RadsportQuer durch Flandern: Powless düpiert Visma-Lease a Bike

So richtig schien Wout van Aert nicht zu glauben, was ihm und seinen Visma-Teamkollegen soeben passiert war. Kurz nach dem Zielsprint saß der Belgier auf dem grünen Gras von Waregem, sein Rad an einem Geländer angelehnt, die Hände vor dem Gesicht. Schnell war klar: Für den düpierten Rad-Star van Aert und sein Visma-Team war der Tag eine Schmach. In den Zielsprint ging das Team zu dritt. Van Aert, Tiesj Benoot, Matteo Jorgens – verfolgt von Neilson Powless. Der neunmalige Tour-de-France-Etappensieger van Aert, der sich ein Jahr zuvor bei dem Rennen schwer verletzt hatte, wurde jedoch im Sprint von Powless geschlagen und wurde Zweiter. Nach 184,2 Kilometern zwischen Roeselare und Waregem wurde Van Aerts Teamkollege Tiesj Benoot aus Belgien Dritter. 

Das Visma-Team nutzte die windigen Bedingungen und drückte ordentlich aufs Tempo. Gleich vier Fahrer setzten sich ab, nur drei andere konnten folgen. Nach einer erneuten Verschärfung blieben lediglich Jorgenson, van Aert, Benoot und Powless übrig. Aus einer Gruppe der Favoriten hatte sich das Quartett abgesetzt und sich schnell einen Vorsprung erarbeitet. Hinter dem Visma-Trio und Powless versuchten unter anderem Mads Pedersen (Lidl-Trek), Tibor del Grosso (Alpecin-Deceuninck) oder Stefan Küng (Groupama-FDJ) den Anschluss wiederherzustellen, doch das sollte nicht mehr gelingen.

In Abwesenheit der großen Stars Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) und Tadej Pogacar (UAE), die sich voll auf Sonntag konzentrieren, überraschte Powless am Ende auch die Fans in Waregem. „Das ist der größte Erfolg in meinem Leben“, sagte Powless im Siegerinterview.

Alex Kirsch (Lidl-Trek), der sich zuletzt in starker Verfassung zeigte, ging nicht an den Start. Sein Team teilte mit, dass der Luxemburger über Nacht krank geworden sei. Vor der Flandern-Rundfahrt am Sonntag sicher keine optimale Situation. Bob Jungels (Ineos) beendete das Rennen als 76. auf 5:08 Minuten, Arthur Kluckers (Tudor) fuhr das Rennen nicht zu Ende. 

Für Pogacar gab es am Mittwoch dennoch eine Hiobsbotschaft: Vor dem überraschenden Sieg des Amerikaners Neilson Powless stürzte der deutsche Radsportler Nils Politt nach knapp 40 Kilometern. Politt, der bei der Flandern-Rundfahrt als wichtiger Helfer seines Team-Kollegen Tadej Pogacar eingeplant ist, lag nach dem Sturz zunächst einige Zeit am Boden. Der Australier Laurence Pithie von Politts deutschem Ex-Team Red Bull war ebenso in den Zusammenstoß verwickelt. 

Bei der Flandern-Rundfahrt am Wochenende zwischen Brügge und Oudenaarde trifft sich ein Teil der internationalen Radsport-Elite. Dabei steht vor allem das Duell der Superstars Pogacar und Matieu van der Poel im Fokus.