Das Wetter passte partout nicht zu der romantisch-sommerlichen Musik des sympathischen Thomas Hübners (so heißt Clueso mit bürgerlichem Namen). Aber das störte weder ihn noch seine zahlreichen Fans, die sich von seinen Songs „Chicago“, „Zu schnell vorbei“, „So sehr dabei“ und „Gewinner“ verzaubern ließen. Er ist und bleibt einer der besten jungen deutschen Popmusiker und hat sich von seinen Rap-Anfängen ausgehend enorm weiterentwickelt. Heute ist er ein Allrounder, der unter anderem Rap, Pop und Reggae zitiert. Selbst bei miesem Wetter kommen dank seiner Lieder gute Laune und gar Freude auf.
Während Clueso spielte, ging es im Büro der Veranstalter heiß her. Denn Justice hatten ihren Auftritt abgesagt. Eigentlich sollten sie morgens um sieben Uhr anreisen und flugs ihr Equipment aufbauen. Doch sie verspäteten sich um dreieinhalb Stunden. Die bis zur Öffnung der Tore verbliebene Zeit war für den Ton- und Lichtcheck zu wenig und sie entschlossen sich, nicht aufzutreten. Mit etwas mehr Kompromissbereitschaft hätten sie es eigentlich tun können. Schade für jeden Fan, der wegen ihnen anreiste.
Unbändige Energie
So mussten die „Rock A-Field“-Organisatoren das sonntägliche Programm durcheinanderwirbeln. Triggerfinger durften auf der „Startin’ Stage“ anstelle der Dropkick Murphys ein zweites Mal ran – mit einem komplett unterschiedlichen Set, wohlgemerkt. Die besagten Folkpunker, deren Truck eine Panne hatte, übernahmen praktischerweise die just frei gewordene Rolle des Headliners. Somit hatte das Chaos, das Justice verursacht hatten, wenigstens etwas Gutes: Dropkick Murphys hätten sonst ebenfalls passen müssen.
Doch zurück zur Musik: Nach den Linkin-Park-Fans Lostprophets, dem aufwühlenden Um-die-Ecke-Gerocke von Mutiny On The Bounty und dem zweiten Triggerfinger-Gastspiel kamen Biffy Clyro. Noch immer regnete es in Strömen. Perfekte Bedingungen für die drei Schotten also. Dass sie live unschlagbar sind, war an gleicher Stelle schon vor zwei Jahren festzustellen. Wieder entwickelten sie einen ungeheuren Druck und eine unbändige Energie. Wenn eine Band ein Energiebündel in ihrer Reihe weiß, dann Biffy Clyro in Form von Sänger und Gitarrist Simon Neil. Wer diese Band bucht, macht einfach nichts verkehrt. Brillante Show.
Zum Dahinschmelzen
Es gab am Sonntag aber noch eine weitere kongeniale Band zu sehen: Mumford & Sons. Die Folker aus London hatten mit einem kleinen Handicap zu kämpfen: Die Hand von Sänger und Multiinstrumentalist Marcus Mumford war eingegipst. Er konnte daher nur singen und das eine oder andere Percussion-Instrument bedienen. Seine Gitarrenparts übernahm Gastmusiker Hillbilly Harry. Der Unterschied war nicht auszumachen. Auch so trugen sie ihren bombastischen, teils countryesken Folkrock mit all dem gebührenden Verve vor. Allein die Choreinlagen der Herren: zum Dahinschmelzen. Obendrein zückten sie gleich zu Beginn ein dickes Ass aus den Ärmeln: ihren großen Hit „Little Lion Man“. Eine weitere Überraschung war die Erklärung, dass ihr Schlagzeuger Chris Maas aus Luxemburg stamme. Das kam natürlich bestens an.
Nach Mumford & Sons war längst nicht Schluss. Aber während das Wetter die reinste Enttäuschung war, war es das Programm der 2012er Auflage von „Rock-A-Field“ keineswegs.
De Maart

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