Die zahlreichen Kriege beim Auseinanderbrechen des ehemaligen Jugoslawien sind lange vorbei, doch in der Erde lauert noch immer tödliche Gefahr. Streubomben, Granaten, Minen – viele explosive Kriegsrelikte sind noch nicht entfernt. Es trifft auch Kinder. Zuletzt wurde ein sechsjähriger Junge in Olovo, 50 Kilometer nordöstlich von Sarajevo, von einer Landmine getötet. Er war mit seinem Vater, der bei der Explosion verletzt wurde, beim Holzsammeln.
" class="infobox_img" />Streubomben, Granaten, Minen – viele explosive Kriegsrelikte in den Balkanländern sind noch nicht entfernt.
Am 1. August sollten zwei 36 und 37 Jahre alte serbische Unteroffiziere im Kopaonik-Gebirge südlich von Belgrad nicht explodierte Streubomben entschärfen, die Nato-Flugzeuge 1999 auf eine Radarstation abgeworfen hatten. Die beiden Soldaten starben, als die Sprengsätze hochgingen. Sechs Wochen zuvor waren nicht weit entfernt bei der Stadt Cuprija zwei Soldaten, beide Anfang 20, durch eine nicht explodierte Granate in den Tod gerissen worden. Sieben weitere wurden verletzt. Woher das Geschoss genau stammte, ist noch unklar.
Kroatien: 285 Tote durch Landminen
Im benachbarten Kroatien sind seit Ende des Bürgerkrieges (1991-1995) 285 Menschen durch Landminen getötet worden, sagt Mladen Crnkovic, Direktor des nationalen Zentrums für Minenräumung in der Stadt Sisak. Rund 620 Personen seien meist schwer verletzt worden. In Bosnien-Herzegowina wurden nach offiziellen Angaben in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten 583 Tote durch Minen gezählt. Darunter waren 46 Minenräumer. Allein im vergangen Jahr seien neun Tote und 13 Verletzte zu beklagen gewesen.
Seit dem Ende der zahlreichen Kriege beim Auseinanderbrechen des ehemaligen Jugoslawien (1991-1999) sind mit internationaler Finanzhilfe große Landflächen vom explosiven Kriegserbe gesäubert worden. Doch weiter sind große Gebiete wegen Minen und Streubomben unzugänglich. In Bosnien sind das 1300 Quadratkilometer, wo immer noch geschätzte 200.000 Minen im Erdboden vergraben sind. Das sind immerhin 2,6 Prozent des gesamten Territoriums. Bedroht sind dadurch eine halbe Million Menschen.
Behörden: „Urlaubsgebiete minenfrei“
In Kroatien lauern noch in über 100 Städten und Gemeinden Landminen auf einer Fläche von 714 Quadratkilometern mit 800.000 Menschen. Hinzu kommen ausgedehnte minenverseuchte Landstriche im Süden Serbiens und im Kosovo. In diesem jüngsten Staat Europas sind 114 Menschen umgekommen und 446 verletzt worden (bis 2010).
In allen Balkanländern, besonders im Adrialand Kroatien mit seiner weit über 1100 Kilometer langen Festlandküste, sind die Urlaubergebiete inzwischen minenfrei, versichern die Behörden. In der Tat sind in den vergangenen Jahren keine Minenunfälle mit Urlaubern bekanntgeworden.
Warum die Menschen trotz klarer Warnschilder und Absperrbänder Minenfelder betreten, bleibt oft unerklärlich. Meistens sind es Versorgungsgründe, beobachtete die Organisation Handicap International, die seit vielen Jahren federführend an der Beseitigung des Kriegserbes auf der Balkanhalbinsel arbeitet. Immer wieder seien Tote unter Holzsammlern zu beklagen, die auf das Brennmaterial angewiesen sind. Manche bitterarme Familie verschaffe sich durch das Sammeln alter Munitionshülsen einen kleinen Nebenverdienst.
Nach dem Ende der Kriege ist die Balkanhalbinsel nur selten in den internationalen Schlagzeilen zu finden. Daher sind auch die Finanzhilfen aus dem Ausland kleiner geworden, obwohl noch viel zu tun ist. Denn es geht nicht nur um die Beseitigung der explosiven Kriegsreste und die finanzielle Unterstützung der Minen- und Bombenopfer.
Es müssen in den betroffenen Ländern auch Orthopädiezentren aufgebaut werden, die den oft schrecklich verstümmelten Menschen helfen. Zu oft findet man in diesen Ländern noch durch Minen zu Invaliden gemachte Menschen mit primitiven Unterarm-Holzkrücken, die man nur noch aus Filmen über den Ersten und Zweiten Weltkrieg kennt.
De Maart

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