Tod durch Verletzungen und Gewalt

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Jeden Tag sterben mehr als 14.000 Menschen durch Verletzungen. Dies ist ein Toter alle sechs Sekunden. Die WHO sieht darin ein wachsendes globales öffentliches Gesundheitsproblem.

An Verletzungen starben im Jahr 2012 fünf Millionen Menschen, dies stellt die WHO in einer rezenten Veröffentlichung fest. Dies sind neun Prozent aller Sterbefälle dieses Jahres. Zum Vergleich seien, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO), drei Millionen Menschen an HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria gestorben. Doch diese hohe Zahl spiegelt nur die Spitze des Eisberges wieder. Diejenigen, die wegen Verletzungen medizinisch versorgt werden mussten und „die, die keine formale medizinische Hilfe“ bekommen haben, werden in Dutzende Millionen gezählt. Viele von den Überlebenden sind den Rest ihres Lebens von den Folgen ihrer Verletzungen gekennzeichnet.

Die häufigsten Todesursachen laut WHO

1. Herzgefäßerkrankungen
2. Schlaganfälle
3. Lungenkrankheiten
4. Infektionen der Atemwege
5. Krebserkrankungen der Atemwege
6. HIV / Aids
7. Durchfall
8. Diabetes
9. Verkehrsunfälle
10. Bluthochdruckbedingte Herzerkrankungen
11. Komplikationen bei der Schwangerschaft
12. Leberzirrhosen
13. Tuberkulose
14. Nierenkrankheiten
15. Selbstmord
16. Komplikationen bei der Geburt

Von den verletzungsbedingt fünf Millionen Gestorbenen waren 24 Prozent in Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, 16 Prozent verübten Selbstmord, 14 Prozent sind zu Tode gestürzt und 10 Prozent wurden ermordet. Laut Studie seien fünf Mal mehr Menschen, im Jahr 2012 ermordet worden als durch Kriegshandlungen gestorben.

„Verletzungen sind ein wachsendes Problem“, stellt die WHO also fest. „Autounfälle und Stürze werden in den kommenden Jahren im Ranking der Sterbestatistiken nach oben rutschen.“ Bei den 15 bis 29-jährigen seien Verkehrsunfälle schon heute die häufigste Todesursache. Im Jahr 2030 rechnet die WHO, dass mehr Menschen an Verkehrsunfällen sterben als an Aids. Mit zunehmenden Reichtum eines Landes ändern auch die häufigsten Todesursachen. „In vielen Ländern wurde die zunehmende Motorisierung nicht ausreichend mit verbesserten Sicherheitsstrategien begleitet“, so die WHO. So würden seit Jahren die Zahl der Verkehrstoten in Indien und Kambodscha zunehmenden.

Armut erhöht das Risiko

90 Prozent aller verletzungsbedingten Todesfälle geschehen in den ärmeren Ländern, so die WHO. Aber auch innerhalb der einzelnen Ländern ist das Risiko eines gewalt- und verletzungsbedingten Todes bei den sozial schwächeren Schichten höher. Eine Studie aus Rio de Janeiro hat herausgefunden, dass Bürger in armen Gegenden dreimal häufiger Opfer von Morden werden als diejenigen aus reichen Gegenden. Selbst innerhalb der EU gibt es solche Unterschiede. In Großbritannien ist das Risiko für ein Kleinkind in einem Hausbrand zu Tode zu kommen 16-mal höher wenn die Eltern arm sind.

Der Tod scheint wählerisch zu sein, er bevorzugt Männer. Fast doppelt so viele Männer als Frauen sterben einen verletzungsbedingten Tod, stellte die WHO fest. Drei Viertel der weltweit durch Autounfälle ums Leben gekommene, vier Fünftel der Ermordeten und neun Zehntel der Kriegstoten waren Männer. Es gibt aber auch Todesursachen, die vor allem Frauen betreffen. Dies sind körperliche und sexuelle Gewalt, Stürze und Tod durch Vergiftung. „Eine von drei Frauen dieser Welt haben schon sexuelle und/oder körperliche Gewalt erfahren“, so die WHO.

Die Kosten

Ein Todesfall ist immer schlimm, egal wen es trifft. Die Familie ist immer der leidtragende. Doch die WHO untersuchte nicht nur den emotionalen Tribut, sondern auch den finanziellen, sei es durch medizinische Behandlungen, polizeiliche Untersuchungen und dergleichen. Für die Kosten der Verletzungen, so die WHO, gibt es keine verlässlichen Zahlen. Schätzungen gehen davon aus, dass in entwickelten Ländern Verkehrsunfälle jedes Jahr einen Schaden in einer Höhe von rund zwei Prozent des BIPs verursachen. In Ländern, die wirtschaftlich weniger gut gestellt sind seien dies fünf Prozent. Weltweit sollen Verkehrsunfälle jährlich Schaden in einer Höhe von rund 2 Billionen (2.000 Milliarden) Dollar verursachen. Morde, sowie Selbstmorde kosten in Jamaika vier Prozent des jährlichen BIPS. Doch die Kosten müssen nicht immer direkt sein. In Ghana geht in 40 Prozent Familien das Einkommen zurück, wenn ein Familienmitglied einen Unfall widerfährt. 25 Prozent müssen ihren Verzehr an Lebensmittel einschränken und die direkten und indirekten Kosten von einer Verletzung zu bezahlen.