Freitag14. November 2025

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Luxembourg Song Contest79 Songs dabei: Ein Einblick in Luxemburgs ESC-Vorentscheid

Luxembourg Song Contest / 79 Songs dabei: Ein Einblick in Luxemburgs ESC-Vorentscheid
Nach ihrem Duett beim vergangenen LSC versucht Rafa Ela dieses Mal ihr Glück als Solokünstlerin Foto: Editpress/Nancy Lambert

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Wer wird Luxemburg beim Eurovision Song Contest 2025 in der Schweiz vertreten? Das steht erst Ende Januar nach der Live-Show des nationalen Vorentscheids fest. Um sich überhaupt dafür zu qualifizieren, mussten sich vergangenes Wochenende 53 Künstler vor einer internationalen Jury beweisen. Das Tageblatt hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

Die Suche nach Talis Nachfolge hat begonnen. Das können die fünf Juroren, die über die Kandidaten des Luxembourg Song Contest (LSC) entscheiden, am besten bezeugen. Insgesamt 79 Lieder von 53 Kandidaten haben sie sich vergangenen Freitag und Samstag angehört. Lediglich ein Dutzend Teilnehmer qualifizierte sich anschließend für den „Recall“ am Sonntag. Bei dieser zusätzlichen Audition wählte die Jury die Kandidaten, die in der Rockhal am 25. Januar 2025 beim nationalen Vorentscheid gegeneinander antreten werden, um sich die begehrte Teilnahme am Eurovision Song Contest in Basel zu sichern.

Wer zu den glücklichen Finalisten gehört, gibt RTL allerdings erst am 18. November bekannt. Die Songs sollen Mitte Dezember veröffentlicht werden. Im Gegensatz zum ersten LSC wurden beim Vorentscheid lediglich Künstler angenommen, die sich bereits mit mindestens einem Lied angemeldet haben, erklärt Dave Gloesener, Luxemburgs ESC-Beauftragter. Vergangenes Jahr haben die Veranstalter versucht, internationale Songwriter mit luxemburgischen Künstlern zusammenzubringen. „Wir haben aber festgestellt, dass es besser ist, wenn die Kandidaten ihre eigenen Lieder mitbringen und singen. Auch, weil sie sich damit wahrscheinlich mehr identifizieren können“, so Gloesener.

Mit den neuen Regeln soll die luxemburgische Musikszene stärker gefördert werden, sagt Dave Gloesener
Mit den neuen Regeln soll die luxemburgische Musikszene stärker gefördert werden, sagt Dave Gloesener Foto: Editpress/Nancy Lambert

Mit dieser Neuerung hat RTL auf Kritiker reagiert, denen zufolge die nationale Beteiligung am Songwriting und der Produktion vergangenes Jahr zu gering war. Das Ergebnis: Rund 75 Prozent der Songs, die am Wochenende präsentiert wurden, stammen entweder aus luxemburgischer Feder oder wurden von Luxemburgern mitgeschrieben. Etwa 70 Prozent der Kandidaten haben ihre Songs selbst verfasst, oder am Songwriting mitgewirkt. Dank der neuen Regel könne die nationale Musikszene besser gefördert werden, findet Gloesener. Außerdem gilt: Um am LSC teilnehmen zu können, muss man entweder die luxemburgische Staatsbürgerschaft haben, mindestens drei Jahre im Großherzogtum gelebt haben oder „in der luxemburgischen kulturellen und musikalischen Szene eingebunden sein“, schreibt RTL in einer Pressemitteilung.

„Une fois trois minutes“

Trotz der strengeren Richtlinien bleibt das Teilnehmerfeld nach wie vor international. Zwölf verschiedene Staatsbürgerschaften sind beim LSC vertreten, heißt es weiter in der Mitteilung. Davon sind 70 Prozent Luxemburger. 13 Prozent kommen gebürtig aus Italien, Portugal oder Spanien, 11 Prozent aus Luxemburgs Nachbarländern. Vereinzelt sind auch Künstler mit griechischen, ungarischen und US-amerikanischen Wurzeln dabei. Nicht weniger international waren die Juroren, die am Wochenende die LSC-Teilnehmer beurteilt haben. Neben den drei ESC-Gewinnern Marie Myriam (1977 für Frankreich), Niamh Kavanagh (1993 für Irland) und Eldar Gasimov (2011 für Aserbaidschan) saßen die bulgarische Sängerin Poli Genova (ESC-Teilnehmerin 2011 und Vierte beim ESC 2016) sowie der portugiesische ESC-Produzent Diogo Fernandes (2018 in Lissabon) in der Jury.

Die LSC-Jury (v.l.n.r.): Marie Myriam, Diogo Fernandes, Poli Genova, Niamh Kavanagh und Eldar Gasimov
Die LSC-Jury (v.l.n.r.): Marie Myriam, Diogo Fernandes, Poli Genova, Niamh Kavanagh und Eldar Gasimov Foto: Editpress/Nancy Lambert

Bei so viel ESC-Erfahrung sind die Erwartungen entsprechend hoch. „A l’Eurovision, c’est une fois trois minutes. On n’a pas les moyens de recommencer“, betont Myriam. Dennoch habe sie bereits unter den ersten Kandidaten sehr gute Lieder gehört. „Ich denke, Luxemburg hat wirklich gute Chancen, einen guten Beitrag zu leisten“, bestätigt auch Fernandes. Gasimov hält sich am Freitagnachmittag mit einem positiven Urteil vorerst zurück. „Ein paar Lieder und Künstler sind okay“, sagt er vorsichtig. Er bevorzuge es jedoch, alle Auftritte abzuwarten. Worauf es bei der Suche nach Luxemburgs idealem Teilnehmer ankommt, sind die Juroren sich dagegen einig: Einzigartigkeit, ein einprägsamer Song und viel Gesangstalent spielen eine wichtige Rolle. Und: „Am wichtigsten ist, dass Luxemburg sich selbst repräsentiert“, ergänzt Kavanagh.

Problemfaktor Stress

Doch wer sind die 53 Kandidaten, die um den Einzug ins Finale kämpfen? Einige davon dürften den Zuschauern des LSC bereits ein Begriff sein. Neben Krick, die sich im Januar im Superfinale Tali geschlagen geben musste, waren auch CHAiLD und die Rockband One Last Time dabei. Angy und Rafa Ela, die beim vergangenen LSC als Duett aufgetreten sind, versuchen beide ihr Glück als Solokünstlerinnen. „Ich bin immer noch genauso gestresst wie letztes Jahr“, lacht Angy, die sich mit zwei Liedern für die Vorentscheidungsrunde qualifiziert hat. „Vielleicht liegt es daran, dass Rafa Ela nicht dabei war.“ Ihre Aufregung hat sich nach dem ersten Auftritt jedoch ein wenig gelegt. „Den ersten Song habe ich selbst geschrieben und komponiert“, verrät Angy. „Es geht darum, die beste Version meines Selbst zu sein.“ Am zweiten Lied hat sie sich dagegen nicht beteiligt. Die Ironie der Sache: „Ich finde, dass mein eigener Song schwerer zu singen ist. Das andere Lied ist auch kompliziert, aber ich fühle mich wohler damit.“

Auch für Daria, die zum zweiten Mal am LSC teilnimmt, ist Stress ein Problemfaktor. Im Vergleich zum vergangenen Jahr wusste sie jedoch besser damit umzugehen. „Ich hatte mehr Zeit zum Üben“, sagt sie. Die 28-jährige Sängerin mit russischen Wurzeln schaffte es mit drei Liedern in den Vorentscheid. Diese hat sie allerdings nicht selbst verfasst. „Ich habe mit verschiedenen Songwritern zusammengearbeitet“, verrät sie. Mit ihrem dritten Auftritt war Daria am zufriedensten. „Vielleicht liegt es daran, dass ich nach den ersten beiden Songs gelassener war. Beim ersten Auftritt haben meine Hände gezittert.“ Das Warten auf die Ergebnisse bereitet ihr dagegen keine Sorgen. „Wir werden sehen, wie es ausgeht“, sagt sie. „Ich war vor allem nervös, als ich die Bühne betreten habe. Aber jetzt ist die ganze Anspannung weg.“