Mittwoch12. November 2025

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EditorialZeit für eine andere „Studentefoire“: Regierung reduziert Karrierepfad auf das Studium

Editorial / Zeit für eine andere „Studentefoire“: Regierung reduziert Karrierepfad auf das Studium
Die „Studentefoire“ zieht junge Menschen aus ganz Luxemburg an – schade, dass dieses Potenzial nicht ganz ausgenutzt wird Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Belval ist als Standort für die „Studentefoire“ unpraktisch: vier Gebäude, schlechte Ausschilderung, lange Wege – vor allem für Schüler aus dem Norden und Osten. Diese Kritik äußerte die Studierendenvereinigung ACEL am Sonntag gegenüber dem Tageblatt. Dabei ist das jetzige Konzept der Messe von weitaus mehr geplagt als logistischen Herausforderungen: Es spiegelt nicht mehr die Realität der Berufswelt wider. Denn die Messe soll vor allem dazu dienen, über das Universitätsstudium zu informieren. Die Regierung verengt den Blick auf akademische Laufbahnen – und verliert damit das große Ganze aus den Augen.

Während die ACEL vom Ende des Dialogs spricht, betont das Ministerium, der Austausch funktioniere gut. Allein dieser Widerspruch zeigt, wie groß die Distanz zwischen den beiden Seiten inzwischen ist. Hochschulministerin Stéphanie Obertin (DP) räumt zwar ein, dass das neue Format „noch nicht perfekt“ sei, scheint den eingeschlagenen Weg aber grundsätzlich für richtig zu halten.

Die Messe ist laut Obertin eines von vielen Puzzlestücken an Angeboten, die dazu beitragen, Schüler und Schülerinnen zu informieren. Die Studierendenvereinigung sieht das anders. „Wer nicht studieren will, der kommt nicht mehr“, kontert ACEL-Vizepräsidentin Sophie Mangen. „Das liegt eben am neuen Konzept – auch weil Arbeitgeber wie die Armee, die Polizei oder das CGDIS nicht mehr vertreten sind.“

Mag sein, dass die Regierung auch Geld und Ressourcen in die Förderung der handwerklichen Berufsbilder investiert – wie beispielsweise die YEP-Schoulfoire, die sich allerdings hauptsächlich an ein jüngeres Publikum richtet. Trotzdem bleibt bei dieser Veranstaltung das Problem der altmodischen Trennung von Akademikern und Menschen, die nicht studieren wollen. In einer Zeit, in der Polizei, Armee und Handwerk verzweifelt nach Angestellten suchen, ist das Konzept einer reinen Uni-Messe ein Schritt in die falsche Richtung. Handwerksbetriebe brauchen Personal von allen Bildungsniveaus. Doch für die meisten Jugendlichen des „Enseignement classique“ ist das Abschlussziel klar: Nach der „Première“ muss es ein weiterführendes Studium an einer Hochschule oder Universität sein. Oftmals ein Ergebnis der sozioökonomischen Umstände, in denen die Kinder und Jugendlichen aufwachsen.

Wenn mehr Menschen aus allen Lebenslagen ins Handwerk sollen, dann ergibt es keinen Sinn, verschiedene Karrierepfade hinter exklusiven, klar getrennten Veranstaltungen zu verstecken. Eine Messe für Schülerinnen und Schüler muss alle Zukunftsperspektiven beleuchten. Dann würde möglicherweise auch eine junge Person über eine Ausbildung zum Schreiner nachdenken.

Der gesellschaftliche Tunnelblick auf Bachelor- und Masterabschlüsse ist weiterhin tief in unserer Gesellschaft verankert. Dass es ausgerechnet die Vereinigung der Studierenden ist, die dem Ministerium den Blick über den akademischen Tellerrand hinaus erklären muss, spricht Bände. Vielleicht wäre es an der Zeit, die „Foire de l’étudiant“ in „Foire de l’avenir“ umzubenennen – und das Konzept komplett neu zu denken.

Reinertz Barriera Manfred
12. November 2025 - 8.29

Vielleicht wäre es an der Zeit, die „Foire de l’étudiant“ in „Foire de l’avenir“ umzubenennen – und das Konzept komplett neu zu denken. Vollkommen richtig, aber wie bringen sie das dieser CSV-Ministerin mal bei...die ist Hochschulministerin! Und der Rest (nicht Akademia) ist ihr eben unwichtig...