Freitag14. November 2025

Demaart De Maart

Irak-Konflikt alarmiert USA und Iran

Irak-Konflikt alarmiert USA und Iran

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Die Lage im Irak wird immer dramatischer. Die Islamisten versuchen, Bagdad einzukreisen. In ihrem Herrschaftsbereich richten sie Gegner hin. Teheran und Washington sind alarmiert.

Der Irak-Konflikt weitet sich international aus. Die USA schließen eine militärische Reaktion im Irak nicht aus, um den Vormarsch der Terrorgruppe Isis zu stoppen. Unter dem Druck der islamistischen Kämpfer droht der Irak zu zerbrechen. Der iranische Präsident Hassan Ruhani sicherte dem Nachbarland die uneingeschränkte Solidarität im Kampf gegen Isis zu. Eine Bestätigung, dass der Iran auch Truppen in den Irak entsandt habe, gab es zunächst nicht. Die selbst ernannten Gotteskrieger versuchen, die Hauptstadt Bagdad aus mehreren Richtungen einzukreisen.

Kurdische Gegenoffensive

Im Ostirak bereiteten sich kurdische Truppen nach dem Vormarsch der Islamisten am Freitag auf eine Gegenoffensive vor. Wie das Nachrichtenportal „Sumaria News“ unter Berufung auf kurdische Sicherheitskräfte berichtete, traf ein Regiment der Peschmerga-Truppen am Vormittag ein. Die kurdischen Soldaten wollten im Großraum der Stadt Dschalula das Machtvakuum füllen, das die irakischen Truppen nach ihrem Rückzug aus der Region hinterlassen hätten, hieß es.

Zuvor hatte die Terrororganisation Islamischer Staat im Irak und Syrien laut arabischen Medienberichten die Stadt Dschalula sowie die Ortschaft Saadija in der Provinz Dijala übernommen. Dort leben neben Arabern auch viele Kurden und Turkmenen. Dschalula liegt rund 125 Kilometer nordöstlich von Bagdad und ist nur etwa 35 Kilometer Luftlinie von der iranischen Grenze entfernt.

Isis auf dem Vormarsch

Die im Syrienkrieg stark gewordene Miliz Isis hat zu Beginn der Woche die nördliche Millionenstadt Mossul eingenommen und ist seitdem auf dem Vormarsch in Richtung Bagdad. Schon im Januar hatten die Dschihadisten die Kontrolle in der westlichen Stadt Falludscha übernommen. In der Provinz Anbar lieferten sich irakische Regierungstruppen örtlichen Medien zufolge auch am Freitag wieder Kämpfe mit den Extremisten.

US-Präsident Barack Obama sagte im Weißen Haus, der Irak brauche zusätzliche Hilfe von den USA und er schließe bei Überlegungen über eine Reaktion keine Option aus. Er wolle sicherstellen, dass die Extremisten gestoppt werden könnten. Obama traf sich auch mit seinem Team für nationale Sicherheit, um über die Situation zu beraten. Zuvor hatte es geheißen, die USA wollten sich nicht an Luftangriffen auf die Aufständischen beteiligen. Obama forderte die irakische Führung auf, an einer politischen Lösung zu arbeiten. „Dies sollte ein Weckruf für die irakische Regierung sein“, sagte er.

Amerikaner werden evakuiert

Der Sender Fox News berichtete, die USA zögen mehrere hundert Amerikaner aus einem irakischen Luftwaffenstützpunkt nördlich der Hauptstadt Bagdad vorübergehend ab. Sie hatten in dem sunnitischen Gebiet irakische Sicherheitskräfte im Einsatz von Kampfjets und Überwachungsdrohnen trainiert. Der Sender bezog sich auf namentlich nicht genannte Regierungsbeamte.

Der Iran schickte nach einem US-Medienbericht Revolutionsgarden in den benachbarten Irak, um die Isis-Kämpfer zurückzudrängen, die große Teile im Norden und Westen des Iraks erobert haben. Mindestens drei Bataillone der Al-Kuds-Brigaden, die Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden, seien zur Unterstützung geschickt worden, berichtete das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf iranische Sicherheitskreise.

Gemeinsame Maßnahmen

Ruhani sagte dem irakischen Regierungschef Nuri al-Maliki in einem Telefonat, der Iran werde sowohl auf regionaler als auch internationaler Ebene alles im Kampf gegen die Terroristen im Irak unternehmen. Entsprechend habe er seinen Außenminister Mohammed Dschawad Sarif beauftragt, alle diplomatischen Möglichkeiten auszuschöpfen. Die Nachrichtenagentur Fars berichtete, Sarif habe bereits Kontakt mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der Organisation für Islamische Zusammenarbeit und seinen Amtskollegen in der Türkei, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten aufgenommen. Sarif habe gemeinsame Maßnahmen gegen die Terrorgruppe Isis gefordert.

Isis-Kämpfer waren am Donnerstag bis auf 60 Kilometer an Bagdad herangerückt, bevor ihr Vormarsch gestoppt werden konnte. Nach Angaben der Organisation Ärzte ohne Grenzen sind rund eine Million Iraker auf der Flucht. Viele versuchten das als stabil geltende kurdische Autonomiegebiet im Nordirak zu erreichen. Allein in Mossul waren binnen weniger Stunden 500 000 Menschen vor den Extremisten geflohen.

Dort lief inzwischen eine Nothilfeoperation des Welternährungsprogramms WFP für 42.000 Menschen an, wie die UN-Organisation mitteilte. „Die Krise im Irak eskaliert dramatisch schnell. In einigen der betroffenen Grenzgebiete zwischen Irak und Kurdistan gibt es Berichte von Läden, die keine Nahrungsmittel mehr haben“, teilte das WFP mit. Auch die Caritas Irak begann im Norden des Landes mit der Versorgung der aus Mossul geflohenen Familien.