„Mutter Erde ist keine Maschine“

„Mutter Erde ist keine Maschine“
(Tageblatt/Isabella Finzi)

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Einen Hauch von Sitting Bull und Crazy Horse erlebten die Besucher des "Haus vun der Natur" auf Kockelscheuer am 7. Juni. Westernromantik mit dem Oglala-Lakota-Indianer Henry Red Cloud, direkter Nachfahre des legendären Häuptlings Red Cloud.

Die Themen, die der amerikanische Ureinwohner ansprach, waren dann jedoch wenig romantisch und durchaus ernst. Auch Luxemburg ist betroffen.

Mit der Frage, ob seine Zuschauer der englischen Sprache mächtig seien, eröffnete Henry Red Cloud seinen knapp zweistündigen Vortrag. Seine Aufgabe ist es, das Reservat in Pine Ridge nachhaltig auf Vordermann zu bringen. Dafür startete Henry Red Cloud 2004 ein Projekt zur Förderung der Solarenergie im Reservat. Im Rahmen der „Lakota Solar Enterprise“ installiert er Solarzellen auf Häusern. Dabei zeigt er den Menschen, wie diese funktionieren und gewartet werden müssen. Seine Erkenntnisse und sein Wissen teilt er mit der ganzen Welt.

90% Arbeitslosigkeit im Reservat

Er bringt grundsätzlich jungen Mitgliedern seines Stammes bei, wie man arbeitet, und fördert ihre Projekte. Inspirieren tut er sich dabei überall. Dies ist auch einer der Gründe für seine Reise nach Europa. Neben Europa ist auch das Internet eine wichtige Informationsquelle. Als „Grandfather Google“ bezeichnet er liebevoll die bekannteste Onlinesuchmaschine der Welt.

Die Gründe für Red Clouds Handeln sind vielseitig. Zum einen ist die Arbeitslosigkeit im Reservat enorm hoch. Nahezu 90% der Menschen sind arbeitslos. Des Weiteren sind die Wetterschwankungen in South Dakota, dem Teil der USA, wo das Lakota-Volk lebt, enorm. Im Winter können die Temperaturen auf minus 40 Grad fallen. Im Sommer hingegen steigen sie auf über 30 Grad an. Dementsprechend geben die Menschen Unsummen an Geld für das Beheizen der Wohnung aus.

Begeisterung für europäische Baukunst

Genau in dem Fall dient Luxemburg als Vorbild. Red Cloud zeigte sich begeistert von der luxemburgischen und europäischen Baukunst. Im Winter ist es nicht zu kalt und im Sommer bleibt es angenehm kühl in den Häusern. Außerdem haben die Gebäude eine unglaublich lange Lebens- und Funktionsdauer.

Die Wiederaufforstung der Wälder zählt auch zu einer der Schlüsseltätigkeiten von Red Cloud. Ständig ist er damit beschäftigt, neue Bäume zu pflanzen, um Wälder, die im Zuge von Waldrodungen verschwunden sind, wieder aufzubauen. Gleiches gilt für die Büffel, die nahezu ausgestorben sind. Durch Büffelspenden konnten sich die Bestände wieder erholen. Auch das „Haus vun der Natur“ trug dazu seinen Teil bei und spendete zwei Büffel für Red Clouds Volk.

Zum fünften Mal in Europa

Henry Red Cloud ist bereits zum fünften Mal in Europa. Bei seiner Visite am vergangenen Dienstag war er zum zweiten Mal hierzulande unterwegs. In 14 Tagen auf dem alten Kontinent hält der amerikanische Ureinwohner 22 Vorträge, bevor er sich zurück auf den Weg nach Übersee begibt. Durch Partnerschaften erhalten die Oglala Lakota etwa 45.000 US-Dollar pro Jahr, die integral in erneuerbare Energien investiert werden. Auch die „Native American Friends of Luxemburg asbl.“ unterstützen die Lakota tatkräftig. Sie spendeten unter anderem einen Büffel für Red Clouds Projekt.

Nachhaltigkeit ist einer der wichtigsten Punkte des amerikanischen Ureinwohners. „Mutter Erde ist keine Maschine, sie hat eine Seele“, meinte der Lakota-Indianer. Es gibt drei wichtige Dinge im Leben: Kinder großziehen, Lebensmittel anbauen und Wasser trinken. Bei jeder Art von Nahrungsmitteln müsse man sich heute fragen, was drin ist und ob sie überhaupt essbar sind. Wasser ist oftmals verdreckt. In einigen Ländern, besonders im asiatischen Raum, ist es unvorstellbar, Wasser einfach aus einem Fluss zu trinken, meinte Red Cloud. Schlimmer sogar: Viele Menschen tragen Atemmasken, da die Luft hoch-toxisch ist.

Abschließend meinte Red Cloud, dass wir nicht die Generation sein wollen, die nichts getan hat. Als Menschen müssten wir uns wieder verbinden, uns auf der Straße grüßen, zusammenhalten und zusammenarbeiten. Alle Menschen müssten ihren Teil dazu beitragen, damit die Welt besser wird, denn „wenn jeder etwas Kleines tut kommt, dies etwas Großem gleich“, so der Lakota-Indianer.

Die ganze Reportage finden Sie im Tageblatt vom 11. Juni (Print und Epaper).