Was das Thema Verkehrssicherheit betrifft, so hat Luxemburg Nachholbedarf: Der Präsident der „Sécurité routière“, Paul Hammelmann, bezeichnete den Rückstand des Großherzogtums in diesem Bereich am Dienstag im Gespräch mit RTL als „enorm“. Der nationale Aktionsplan von Transportministerin Yuriko Backes (DP) sei zwar „sehr ambitioniert“ und könne den Rückstand innerhalb von fünf Jahren aufholen – trotzdem leide das Land darunter, dass die Umsetzung verschiedener Maßnahmen zu lange gebraucht habe.
Ein zentrales Ziel des nationalen Plans zur Straßenverkehrssicherheit 2024-2028 („Sécurité routière 2024-2028“) ist unter anderem die sogenannte „Vision zéro“ – eine internationale Strategie, die darauf abzielt, alle Todesfälle und schweren Verletzungen im Straßenverkehr zu beseitigen. Im Jahr 2023 kamen laut Verkehrsbilanz des Transportministeriums insgesamt 26 Menschen auf Luxemburgs Straßen ums Leben – ein Rückgang von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zu hohe Geschwindigkeit bleibt die Hauptursache für tödliche Unfälle, gefolgt von Alkohol- und Drogeneinfluss sowie Ablenkung am Steuer, etwa durch die Nutzung von Mobiltelefonen. Doch welche Auswirkungen hat der Rückbau der Straßenbeleuchtung in diesem Zusammenhang?
Straßenbeleuchtung als Kostenfaktor
Am 3. März 2014 gab der damalige Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur, François Bausch, erste Einzelheiten zum Projekt einer Anpassung der Beleuchtung auf dem luxemburgischen Autobahnnetz bekannt. Als Hauptgründe für die Entscheidung nannte Bausch eine Senkung der Betriebs-, Wartungs- und Verbrauchskosten, eine Senkung der CO2-Emissionen sowie steigende Energiepreise. Zudem hätten viele der betroffenen Leuchten die garantierte Lebensdauer von 30 Jahren überschritten und aus diesem Grund ohnehin demontiert werden müssen.
Mehrere Organisationen standen der Sparmaßnahme damals kritisch gegenüber. Unter anderem die „Sécurité routière“ stellte die Frage, ob diese der Sicherheit auf den Straßen zuträglich sei. Bausch unterstrich derweil, dass bei nach 1990 gebauten Autobahnen ohnehin auf eine durchgehende Straßenbeleuchtung verzichtet worden war. Zudem betonte er, dass keine Studien bekannt seien, die einen Zusammenhang zwischen Unfallhäufigkeit und Straßenbeleuchtung auf den Autobahnen nachweisen. Frankreich und Deutschland betrieben seit längerem eine ähnliche Sparpolitik.
Seither wurden im Großherzogtum insgesamt 872 Leuchten und 731 Pfosten abgebaut, schreibt Transportministerin Backes am Montag in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des ADR-Abgeordneten Jeff Engelen. Auf der A1 wurden in den Jahren 2019 und 2023 insgesamt 189 Leuchten und 92 Pfosten entfernt. Auf der A6 waren es zwischen 2014 und 2015 insgesamt 590 Leuchten und 590 Pfosten. Die A3 muss seit 2019 auf 98 Leuchten und 49 Pfosten verzichten.

Kein negativer Einfluss feststellbar
Insgesamt verfügt das Luxemburger Autobahnnetz laut Ministerin aktuell über 7.267 Leuchten. Die Reduzierung der Beleuchtung beziehe sich nach wie vor nur auf freie Streckenabschnitte – die Situation an Gefahrenpunkten wie Autobahnkreuzen oder Anschlussstellen bleibe unverändert, um „die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten“. Wie François Bausch betont auch Backes, dass der Hauptgrund für die Maßnahme eine Reduktion der laufenden Kosten der Beleuchtung sei.
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Dem Ministerium vorliegenden Daten zufolge ist die Zahl der tödlichen Unfälle auf den Autobahnen „über die Jahre relativ stabil geblieben beziehungsweise sogar zurückgegangen“. Demnach habe der Rückbau der Beleuchtung an den betroffenen Stellen „keinen negativen Einfluss auf die Verkehrssicherheit und somit auch nicht auf das Erreichen der ,Vision zéro‘“.
Dass auch nach Jahren immer noch Reste der abgebauten Pfosten entlang der Autobahnen stehen, begründet die Ministerin damit, dass ein Absägen in Höhe von etwa einem Meter die „schnellste und effizienteste Methode“ sei, um den Verkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen. Die verbleibenden Pfostenstücke würden erst dann vollständig entfernt, wenn größere Arbeiten auf den betroffenen Autobahnteilen vorgesehen seien. Was die Landstraßen betrifft, so sei keine systematische Rückbau-Kampagne durchgeführt worden. Aus diesem Grund habe sich die Anzahl an Leuchten dort kaum verändert.
De Maart

"Betriebs-, Wartungs- und Verbrauchskosten," H. Bausch hatte wohl noch nichts von LEDs gehört. Wir hatten damals der P&CH und der Stadt Luxemburg mal vorgerechnet was das an Ersparnissen bringen könnte, kein Ohr. Anschaffung zu teuer. Was kostete der Abriss denn? Hängt die erste Versuchsleuchte noch beim Centre Eclairage von der Stadt?
Mehr Licht, mehr Sicht, mehr Sicherheit!
Diese seit Anfang der Gaslaternen bestehende physikalische Kombination scheint bei Bausch und Backes ihre Gültigkeit verloren zu haben. "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt".