Freitag14. November 2025

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Handel im WandelEin Shoppingzentrum steht fast leer – Wie steht es um den Einzelhandel in Walferdingen?

Handel im Wandel / Ein Shoppingzentrum steht fast leer – Wie steht es um den Einzelhandel in Walferdingen?
Die Zukunft des „Walfer Shopping Center“ ist ungewiss Foto: Julie Rasquin

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Walferdingen liegt im direkten Einzugsgebiet der Stadt Luxemburg – entsprechend hoch ist das Wettbewerbsumfeld für den lokalen Einzelhandel. Der Masterplan „Walfer2030“ soll diesen zunehmend stärken.

Handel im Wandel: Die Serie

In der wöchentlichen Artikelserie „Handel im Wandel“ schaut sich das Tageblatt in Zusammenarbeit mit dem „Observatoire national des PME“ (GIE) die Geschäftswelt der Luxemburger Gemeinden an. Mithilfe des Datentools „Cadastre de Commerce“ wird zunächst die Situation in der jeweiligen Kommune analysiert, dann kommen die Gemeindeverantwortlichen zu Wort: Wie steht es um den lokalen Einzelhandel? Was unternimmt die Politik, um die Geschäftswelt zu beleben? Das Tageblatt untersucht jede Woche eine oder mehrere neue Gemeinden. Nach Petingen ist nun Walferdingen an der Reihe.

Die knapp 9.000 Einwohner zählende Gemeinde setzt sich aus den beiden Orten Bereldingen (4.700 Einwohner) und Helmsingen (3.200 Einwohner) sowie dem deutlich kleineren und gleichzeitig namensgebenden Ort Walferdingen (rund 1.100 Einwohner) zusammen. Durch die unmittelbare Nähe zur Hauptstadt ist das Wettbewerbsumfeld für den lokalen Einzelhandel entsprechend hoch: Je nach Verkehrslage gelangt man binnen 15 Minuten beispielsweise in die Oberstadt oder bis nach Mersch.

Die Erste Schöffin Jessie Thill („déi gréng“) ist zuständig für Wirtschaft
Die Erste Schöffin Jessie Thill („déi gréng“) ist zuständig für Wirtschaft Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Dazu sagt Schöffin Jessie Thill

Tageblatt: Wie groß ist der Wettbewerb mit der Hauptstadt? 
Jessie Thill: Wenn es einen gibt, dann habe ich noch nichts davon mitbekommen. Vielleicht sollte man diese Frage an die Geschäftswelt richten. Wenn man sich die Zahlen anschaut, ist ein stetiger Anstieg zu verzeichnen. 2019 gab es 103 Geschäfte, heute sind es 117.
Tageblatt: Das Shoppingzentrum lief dennoch nicht so gut.
Jessie Thill: Das ist nicht auf seine vermeintlich schlechte Lage zurückzuführen. Im Gegenteil hat eine von uns beantragte Studie gezeigt, dass wir uns in einem Einzugsgebiet befinden, wo nicht viel ist und wo ein Shoppingzentrum zahlenmäßig sinnvoll wäre. (sog)

Anfang 2025 gab es auf dem Gemeindegebiet von Walferdingen insgesamt 41 Einzelhandelsgeschäfte, 24 Horeca- sowie 33 Dienstleistungsbetriebe. Trotz der hohen Bevölkerung (Platz 16) liegt Walferdingen bei der Anzahl der Betriebe auf Platz 26. Wer sich die geografische Verteilung der Geschäfte anschaut, stellt fest, dass sich nahezu das gesamte Angebot an Geschäften entlang der Durchfahrtsachse zwischen Luxemburg-Stadt und der Nordstad befindet, ergo entlang der route de Luxembourg und der route de Diekirch.

Innerhalb der Gemeinde lassen sich drei Kernstandorte ausmachen: der Bereich um den Cactus Bereldingen im Süden der Gemeinde (insgesamt 21 Betriebe); das Ortszentrum Bereldingen/Helmsingen (41 Betriebe) sowie das an der Grenze zu Heisdorf gelegene „Walfer Shopping Center“ (wegen möglicher Teil-Umnutzung aktuell nur fünf Betriebe, jedoch mit großem Verkaufsflächenpotenzial). Rund 42 Prozent aller Betriebe und knapp 30 Prozent der Einzelhandelsgeschäfte befinden sich im Ortszentrum. Während sich die Anzahl der Einzelhandelsgeschäfte und Horeca-Betriebe in den vergangenen Jahren kaum verändert hat, konnten Betriebe aus dem Dienstleistungssektor einen Anstieg verbuchen.

Was den Leerstand angeht, liegt Walferdingen (gemeint ist das Ortszentrum) mit einer Quote von 13,7 Prozent leicht unterhalb des nationalen Durchschnittswerts der Innenstädte (14,3 Prozent). Die Stärkung des Einzelhandels wird explizit im Masterplan Walfer2030 erwähnt.

Dazu sagt Schöffin Jessie Thill

Tageblatt: Seit der Vorstellung des Masterplans 2030 sind fünf Jahre vergangen. Gibt es erste Resultate?
Jessie Thill:
Vorletzte Woche wurde der Geschäftsverband „Walfer Connect“ gegründet. Vor einem Jahr hatten wir als Gemeinde zusammen mit „Luxembourg Confederation“ die Initiative ergriffen. Wir brauchen die Geschäftswelt, um eine lebendige Gemeinde zu schaffen und umgekehrt ist der Einzelhandel auch auf uns angewiesen. Wenn alles nach Plan läuft, wird im Oktober unsere neue „Epicerie“ in der route de Diekirch, Nr. 9 gegenüber dem Gemeindehaus eröffnen. (sog)

Für die Gemeinde war es zunächst einmal wichtig, einen Überblick über die eigene Situation sowie auch über das dynamische Wettbewerbsumfeld der Region zu bekommen. Um nämlich vorausschauende Planungsentscheidungen treffen zu können, müssen das regionale Umfeld sowie auch neue Handelsvorhaben zwingend berücksichtigt werden – das „Cadastre-Tool“ leistet eine solche Betrachtungsweise, da es die Veränderungsdynamik im ganzen Land dokumentiert.

Einen konkreten Anwendungsfall erhielt das „Cadastre-Tool“ im Zusammenhang mit dem „Walfer Shopping Center“: Das im Jahr 2008 fertig gestellte Einkaufszentrum geriet zuletzt während der Covid-Pandemie stark unter Druck. Der Eigentümer legte der Gemeinde daraufhin Pläne für ein neues Konzept vor, bei dem die obere Etage in Wohnraum umgestaltet werden soll. Um eine Entscheidungsgrundlage zu dem Vorhaben zu ermöglichen, erstellte das „Groupement d’intérêt économique“ (GIE) auf Anfrage der Gemeinde eine Bedarfsanalyse zu den vorhandenen Geschäftsflächen. Im Rahmen der Analyse wurden die Cadastre-Daten mit externen Marktdaten verknüpft, sodass verschiedene Aspekte wie die verkehrstechnische Erreichbarkeit oder der Branchenmix beleuchtet werden konnten.

Dazu sagt Schöffin Jessie Thill

Tageblatt: Wie geht es mit dem „Walfer Shopping Center“ weiter?
Jessie Thill:
 69 Prozent der Verkaufsfläche des Shoppingzentrums steht leer. Die Zahlen sind seit 2019 massiv gestiegen, aber das liegt nicht daran, dass der Standort schlecht ist. Wie es weitergeht, ist allerdings noch nicht definitiv geklärt. (sog)