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RegionTeils mehr als drei Euro für einen Liter: Darum spielen die Kraftstoff-Preise in Trier verrückt 

Region / Teils mehr als drei Euro für einen Liter: Darum spielen die Kraftstoff-Preise in Trier verrückt 
Blaues Wunder: In Trier wurden am Montag teilweise mehr als drei Euro für einen Liter Kraftstoff verlangt. Foto: Editpress/Tobias Senzig

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Wie konnten die Spritpreise am Montag in Trier so verrückt spielen? Zu Wochenbeginn kratzten sie an der 3-Euro-Marke und fielen dann plötzlich wieder rapide. Das Bundeskartellamt nennt eine solche Preisentwicklung „vollkommen ungewöhnlich“. Was dahinter steckt.

Nachdem die Spritpreise in den vergangenen Tagen in und um Trier offenbar völlig aus dem Ruder gelaufen sind, hat sich die Preisentwicklung seit Montagnachmittag stabilisiert. Am Montag kratzten die Preise für Diesel zeitweise an der 3-Euro-Marke, vereinzelt wurde diese sogar überschritten. Innerhalb weniger Stunden gingen die Preise am Montagmittag allerdings rasant zurück.

Allerdings gab es auch am Dienstag weiterhin große Preisunterschiede innerhalb der Stadt und umliegenden Orten. Am Dienstagmittag kostete der Liter Super E10 in Trier an vielen Tankstellen unter zwei Euro und damit fast ein Euro weniger als noch 24 Stunden zuvor. An Tankstellen der Konzerne Aral und Shell wurden kurz vor 12 Uhr 1,969 und 1,989 Euro für Super E10 verlangt. Damit lag der Preis knapp über dem bundesweiten Durchschnitt, der laut dem Vergleichsportal benzinpreis.de am Dienstagmittag 1,938 Euro betrug. Allerdings gab es auch weiterhin Ausreißer.

An drei Tankstellen in Trier und Konz musste nach Auswertung des Vergleichsportals clever tanken 2,539 oder 2,549 Euro. Auch Diesel war an diesen Tankstellen mit 2,329 bzw. 2,339 Euro teurer als an anderen Tankstellen in Trier, wo zwischen 2,169 und 2,179 Euro bezahlt werden mussten. Der durchschnittliche Preis für Diesel in Deutschland lag am Dienstagmittag bei 2,129 Euro.

„Vollkommen ungewöhnlich“

Das Bundeskartellamt hat die Sprit-Preisentwicklung in Trier in den vergangenen Tagen im Blick. Dass die Preise derart deutlich über dem Bundesschnitt gelegen haben, sei „vollkommen ungewöhnlich“, sagte ein Sprecher der Behörde auf Anfrage unserer Redaktion. Zwar sei das Preisniveau an Trierer Tankstellen immer schon überdurchschnittlich, aber solche Ausreißer wie zu Wochenbeginn habe man noch nicht beobachtet. Eine Erklärung hat die Aufsichtsbehörde allerdings nicht. Hinweise, dass Mineralölkonzerne etwa in einzelnen Regionen austesteten, wie weit sie an der Preisschraube drehen können, habe man nicht.

Ein Branchenkenner sagte unserer Redaktion, dass vermutlich der Preissetzungsalgorithmus für Trier bei einem Mineralölkonzern „abgeschmiert“ sei und damit die Preise zunächst an einigen Tankstellen außer Kontrolle waren. Daraufhin hätten dann wohl die Mitbewerber ebenfalls die Preise angezogen. Das würde die These des Tankstelleninteressenverbands stützen. Dessen Sprecher, Herbert Rabl, sagte unserer Redaktion, dass er vermute, dass jemand in der Preisabteilung eines Mineralölkonzerns vielleicht „aus Spaß“ an der Preisschraube gedreht habe.

Bereits im vergangenen Jahr wies der ADAC daraufhin, dass jeder Tankstellen-Standort „computergestützt und mit Hilfe eines Algorithmus“ bewertet werde. Der Vorsitzende der Monopolkommission, Jürgen Kühling, sagte im Juli, je mehr Algorithmen bei der Bildung der Spritpreise benutzt würden, „desto mehr steige der Preis“. Im Bundeswirtschaftsministerium weiß man aber offenbar nichts von solchen Algorithmen.

Bislang kein kartellrechtswidriges Verfahren

In einer Antwort des Ministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion im Bundestag von Juli dieses Jahres heißt es, das Bundeskartellamt habe eine Sektoruntersuchung im Mineralölmarkt eingeleitet. Von den Ergebnissen hänge ab, „ob weiterer Handlungsbedarf für mehr Wettbewerb und mehr Verbraucherschutz auf den Kraftstoffmärkten“ bestehe. Und weiter: „Dabei ist auch relevant, ob und inwieweit bei der Preissetzung Algorithmen zum Einsatz kommen, die aus Preisdaten ‚lernen‘ und gegebenenfalls dadurch Wettbewerb beeinträchtigen. Sofern es derartig ‚Lern- und Abstimmungsprozesse‘ mithilfe von Algorithmen geben sollte, könnte dies weitere Maßnahmen seitens der Wettbewerbsbehörden oder des Gesetzgebers begründen.“

Desweiteren heißt es in der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums, dass das Kartellamt bislang kein kartellrechtswidriges Verfahren auf den Kraftstoffmärkten festgestellt habe. Dass es zu regionalen Unterschieden bei den Spritpreisen komme, hänge mit verschiedenen Faktoren zusammen, etwa der Zahl der Anbieter, der Zahl der freien Tankstellen, der Dichte des Tankstellennetzes, das regionale Straßennetz, Entfernung zu Raffinerien (je weiter die Wege, desto höher die Transportkosten) oder dem Einfluss auf die Nachfrage durch Grenznähe.

Sprit in Grenzregionen häufig teurer

Auch das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hatte kürzlich festgestellt, dass Sprit in Grenzregionen häufig teurer ist, als an weiter entfernten Tankstellen, hänge mit der geringen „Wettbewerbsintensität“ in den Grenzregionen zusammen. Da Sprit im Ausland wegen niedrigerer Steuersätze oft billiger sei, würden meist nur größere Anbieter auf deutscher Seite dem Wettbewerb standhalten. Mit anderen Worten: Freie Tankstellen können in Grenzregionen, bei denen der Sprit im benachbarten Ausland deutlich billiger ist, nicht bestehen, weil sie die Preise jenseits der Grenze nicht unterbieten können. Betroffen davon seien vor allem die Regionen an der Grenze zu Polen, Tschechien und Luxemburg, heißt es in der IW-Analyse.

Zudem hätten die Mineralölkonzerne in vielen Regionen den Markt unter sich aufgeteilt. Die fünf am weitesten verbreiteten Tankstellen-Marken in Deutschland vereinten mehr als die Hälfte aller Tankstellen auf sich. Das führe dazu, dass die verschiedenen Konzerne regional unterschiedlich eine marktbeherrschende Stellung erlangen. Laut IW verteilen sich diese Oligopolmärkte über ganz Deutschland. Allerdings sei im Saarland und in Rheinland‐Pfalz sowie im Süden von Nordrhein‐Westfalen eine „auffällige Häufung“ festzustellen.

Karl
15. September 2022 - 8.04

Rund 700 Millionen Euro nimmt Luxemburg jährlich durch Tanktourismus aus Nachbarländern ein. Und jetzt raten SIe mal wer am meisten davon profitiert, wenn die Spritpreise in Grenznähe so hoch gehalten werden, dass die Autofahrer zum Tanken nach Luxemburg fahren;)

JJ
14. September 2022 - 15.25

Dass es wegen der Nähe zu Luxemburg überhaupt Tankstellen in Trier gibt die überleben können ist rätselhaft. Da sind ja auch Tabak- und Kaffeepreise noch nicht erwähnt.

Bux /
14. September 2022 - 7.54

In Trier liegen die Spritpreise schon immer weit höher als im Rest der Republik. Vielleicht werden diese mit Absicht so manipuliert, damit es sich für die Autofahrer lohnt bis nach Wasserbillig zu fahren (cui bono). Nur eine Vermutung, aber anders lässt sich eine solche, für den Betreiber geschäftsschädigende, Preispolitik im unmittelbaren Einzugsgebiet Luxemburgs nicht erklären.