weiteres Indiz für die zunehmende Akzeptanz sei die Tatsache, dass die CFL bis vor wenigen Jahren keine Sonderzüge eingesetzt hätten. Auch sie erfreuten sich einer steigenden Zahl von Passagieren.
Differdingen
In Differdingen umfasst allein der Besuch des großherzoglichen Paares mit Tedeum zehn Programmpunkte. Noch einmal die gleiche Anzahl kommen an Konzerten in der Fußgängerzone und auf der place du Marché hinzu. 25.000 Euro stehen der Gemeinde laut dem Verantwortlichen François Meisch dafür zur Verfügung. Die Verkaufsstände werden von den lokalen Vereinen vor Ort initiiert. Nach Angaben der Gemeinde sind es in diesem Jahr 30. Ebenso viele Genehmigungen wurden ausgestellt.
Wie Esch die Feiern angeht
Wie bei fast allen von uns befragten Verantwortlichen für die Organisation der Festivitäten rundum den Nationalfeiertag beginnt auch bei Ralph Waltmans die Arbeit bereits früh. Es ist erklärtes Ziel des Kulturbeauftragten der Stadt, vorrangig alle lokalen Vereine einzubinden und die multikulturelle Vielfalt der Stadt zu präsentieren. Deswegen werden schon im Januar alle angeschrieben und eingeladen, sich zu beteiligen. Fünf der 40 teilnehmenden Vereine sind der Tradition der Zuwanderung geschuldet. Zentraler Ort ist der Rathausplatz. „An diesem Tag werden dort alle möglichen Sprachen gesprochen“, freut sich Waltmans. Deshalb ist der Diskurs von Bürgermeisterin Lydia Mutsch auch zweisprachig: luxemburgisch und französisch. Zwölf Programmpunkte am 22. Juni selbst sowie sechs am Folgetag müssen koordiniert und organisiert werden. Hauptereignis ist der Besuch von Erbprinz Guillaume, der einen minutiösen Ablauf voraussetzt.
Die Kosten für das Spektakel inklusive des halbstündigen Feuerwerks haben einen festen Posten im Globalbudget für Kulturveranstaltungen der Stadt. Der größte Posten ist laut Waltmans der Auf- und Abbau der Bühne mit den anfallenden Personalkosten. Gestern haben die Aufbauarbeiten dafür begonnen. Außerdem übernimmt die Stadt die Kosten der Stände für Wasser und Strom.
Das detaillierte Programm ist unter www.esch.lu aufgeführt.
Für die städtische Polizei kommt noch das zweitägige „Rock-A-Field“-Festival in Roeser mit 12.000 bis 14.000 Besuchern pro Tag, das Fahrradrennen in Kayl und die ausufernde Begeisterung so manchen EM-Fans hinzu.
Damit nicht genug: Zwei Mal beraten sich genau an dem Wochenende auch europäische Politiker auf dem Kirchberg, und die Mitglieder der großherzoglichen Familie sind an unterschiedlichen Tagen in Esch und Differdingen zu Gast. Außerdem hat die Polizei repräsentative Verpflichtungen in eigener Sache im ganzen Land.
300 Beamte allein in der Stadt im Einsatz
Das sieht nach Ausnahmezustand beim Corps aus. Bei der Feststellung lachen der Direktor der städtischen Polizei, René Lindenlaub, und Polizeisprecher Vic Reuter. „Ja, so kann man es sehen“, sagt Lindenlaub, „irgendwann ist der 24. und wir haben nicht gefeiert.“ Er kennt dieses Gefühl nur zu gut.
Seit fünf Jahren koordiniert er die Arbeiten rund um den Nationalfeiertag. In diesem Jahr wird er eigenhändig alle Einsätze in der Nacht vom 22. auf den 23. leiten und wie seine Kollegen auch arbeiten. Vorher trug er zwölf Jahre lang die Fahne des Corps während der Parade.
Nicht dabei sein, wenn andere feiern
Auch Vic Reuter kennt das Gefühl arbeiten, wenn andere feiern, und zwar aus doppeltem Grund. Als Polizeisprecher wird er genau wie Lindenlaub im Einsatz sein.
Hinzu kommt, er hat rund um den Nationalfeiertag Geburtstag. „Ich bin seit zwölf Jahren nie bei meiner Familie“, sagt er, schiebt aber im Sinne des Berufsethos gleich nach: „Wenn andere feiern, sind wir daran gewöhnt, nicht dabei zu sein.“ Trotz der bevorstehenden Anspannung machen die beiden einen lockeren und souveränen Eindruck. Während Sisyphos ja bekanntlich kein Ende fand, haben die beiden ein gutes Gefühl. Die meiste Arbeit für die Mammutpräsenz und den Mammuteinsatz ist getan. „Für die drei Tage haben wir in der Stadt 300 Beamte im Einsatz aus allen Einheiten“, sagt Lindenlaub.
Darunter befindet sich auch Verstärkung aus Grevenmacher, Capellen, Mersch und Diekirch, die in der Stadt unterwegs sein wird. Sonst ließen sich die „Tausende von Kleinigkeiten“, wie Lindenlaub es nennt, nicht bedenken und regeln. Eine dieser Kleinigkeiten ist die Eskorte der Schwertransporter mit dem Feuerwerk auf die Adolphe-Brücke. Er erfolgt erst gegen 18.00 Uhr am selben Tag, also unmittelbar zuvor. „Früher war das anders“, sagt Lindenlaub, „aber da musste die Brücke auch zwei Tage gesperrt werden.“ Das will die Stadt vermeiden.
Kein zweites Duisburg
Eine weitere Kleinigkeit ist die großräumige Bewachung der großherzoglichen Familie und ihrer geladenen Gäste rund um den Empfang im Palast. Hinzu kommt auch noch die eigene Beteiligung mit 150 Beamten an der Parade. 50 weitere sorgen für die Sicherheit ihrer Kollegen. Damit alles sitzt, wird Tage zuvor alles geprobt. Aber auch das will koordiniert werden.
Was ist der Albtraum an solchen Tagen? „Eine Panik“, sagen Reuter und Lindenlaub unisono. Das ist aber noch nie vorgekommen. Außerdem verhindern spezielle „Crash-Barriers“ an neuralgischen Punkten, wo viele Menschen zusammenkommen, dass jemand erdrückt werden kann. Zusätzlich sind dort Polizeiposten installiert.
Ein Mal hatten die Beamten aber doch in den letzten Jahren die Schweißperlen auf der Stirn. 2009 verließen die letzten Traktoren der protestierenden Milchbauern erst eine halbe Stunde vor Beginn der offiziellen Feierlichkeiten das Gelände. Das war Spitz auf Knopf und hätte auch schiefgehen können.
In Duisburg wardie Lage anders
Eine Katastrophe, wie sie die nordrheinwestfälische Stadt Duisburg nach der „Love Parade“ erschütterte, ist hier also undenkbar? „Undenkbar ist nichts“, sagt Reuter nüchtern. „Die Gegebenheiten sind hier aber völlig andere“, ergänzt Lindenlaub. „Dort wurden die Menschen kanalisiert, wir kanalisieren hier nichts.“
In Luxemburg sind alle Gassen offen, die Gäste der Feierlichkeiten müssen keine Nadelöhre passieren. Pulkbildungen werden tunlichst verhindert. Rund 150.000 Menschen werden nach Angaben der Stadt am Freitag und Samstag erwartet.
Auch wenn es sich nach dieser Lektüre nicht so anhört: Wer in Wiltz oder anderswo an diesen Tagen einen Unfall hat, kann trotzdem mit polizeilicher Hilfe rechnen. „Der normale Dienst funktioniert weiter“, bestätigt Reuter.
De Maart

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