Eine UN-Klimakonferenz in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, dem von Machthaber Ilham Alijew autoritär regierten Öl- und Gasland? Das ist ungefähr so wie ein Menschenrechtsgipfel in einem Folterstaat oder ein Symposium über die Abschaffung der Todesstrafe in Texas – oder wie Hochseefischen in der Sahara. Die Wahl des Austragungsorts der COP29, die am Montag begonnen hat, hätte kaum absurder sein können, und kaum schwieriger die zeitlichen Vorzeichen angesichts des Wahlsieges von Donald Trump. Einem Bericht der New York Times zufolge bereitet ein Team des designierten US-Präsidenten einen erneuten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 vor. Außerdem sollen einige Naturschutzgebiete verkleinert werden, um Bohrungen und den Abbau fossiler Rohstoffe zu erleichtern. Bevor Trump mit dem Schlachtruf „Drill, Baby, Drill!“ sein Amt antritt, sieht es für den Kampf gegen den Klimawandel ganz düster aus.
Auch die Aussichten, was die derzeitige Erderwärmung angeht, sind denkbar schlecht. Diese steuert nach dem Ende Oktober veröffentlichten „Emissions Gap Report“ des UN-Umweltprogramms auf mindestens 2,6 Grad im Lauf des Jahrhunderts zu – wenn der Klimaschutz nicht verstärkt wird. Das Pariser Ziel lautete, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die jüngste Hiobsbotschaft besagt, dass 2024 das heißeste Jahr ist, das je gemessen wurde. Im weltweiten Schnitt liegen die Temperaturen erstmals mindestens 1,55 Grad höher als in vorindustrieller Zeit. Dies meldete Copernicus, das Erdüberwachungsprogramm der Europäischen Union.
Zwar hat Europa in jüngster Zeit enorm unter Extremwettereignissen gelitten. Doch am meisten bekommen immer noch die Länder des globalen Südens die Folgen des Klimawandels zu spüren. Umso wichtiger ist ein Ausstieg aus den fossilen Energien. Doch dies ist in Aserbaidschan nicht zu erwarten. Schon bei der COP28 im vergangenen Jahr in Dubai wurde der ursprünglich anvisierte „Ausstieg“ zu einem „Übergang“ umformuliert, was sowohl Symbolpolitik als auch Begriffsklauberei war. Mittlerweile wird sogar dafür plädiert, Punkte wie diesen für die COP30 im kommenden Jahr in Brasilien aufzuheben. Wichtig ist, dass bis Anfang 2025 die nationalen Klimaziele der Staaten vorgelegt werden.
Zudem geht es um die neue internationale Klimafinanzierung und gilt es, die globalen Kohlenstoffmärkte zu verhandeln, auf denen die einen Staaten CO2-Ausgleichszertifikate erwerben können und andere Hilfen erhalten, um die Emissionen zu senken und die erneuerbaren Energien auszubauen. Das bisherige Ziel, ein Budget von 100 Milliarden US-Dollar bereitzustellen, läuft 2025 aus und muss neu verhandelt werden. Auch darum soll es in Baku gehen. Diskutiert und gestritten wird immer, ob um die Klimaziele oder darum, wer Geber oder Nehmer ist. Ob in Baku oder nächstes Jahr in Belém, in einem Ölstaat oder in Amazonien – ohne COP geht es nicht.
De Maart

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