Theorie zu Titanic-Untergang widerlegt

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Bisher gingen Forscher davon aus, dass 1912, als die Titanic sank, ein besonders Eisberg-reiches Jahr war. Dem ist nicht so, zeigen alte Aufzeichnungen der US-Küstenwache.

Jahrzehntelang wurde der Untergang der Titanic damit erklärt, dass der Nordatlantik zum Zeitpunkt der Jungfernreise des Unglücksschiffs von Eisbergen nur so gestrotzt habe und 1912 ein ganz schlechtes Jahr für die Atlantiküberquerung gewesen sei. Die Auswertung von Eisbergdaten aus über hundert Jahren zeigte nun, dass 1912 ein durchschnittliches Jahr für das gefährliche Treibeis war.

„Ich denke, die Frage, ob es ein außergewöhnliches Jahr war, ist nun beantwortet“, erklärte Grant Bigg, Umweltwissenschaftler von der Universität Sheffield am Donnerstag anlässlich der Veröffentlichung seiner Studie im Fachjournal „Weather“. „1912 war kein spezielles Jahr.“

Die Titanic war am 15. April jenes Jahres nach einer Streifkollision mit einem 100 Meter langen Eisberg in zwei Teile zerbrochen und gesunken. Seither ranken sich zahlreiche Mythen und Theorien um den unfassbaren Untergang des „unsinkbaren“ Ozeanriesen auf seiner Jungfernfahrt.

Supermond und Sonnenflecken

Lange sind Experten davon ausgegangen, dass die Titanic mehr Eisberge zu umschiffen hatte, als dies in anderen Jahren der Fall gewesen wäre. Als Gründe wurden ein warmer Winter, Sonnenflecken oder verstärkte Gezeiten wegen des sogenannten „Supermonds“ angegeben. Vom Supermond sprechen die Forscher, weil Anfang 1912 der Mond der Erde so nahe kam wie nie in den vergangenen 1400 Jahren.

Die neuen Erkenntnisse entkräften solche Spekulationen. Die Forscher hatten in einer größeren Untersuchung die Entwicklung von Grönlands Eisbergen über die Zeit verfolgt, um herauszufinden, wie sie zum Anstieg des Meeresspiegels beitragen. Dazu studierten sie die Aufzeichnungen der US-Küstenwache seit 1900.

Dabei fanden sie heraus, dass es 1912 zwar viele Eisberge gab, was aber verglichen mit anderen Jahren nichts Außergewöhnliches war. Die Daten für 1912 zeigen, dass insgesamt 1038 Eisberge über den 48. Breitengrad nach Süden getrieben waren. 1909 waren es 1041 gewesen. Zwischen 1901 und 1920 drifteten im Durchschnitt mindestens 700 Eisberge südlich des 48 Breitengrades, wo sie Schiffen gefährlich werden konnten.

Herkunft des Eisbergs rekonstruiert

Die Forscher widerlegten auch die Theorie, wonach der Eisberg vom Jakobshavn-Isbrae-Gletscher gekalbt wurde. Ihr Modell legt nahe, dass der tödliche Eisberg seinen Weg im Spätsommer oder frühen Herbst 1911 im Süden von Grönland begann. Dann trieb er wahrscheinlich direkt nach Südwesten in Richtung südliches Labrador und Neufundland.

Der Eisberg war ursprünglich 500 Meter breit und 300 Meter hoch. Im April war er dann nur noch 100 Meter breit. „Er wirkte immer noch sehr groß für die Leute auf dem Schiff, aber er war bereits ein ganzes Stück geschmolzen“, so Bigg.