Mittwoch12. November 2025

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„Bin froh, etwas losgetreten zu haben“

„Bin froh, etwas losgetreten zu haben“
(Screenshot/Facebook)

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Djuna Bernards Facebook-Seite „Refugees Welcome to Luxembourg“ kam Ende August aus dem Nichts und wurde über Nacht zu der Plattform für Solidarität und Flüchtlingshilfe.

Djuna Bernard ist eine 23-jährige Studentin aus Luxemburg, die gerade ihren Master in Non-Profit-Management macht. Mit ihrer Facebook-Seite „Refugees welcome to Luxembourg“ trat sie im August eine Welle der Solidarität los, womit sie selbst, wie sie uns erzählt, nicht gerechnet hatte.

Katholische Kirche hilft

Auch die Katholische Kirche in Luxemburg schaltet sich jetzt in der Flüchtlingsthema ein. Man arbeite an einem eigenen Programm zur Unterbringung, Betreuung und Integration der Flüchtlinge, bestätigt uns ein Sprecher am Montag.

Die Initiative finde in enger Abstimmung mit den Behörden statt und wird in den nächsten Wochen offiziell vorgestellt.

Bereits früh war es Dunja wichtig, sich zu engagieren. Als in den letzten Wochen das Thema „Flüchtlinge und die dazugehörige Hilfe, immer unablässiger wird“, beginnt sich die 23-Jährige, Gedanken über konkrete Schritte zu machen.

Hilfsbereitschaft

„Da stellte ich mir eigentlich anfangs die Frage, wie es denn in Luxemburg sei, da man Ende August sehr wenig davon hörte.“ Als Internet-Generation suchte ich auf Facebook nach Gruppen, fand jedoch nichts. Mir war klar, dass es wichtig war, auch in Luxemburg auf das Thema aufmerksam zu machen. Außerdem merkte ich, dass viele Mensch etwas tun wollten, jedoch nicht wussten wie“, beschreibt Djuna Bernard.

Dann fasst sie sich ein Herz und erstellt „Refugees wellcome to Luxembourg“. Nein, sie habe sich zunächst keine Gedanken über „Shitstorm“ gemacht, sagt uns Bernard. „Ich habe anfangs auch überhaupt nicht mit so einer Aufmerksamkeit gerechnet. Ich wollte mein Umfeld, Freunde, Bekannte, Studenten motivieren zusammen aktiv zu werden.“ Ab und zu gibt es auch rassistische Kommentare auf der Seite. Aber sie versuche sie schnellstmöglich zu löschen. „Ich will solche Parolen, keine Plattform bieten“, ist die 23-Jährige fest entschlossen.

Volltreffer

Doch mit ihrer Initiative trifft Djuna Bernard offenbar den Nerv der Zeit und ihre Seite wird schnell bekannt. Zunächst will sie sich selbst als Freiwillige einbringen und fragt bei der zuständigen Behörde im Außenministerium (OLAI), ob es Bedarf danach gibt. Sie will auch andere Menschen motivieren und gründet die Facebook-Seite. „(Ich) merkte ganz schnell, dass neben der enormen Solidarität, auch ein großes Bedürfnis an Aufklärung und Informationen herrschte. Sowohl für das Thema selbst, wie auch für die Lage in Luxemburg.“

Viele wollen helfen, sagt Djuna Bernard, doch sie wüssten nicht, wie sie es machen sollen. „Es fehlt an Struktur und Informationen, und daran will ich arbeiten und den Menschen, Möglichkeiten aufzeigen, wie sie helfen können“, sagt sie pragmatisch.

Koordination

Auch auf der Behördenseite läuft die Studentin offene Türen ein. „Das OLAI hat klar Bedürfnis an Unterstützung, besonders im Bereich der Koordinierung von Freiwilligen. Die Caritas und das Croix Rouge haben da schon viel Erfahrung.“ Das A und O sind laut Bernard die Bestandsaufnahme der Projekte für Flüchtlinge, um die Hilfe zielgerichtet einzusetzen.

„Im Moment ist die Lage noch ruhig, die Flüchtlingshäuser und Aufnahmezentren sind gut ausgestattet. Es gibt in Luxemburg noch keinen großen Bedarf an Kleidern und Materialien“, berichtet Bernard über den aktuellen Stand der Dinge.

Initialzündung

Wichtig ist es ihr aber, dass die freiwilligen Helfer begleitet werden. Vor allem aber wünscht sie sich, dass die Flüchtlinge nicht isoliert leben, sondern „die Möglichkeit bekommen sich zu integrieren, unser Land kennen zu lernen und sich auszutauschen.“ Dort können Vereine und Bürgerinitiativen ansetzen und den Dialog zwischen den Kulturen fördern, schlägt Djuna Bernard.

Aber Hand aufs Herz, würde sie noch einmal diesen Schritt wagen? „Ich bin überwältigt von dem Feedback und stolz, dass es eine so massive Solidarität gibt. Ich hoffe sehr, dass diese anhält und die Menschen im Hinterkopf behalten, dass jeder auf seine Weise unterstützen kann. Ich wurde von dem Erfolg überrascht, habe seitdem extrem viel zu tun und bin froh etwas los getreten zu haben“, verrät uns Bernard zum Abschied.

In den kommenden Stunden werden rund 50 Flüchtlinge (Link) in Luxemburg landen. Sie waren über die berühmt berüchtigte Westbalkanroute bis nach Ungarn geflüchtet. Luxemburg will in diesem Zusammenhang helfen (Link).

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