„Wir wollen als eigenständiger Wirtschaftssektor in Luxemburg sichtbarer werden“, so Pit Hentgen, Präsident des Luxemburger Versicherungsverbandes ACA, am Mittwoch vor Journalisten. Der Finanzplatz bestehe nicht nur aus Banken und Investmentfonds. „Wir sind ein Sektor, der relativ groß ist“, so Hentgen. Die Versicherungsbranche zählt rund 3.500 Mitarbeiter am Finanzplatz und hat allein letztes Jahr 467 Millionen Euro an Steuern bezahlt. Und als Branche, die einen wichtigen Beitrag zum Staatshaushalt leistet, hat sie auch Wünsche gegenüber einer neuen Regierung.
So hätte die Branche beispielsweise gern ein eigenes Ministerium für den Finanzplatz. Kleinere Sektoren wie Tourismus oder Landwirtschaft haben ihr Ministerium – der wichtigste Bestandteil der Luxemburger Wirtschaft hingegen nicht. „Das Finanzministerium hat zu wenig Mittel und Personal. Es wäre besser für die Promotion des Platzes und um Luxemburger Standpunkte bei komplexen EU-Dossiers zu vertreten“, so die Vereinigung. Zudem wäre es ein starkes Zeichen für die Zukunft – nach dem Motto: Die Regierung steht hinter dem Finanzplatz.
Daneben wünscht sich die Branche eine Stärkung der zweiten (betriebliche Altersvorsorge) und dritten Säule (private Zusatzversicherungen) bei den Renten. So will sie eine Öffnung der zweiten Säule für Staatsbeamte sowie für Privatleute, deren Firma keine betriebliche Altersvorsorge anbietet. Bei der privaten Zusatzversicherung wünscht sich die Branche eine Ausweitung der steuerlich absetzbaren Summen. „Das motiviert die Menschen am meisten“, so Hentgen.
„Wir wollen juristische Sicherheit“
Besorgt ist die Branche, was die angekündigte Steuerreform angeht: „Wir wissen nicht, was kommen wird. Die steuerliche Belastung der Unternehmen darf aber nicht weiter ansteigen, damit sie international wettbewerbsfähig bleiben“, so Marc Hengen, „administrateur délégué“ der ACA. Auch die mögliche Erhöhung der TVA begeistert die Branche nicht: „Sie bedeutet, dass erst unsere Kosten und dann die Prämien der Kunden steigen werden.“ Schließlich würden ja auch die Kosten einer Autoreparatur (die die Versicherung bezahlt) steigen.
Große Sorgen bereitet die vorherrschende Unsicherheit, was die künftigen Regulierungen der Branche angeht. Dabei denkt er an Themen wie Fatca oder Solvency II. „Vor allem der angekündigte automatische Informationsaustausch (AIA) bedeutet riesige Kosten für uns.“ Bisher sind die Versicherungen vom AIA in Europa ausgenommen. „Es ist aber vorgesehen, in Zukunft auch Versicherungsprodukte mit einzubinden“, so Christian Eilert, Direktor der ACA. Wann es so weit ist und um welche Produkte es sich genau handeln wird, bleibt ungewiss. „Wir wollen juristische Sicherheit“, fordert die Branche. Die Versicherer befürchten, dass es auch in Europa bereits im Jahr 2015 beginnen könnte, da dann der AIA mit den USA beginnen soll.
Des Weiteren ist die ACA unzufrieden, was die Konkurrenzsituation im Bereich Zusatz-Krankenversicherungen angeht. So hätten die „Mutuelles“ in diesem Bereich das Recht, viel flexibler zu handeln als die kommerziellen Strukturen, so Marc Hengen. „Konkurrenz ist gut – aber wir wollen die gleichen Regeln für alle. Die ‚Mutuelles‘ machen ja auch Werbung.“
De Maart
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