Trinken ohne blau zu werden

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Forschern ist es gelungen, Würmer immun gegen die Auswirkungen von Alkohol zu machen – und sie träumen bereits von einer Pille, die es erlaubt, zu trinken, ohne blau zu werden.

Würmer könnten der Schlüssel zur Behandlung von Menschen mit Alkoholproblemen sein. Neurologen der Universität von Texas haben mithilfe von Genmanipulation Fadenwürmer erschaffen, die nicht betrunken werden – egal, wie viel Alkohol sie zu sich nehmen. Dafür haben die Forscher einen auf Alkohol empfindlichen Ionenkanal so verändert, dass er durch diesen nicht mehr in seiner Funktion gestört wird.

Der sogenannte BK-Kanal reguliert in Menschen und Würmern die Aktivität von Nervenimpulsen. Bindet der Ionenkanal im Hirn nun Alkohol, verzögert sich die Weiterleitung von Nervenimpulsen und die typischen, unkoordinierten Bewegungen eines Betrunkenen entstehen. Bei Würmern äußert sich dies darin, dass sie sich nicht mehr so agil wie vorher fortbewegen und keine Eier mehr legen.

Unempfindlich gegenüber Alkohol

Die Forscher veränderten nun einen menschlichen Ionenkanal dahingehend, dass er keinen Alkohol mehr bindet, und statteten dann Fadenwürmer (Caenorhabditis elegans) damit aus. „Das ist das erste Mal, dass ein menschlicher Ionenkanal verändert wurde, um in einem Tier Trunkenheit zu verhindern“, erklärte der Ko-Autor der Studie Jon Pierce-Shimomura in einer Mitteilung. „Wir hatten ziemliches Glück und konnten den Kanal unempfindlich gegenüber Alkohol machen, ohne dass seine sonstigen Funktionen davon betroffen waren.“

Das ist wichtig, denn der BK-Kanal steuert neben der Aktivität von Nervenzellen auch die der Blutgefäße, der Lungen und der Blase. „Wir versuchten es mit roher Gewalt und testeten Hunderte von Genvarianten, um herauszufinden, welche davon die Funktion des BK-Kanals nicht beeinträchtigt und doch die Wirkung des Alkohols verhindert“, so Pierce-Shimomura weiter.

Nüchternheitspille als Ziel

In einem nächsten Schritt werden die Forscher ihre Erkenntnisse nun an Mäusen testen. So wollen sie herausfinden, ob ihre Forschung dazu taugt, ein Medikament gegen Alkoholsucht zu entwickeln. Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Denn im Gegensatz zum Beispiel zu Kokain dockt Alkohol an verschiedenen Zielen im Körper an. Deshalb sind die Auswirkungen der Trunkenheit und der Alkoholsucht so breit und komplex.

Trotzdem spekuliert Pierce-Shimomura bereits, dass er eines Tages eine James-Bond-Pille entwickeln könnte, die es Agenten erlaubt, Gegner unter den Tisch zu trinken, ohne selber betrunken zu werden.