Mit einer Recycling-Rakete ins All

Mit einer Recycling-Rakete ins All
(tim Shortt)

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Die Falcon 9 hat einen Satelliten der Luxemburger Firma SES an Bord.

Raketenstart im Rückwärtsmodus: Wenn eine Falcon-9-Rakete der privaten US-Firma SpaceX den Rückweg zur Erde antritt, sieht es zunächst aus, als falle ein Stern vom Himmel. Plötzlich schießt ein greller Feuerschweif senkrecht in Richtung Erde. Er bremst die Rakete. Seitlich klappen Ständer aus. In einer Wolke aus Flammen kommt die Falcon auf einer Plattform zum Stehen. Alles zurück auf Start: Die Rakete ist bereit zum Recycling.

Erstmals sollte nun eine wiederverwertete Rakete des Konzern von Raumfahrt-Visionär Elon Musk erneut ins All starten. Für den Gründer von SpaceX ist das ein wichtiges Etappenziel seiner Pläne, die Raumfahrt zu revolutionieren: Die Wiederverwendbarkeit von Raketen soll Missionen günstiger machen. Auf ihrer ersten Reise ins All hatte die Falcon 9 im April 2016 eine Dragon-Kapsel mit Fracht zur Internationalen Raumstation ISS gebracht.

Unter den Blicken zahlreicher Zuschauer sollte die Rakete in der Nacht zum Freitag (MESZ) vom Kennedy Space Center im US-Staat Florida ihren zweiten Raumflug antreten. Nachdem sie einen Satelliten der Luxemburger Firma SES im Erdorbit ausgesetzt hat, war eine Landung auf einer ferngesteuerten, unbemannten Plattform im Atlantik geplant – neuerliches Recycling im Anschluss nicht ausgeschlossen.

„Historischer Meilenstein“

„Als erster kommerzieller Satelliten-Betreiber, der mit SpaceX ins All geflogen ist, sind wir begeistert, erneut als erster Kunde mit SpaceX die erste Mission einer flugerprobten Rakete zu starten“, teilte Martin Halliwell von SES mit. SpaceX spricht von einem „historischen Meilenstein“.

Raketen mehrfach benutzen zu können, war schon im Kalten Krieg ein Ziel der Raumfahrtgroßmächte Sowjetunion und USA. Auch der deutsche Ingenieur und Raketenbaupionier Wernher von Braun arbeitete für die US-Behörde Nasa an dieser Idee. In den USA entwickelte sich daraus das berühmte Shuttle-Programm. Zwischen 1981 und 2011 flogen die schnittigen „Weltraumtaxis“ 135 Einsätze.

Mit dem Recycling von Raketenstufen wollen Ingenieure und Unternehmen viel Geld sparen. Einer Studie von 1989 zufolge konnte die US-Behörde Nasa ihre Kosten durch die Wiederverwertung der Shuttles um fast 60 Prozent drücken. In die Rechnung waren allerdings nicht die Ausgaben für Infrastruktur und Triebwerksüberarbeitung eingerechnet.

SpaceX hat bislang keine Angaben zu den Kosten für die Aufbereitung seiner Falcon 9 gemacht. Experten schätzen, dass das Unternehmen etwa 30 Prozent im Vergleich zum Bau einer neuen Rakete spart.

Wiederverwertete Falcon-Rakete

SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell zufolge plant die Firma insgesamt sechs Starts mit wiederverwerteten Falcon-Raketen. Im vergangenen Jahr hatte sie der Agentur Tass zufolge Kunden zehn Prozent Rabatt in Aussicht gestellt, wenn sie eine bereits verwendete Rakete nutzen.

Um die Falcon nach der Landung für einen Neustart aufzubereiten, benötigt SpaceX Berichten zufolge bislang vier Monate. Künftig soll die Prozedur in der Fabrik in Hawthorne (Kalifornien) auf zwei Monate – langfristig sogar auf wenige Tage – verkürzt werden. Offen blieb dem Online-Portal „space.com“ zufolge, ob die neun Triebwerke der Rakete für den Start am Freitag ausgetauscht oder recycelt wurden.

Konkurrenz für sein Konzept wiederverwendbarer Raketen bekommt SpaceX vor allem aus den USA. Die private Firma Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos verfolgt ähnliche Pläne.

Der Milliardär Musk mischt die Branche seit 2002 mit SpaceX auf. 2012 schickte das Unternehmen erstmals als private Firma einen Frachter zur ISS. 2015 gelang die erste Landung einer Falcon 9 nach einer Mission im All. Erst im Februar kündigte Musk an, schon 2018 Weltraumtouristen auf eine „Kreuzfahrt um den Mond“ schicken zu wollen.

Langfristig träumt der in Südafrika geborene Musk davon, fremde Planeten – etwa den Mars – mit Menschen zu besiedeln. Klingt ziemlich verrückt? Der 45-Jährige inszeniert sich gerne als Macher, der Träume wahr werden lässt. Er hat schon das Bezahlen im Internet erneuert (PayPal), US-Haushalte mit Solarstrom versorgt (SolarCity) und Elektroautos in die ganze Welt verkauft (Tesla).

Das Magazin „Forbes“ schätzt Musks Vermögen auf rund 13 Milliarden US-Dollar. Experten verweisen bei Plänen für bemannte Flüge zum Roten Planeten allerdings auf die rund achtmonatige Zeit allein für den Hinflug sowie immense technische Herausforderungen.

Hier können Sie den Start live sehen: